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Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Titel: Die Diagnose: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Gapper
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glauben Sie mir. Sie wurden schon einmal überfallen. Wollen Sie sich noch mehr in Gefahr bringen?«
    Sie führte mich aus dem Zimmer zurück zur Haustür, doch ihre Frage erstaunte mich. Woher wusste sie von meinem Angreifer im Park? Ich hatte nur Joe davon erzählt.
    »Was meinen Sie damit? Sagen Sie es mir«, sagte ich und packte sie am Arm. »Sagen Sie es mir.«
    »Ich meine, was ich sage. Sie sollten auf sich aufpassen.«
    Mein Vater war nach Washington weitergereist, und ich war allein in meiner Wohnung und dachte an meinen letzten Blick auf Lauren, als sie die Haustür geöffnet hatte, um mich hinauszukomplimentieren. Ich war schockiert gewesen, als sie mich gewarnt hatte, keine Fragen zu stellen, doch das war es nicht, was mich so beschäftigte.
    Das Bild, das auf meine Netzhaut eingebrannt war, war ihr Arm, den sie, im letzten Augenblick bevor ich aus dem Haus getreten war, an mir vorbei ausgestreckt hatte. Als sie den Sicherheitsriegel zurückgeschoben hatte, war mir auf ihrem Handrücken ein Fleck aufgefallen, ein grüner Kreis, der blass auf ihrer Haut schimmerte, und wäre mir sein Anblick nicht vertraut gewesen, wäre er mir gar nicht weiter aufgefallen. Es war der ultraviolette Stempel, den der Vollzugsbeamte mir auf die Hand gedrückt hatte, bevor er mich in Riverhead durch den Käfig gelassen hatte.
    Wir wollen ja nicht, dass die Falschen rausgehen, hatte er mir erklärt und eine Taschenlampe draufgehalten, um ihn zum Leuchten zu bringen. Dann waren die Gittertüren aufgegangen, und ich war in den Besuchsraum gegangen, wo Harry in der Ecke auf mich gewartet hatte. Dort war Lauren am Vormittag gewesen, bevor sie mit aschfahlem Gesicht die Straße heruntergekommen war – in der Strafanstalt bei ihrem Geliebten. Fünf Minuten später hatte ich vor ihrer Tür gestanden und sie nach dem Geheimnis gefragt, das sie, wenige Tage bevor er Greene erschossen hatte, mit ihm geteilt hatte. Dieser Kreis bereitete mir mehr Kummer als ihre Warnung, denn er verriet mir, dass sie und Harry sich immer noch nahestanden. Sie hatten nie den Kontakt abgebrochen – nicht vor dem Mord und auch seither nicht. Ich hatte die ganze Zeit geglaubt, Nora sei Harrys Vertraute, doch da hatte ich mich getäuscht.
    Sollte ich mir ihre Worte zu Herzen nehmen und mich sozusagen aus der Schusslinie bringen, indem ich die Finger von der abenteuerlichen Aufgabe ließ, die Wahrheit über Harry herauszufinden? Mein Vater hatte die Stadt verlassen, und sonst sprach niemand mit mir, also wäre es leichter und weniger riskant, es zu lassen. Doch ich war in Fahrt gekommen, und Laurens Worte hallten als Provokation in meinem Kopf wider, nicht als Abschreckung. Schön, ich hatte meinen Job verloren, doch ich würde mich, zum Teufel noch mal, nicht von Harry benutzen lassen.
    Wenn sie mir nicht verriet, was zwischen ihnen vorgefallen war, dann würde ich es an dem Ort herausfinden, wo alles angefangen hatte.

21
    Seligman Brothers nahm am Broadway einen ganzen Block ein, und wenn man die Straße hinunter in Richtung Times Square blickte, war die Grenze zwischen der Finanzwelt und der Welt der Unterhaltung kaum festzustellen. Die bunten Leuchtreklametafeln am Times Square übertrafen die Frühlingssonne mit Werbung für Filme und Unterhaltungselektronik, während über das Seligman-Gebäude farbig pulsierende Leuchtstreifen mit Aktienkursen aus der ganzen Welt liefen.
    Ein solcher Streifen war ein Ticker mit den Kursständen der New York Stock Exchange, die Tickersymbole jeweils begleitet von einer roten oder grünen Zahl – BRK, ABK, TCI, GS, USX. Ich hatte keine Ahnung, wofür sie standen, doch ich wusste, dass sie anderen Menschen sehr viel bedeuteten. Darin verborgen waren Vermögen, die ständig wuchsen und schrumpften.
    Ich saß in einem »Gartencafé«, einer Ansammlung weißer Metallstühle in einem Hof, wo an einer Wand ein Wasserfall hinunterplätscherte. Ein schmaler Sonnenstreifen schaffte es bis hierhin, der Rest lag im Schatten der Wolkenkratzer. Ich legte den Kopf in den Nacken, um an den vierzig Etagen des Seligman-Gebäudes hinaufzuschauen, einer ausdruckslosen Wand aus Glas und Stahl. Hoch oben über dem Turm flog ein kleiner Jet vorbei, zog einen dünnen weißen Streifen ins Blau und machte mich schwindlig. In meiner Nähe saßen zwei Büroangestellte – ein Mann und eine Frau – über zwei auseinandergezupften Croissants und unterhielten sich flüsternd mit gesenkten Köpfen. Handelten sie einen Deal aus, oder hatten sie ein

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