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Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Titel: Die Diagnose: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Gapper
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unverschlossen, und ich schob sie auf, blieb stehen und lauschte.
    »Wer ist da?«, rief ich.
    Keine Antwort, und ich machte mit wild klopfendem Herzen zwei Schritte in die Wohnung, jederzeit bereit, mich umzudrehen und wegzulaufen. Ein Mann saß in einem Lehnstuhl, er hatte sich ein Glas Whiskey eingeschenkt, las meine New York Times und lauschte einer Symphonie von Mahler.
    »Himmel«, sagte ich. »Du hast mich zu Tode erschreckt.«
    »Ich wollte dich überraschen«, erwiderte mein Vater.

20
    Vorläufig wenigstens hatte ich noch einen Job, und so fuhr ich am nächsten Tag ins Krankenhaus, um ihm nachzugehen, nachdem ich mich mit meinem Vater für den Abend verabredet hatte. Er war nicht damit herausgerückt, warum er aus heiterem Himmel aufgetaucht war, hatte allerdings erwähnt, dass Joe ihn angerufen hatte. Der Tag verlief ereignislos, ich hörte nichts weiter von Jim oder Duncan. Es kam mir beinahe vor, als wäre die Affäre Shapiro nur ein Traum gewesen. Ich brachte die fünfundvierzig Minuten mit Arthur Logue hinter mich und wartete dann auf Lauren.
    Der Minutenzeiger wanderte auf der Uhr an der Wand. Fünf Minuten nach fünf, zehn Minuten nach fünf. Jetzt steigt sie aus dem Taxi, dachte ich. Geht durch die Lobby und zeigt den Wachleuten ihren Ausweis. Zwei Minuten vor der verabredeten Zeit lauschte ich auf das Klappern ihrer Absätze im Flur. Außer dem, was sie mir in der Woche zuvor erzählt hatte, wusste ich kaum etwas über sie, doch sie war die einzige Verbindung zu Harry, die mir geblieben war. Alle anderen – Anna, Nora, selbst Joe – hatten mir den Rücken gekehrt. Sogar von Felix hatte ich schon eine Weile nichts mehr gehört.
    Erst als der Minutenzeiger an der Drei vorbei immer weiter nach unten wanderte, wurde mir klar, dass sie nicht kommen würde. Das schockierte mich über alle Maßen. Es war nicht ungewöhnlich, dass Patienten gar nicht auftauchten, und sie war wohl kaum ganz ehrlich zu mir gewesen. Trotzdem war ich mir sicher gewesen, dass sie kommen würde. Warum hatte ich solches Vertrauen in sie?, überlegte ich, während ich dort saß und mich zurückgewiesen fühlte. Weil sie so furchtlos aufgetreten war. Wenn sie beschlossen hätte, nicht mehr zu mir zu kommen, hätte sie es mir persönlich gesagt. Doch als der Zeiger auf die Vier ruckte, wusste ich, dass es keinen Sinn hatte, noch länger zu warten. Ich gab ihr noch zwei Minuten, und dann wählte ich für den unwahrscheinlichen Fall, dass sie einen Unfall gehabt hatte, ihre Handynummer. Vergessen hatte sie unseren Termin auf keinen Fall.
    »Ms Faulkner, hier spricht Dr. Cowper. Wir hatten einen Termin, und ich habe vergeblich auf Sie gewartet. Ich hoffe, es ist alles in Ordnung«, sprach ich auf ihre Mailbox.
    Ich blieb noch zwei Minuten sitzen. »Mist«, sagte ich leise. Ich konnte mit niemandem mehr reden außer mit Baer und Pagonis. Am Tag zuvor war ich in Hochstimmung gewesen wegen meines Entschlusses, die Wahrheit über Harry zu sagen, doch jetzt war ich am Boden zerstört. Das war’s, ich war am Ende. Mein letzter Patient an diesem Tag war in Urlaub, also hatte ich meine Pflichten für heute erledigt. Ich legte mein rot-weißes Namensschild ab und ging zu der Verabredung mit meinem Vater.
    Er saß an einem Tisch in einer Ecke der King Cole Bar im St. Regis Hotel, vor sich einen großen Martini. Das Grinsen des Monarchen auf dem Wandgemälde von Maxfield Parrish hinter der Bar war so unergründlich wie Harrys Grinsen in Riverhead. Für dich mit deiner Pfeife und deinen Pantoffeln und deinen drei Geigern ist alles schön und gut, dachte ich. Wenn ich deinen Job hätte, wäre ich auch glücklich. Der Kellner brachte ein Glas Wein, und mein Vater hob sein Glas, in dem knollige grüne Oliven schwammen , um anzustoßen.
    »Da wären wir wieder. Prost«, sagte er.
    Ich musterte sein Gesicht, während er trank. Es war fahl im weichen Licht der Bar, und die Falten um seine Augen waren tiefer. Der Herzinfarkt hatte ihn altern lassen – er sah älter aus als das unerschrockene Bild von ihm, das ich im Kopf hatte. Er hatte auch abgenommen, und als er am Morgen in meiner Wohnung herumgetappt war, hatten seine Beine unter dem Morgenmantel herausgeragt wie Stöcke. Ich hatte ihm mein Bett überlassen und auf dem Sofa geschlafen. In den frühen Morgenstunden war ich aufgewacht und hatte sein rasselndes Schnarchen gehört, wie ein Nebelhorn in der Nacht.
    »Was machst du hier, Dad?«, fragte ich.
    »Joe macht sich Sorgen um dich. Er sagt, du

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