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Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Titel: Die Diagnose: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Gapper
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dieselbe Aura. Hatte Harry sich deswegen in die beiden Frauen verliebt?, überlegte ich. Weil sie beide so etwas wie einen sicheren Hafen für seinen unkontrollierbaren Zorn boten?
    Lauren war nicht zu Hause, und ich ging die Straße entlang in ein Café, um auf sie zu warten. Ich wusste, dass sie zurückkommen würde, es war ein warmer Samstagvormittag, und das Wall Street Journal lag auf dem Wohnzimmertisch, die Banderole noch darum. Sie hatte sie wohl hereingeholt, bevor sie aus dem Haus gegangen war. Ich hatte sie noch einmal angerufen, seit sie Anfang der Woche nicht zu ihrem Termin gekommen war, doch sie hatte nicht zurückgerufen. Für das, wozu sie zu mir gekommen war, hatten zwei Treffen ausgereicht, und wenn ich mehr herausfinden wollte, musste ich zu ihr gehen. Ihre Adresse war in meinen Unterlagen gewesen, doch es hatte mich einige Überwindung gekostet, dem Rat meines Vaters zu folgen.
    Vier Stunden später, nach der Mittagszeit, sah ich sie in einem hellen Mantel die Straße herunterkommen. Ich ließ sie ins Haus gehen und gab ihr fünf Minuten Galgenfrist. Erst als ich die Stufen zu ihrer Eingangstür hochstieg und gerade klopfen wollte, überkam mich Hoffnungslosigkeit. Wieder verfolgte ich eine von Harrys Frauen, klopfte an eine verschlossene Tür. Ich war schon zu Nora und Anna gegangen und hatte nichts erreicht. Meine Mission war hoffnungslos – Harry war der Einzige, der wusste, warum er es getan hatte. Ich hatte eine Chance gehabt, es von ihm zu erfahren, und hatte sie nicht genutzt. Was mache ich hier eigentlich?, fragte ich mich. Ich kam mir vor wie ein Stalker, der nicht von dem Objekt seiner Obsession lassen kann.
    Als Lauren die Tür öffnete, hatte sich etwas verändert. Es war nicht nur der Schock, mich zu sehen, und die vor Missfallen gerunzelte Stirn. Es war noch etwas anderes. Sie war nicht mehr die kontrollierte Frau, die in mein Büro gekommen war und ihre Geschichte erzählt hatte. Sie wirkte verzweifelt und hilflos. Ihr Gesicht war ausdruckslos wie das einer genervten Filmdiva, die vom Blitzlichtgewitter der Paparazzi überrascht wurde, und sie zögerte, bevor sie ein Wort herausbrachte.
    »Dr. Cowper«, sagte sie.
    »Können wir uns kurz unterhalten? Es dauert nicht lange.«
    Sie verharrte benommen, als versuchte sie, meine Gegenwart mit dem in Einklang zu bringen, woran sie vorher gedacht hatte. Dann trat sie zur Seite, bat mich herein und führte mich den Flur hinunter in ein Wohnzimmer, das von einem großen Eichentisch dominiert wurde. Sonnenlicht strömte durch die hinteren Fenster, deren Rahmen oben mit einem Halbrund abschlossen. Der Verkehrslärm von der Straße war nur leise zu hören, es war ein friedlicher Rückzugsort.
    »Sie möchten mir etwas sagen?«, fragte sie.
    Wir standen noch, denn sie hatte mir keinen Stuhl angeboten, und es deutete auch nichts darauf hin, dass sie es vorhatte. Sie erweckte den Eindruck, als wollte sie mich so schnell wie möglich wieder loswerden, damit sie wieder über das grübeln konnte, was ihr auf der Seele lag.
    »Sie sind nicht zu unserem Termin gekommen«, sagte ich.
    »Ich wollte nicht«, sagte sie knapp und gewann allmählich etwas von ihrer früheren Sicherheit zurück. »Es tut mir leid, dass ich nicht zurückgerufen habe. Ich hatte es vor. Stellen Sie Ihren Patienten immer so nach?«
    »Nein, aber Sie sind auch eine ungewöhnliche Patientin.«
    Sie zog die Augenbrauen hoch. »Wie das?«
    »Sie wissen, was ich meine. Sie haben mich nicht aus einer Liste in einer Zeitschrift ausgesucht. Sie sind zu mir gekommen, weil ich Mr Shapiro behandelt habe. Sie wollten dafür sorgen, dass ich niemandem etwas von Ihrer Beziehung erzählen kann.«
    »Das klingt viel zu ausgefuchst für mich«, erwiderte sie.
    »Sie sind eine intelligente Frau.«
    »Was wollen Sie von mir?«, fragte sie.
    »Sie haben behauptet, Sie hätten Mr Shapiro nicht mehr gesehen, seit Sie Seligman verlassen haben, aber das stimmt nicht. Nur eine Woche bevor er Marcus Greene erschossen hat, haben Sie ihn in East Hampton besucht. Warum?«
    Lauren strich mit einer Hand über den Tisch und tippte dann ein paarmal darauf, als wäre sie zu einem Entschluss gekommen. Sie wirkte jetzt resoluter, mehr wie die Frau, die ich kennengelernt hatte. Sie trat vor und legte eine Hand auf meinen Arm, wie um sicherzugehen, dass ich ihr zuhörte, und sah mich mit erbittertem Blick an.
    »Ich möchte, dass Sie jetzt gehen. Sie sollten nicht solche Fragen stellen. Das ist keine gute Idee,

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