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Die Dichterin von Aquitanien

Titel: Die Dichterin von Aquitanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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einem riesigen Heer nach Verneuil, das von uns belagert wurde. Als Louis von Frankreich die zahlreichen Gegner sah, zog er sich zurück.«
    »Ein Feigling ist er schon immer gewesen«, warf Aliénor bissig ein.
    »Wir versuchten, den König abzuwehren, aber es gelang uns nicht«, fuhr Jean mit steinerner Miene fort. »Jetzt zieht er Richtung Bretagne. Richard bittet Euch, sogleich nach Paris aufzubrechen. Henri betrachtet Poitiers als Teil seiner Ländereien und könnte jederzeit hier eintreffen. Ihr seid nicht in Sicherheit, Hoheit.«

    Aliénor fuhr auf.
    »Ich laufe nicht gleich nach der ersten Niederlage davon, vor allem nicht zu Louis, der mich im Stich ließ«, entgegnete sie stolz. »Woher hat mein geliebter Gemahl denn plötzlich ein so großes Heer? Hat er über Nacht die Kunst der schwarzen Magie erlernt und die Dämonen der Hölle gerufen?«
    Sie stieß ein böses Lachen aus.
    »Etwas in der Art«, erklärte Jean erschöpft. »Doch es waren keine Dämonen, die er rief, sondern Söldner und mittellose Ritter, die vom Raub lebten. Euer Gemahl muss Boten in alle seine Ländereien geschickt haben, um diese Routiers anzuwerben. Er versetzte sogar sein diamantbesetztes Krönungsschwert, damit er sie angemessen entlohnen kann.«
    Eine Weile blieb es still. Ein solches Vorgehen war unerhört, denn ein Herrscher hatte Vasallen, keine angeworbenen Krieger. Doch gleichzeitig war es eine geniale Idee des Monarchen gewesen.
    »Wie schlau er ist«, murmelte Aliénor mit einem Hauch von Anerkennung in ihrer Stimme. »Durchtrieben wie der Teufel in Person.«
    Dann stand sie auf.
    »Lauf und wecke Raoul de Faye. Den Konnetabel Saldebreuil brauche ich auch«, befahl sie ihrer Zofe, die blass und ängstlich in der Ecke kauerte. »Bisher haben wir nur eine Schlacht verloren, nicht den ganzen Krieg. Der Ritter soll sich zurückziehen. Er braucht sichtlich etwas Erholung.«
    Marie warf Aliénor einen dankbaren Blick zu. Auf dem Weg in ihr Gemach legte Jean seinen Arm um ihre Schultern, und sie verstand die wortlose Bitte, ihn zu stützen. Hawisa hatte pflichtbewusst einen mit warmem Wasser gefüllter Zuber besorgt, doch Jean schwankte gleich zu dem Bett und fiel wie ein Toter auf die Matratze. Marie zog ihm die Stiefel aus und schob ein Daunenkissen unter seinen
Kopf. Es war warm, sie musste ihn nicht zudecken. Erschöpft streckte sie sich neben ihm aus. Seine Stirn brannte, doch sie hoffte, dass der Schlaf ihm guttun würde. Trotz aller beunruhigenden Ereignisse war sie einfach nur glücklich, ihn wieder an ihrer Seite zu haben. Solange er hier in ihrem Gemach lag, konnte er in keiner Schlacht sterben wie Robert. Ihre Augen fielen zu, und sie schlief wie ein Stein.
    Als das Tageslicht sie weckte, regte sie sich und spürte den vertrauten Körper an ihrer Seite. Erfreut fuhr sie auf, beugte sich über Jeans Gesicht.
    Seine Lider waren geschlossen. Der Atem rasselte in seiner Brust, und er zitterte am ganzen Leib.

10. Kapitel
    M it Hawisas Hilfe entfernte Marie die Kleider von Jeans Körper und legte ihm ein mit kaltem Wasser getränktes Tuch auf die Stirn. Die Wunde an seinem Arm war in einen Verband gewickelt, den das Blut durchtränkt und dunkel verfärbt hatte. Als sie daran zogen, schrie Jean auf. Seine Augen glänzten immer noch fiebrig, aber zumindest schien er seine Umgebung wahrzunehmen. Marie reichte ihm einen Becher Wasser. Er leerte ihn gierig, sank dann wieder in die Kissen.
    »Mir ist so elend, ich kann mich kaum bewegen. Aber irgendwie muss ich zu meinem Onkel und dann zurück zu Richard kommen«, murmelte er mit so viel Verzweiflung in der Stimme, dass Marie ihn packen und schütteln wollte. »Du bist krank und wirst hier liegen bleiben, bis du herumspringst und Purzelbäume schlägst. Sonst sperre ich dich ein«, drohte sie. Der Herzschlag hämmerte in ihren Ohren, und ihre Hände zitterten leicht. Zum letzten Mal hatte sie derartige Angst empfunden, als Guillaume bewusstlos vor der Ruine gelegen war.
    »Die Wunde sieht nicht gut aus, finde ich«, verstärkte Hawisa ihre Panik. Marie zwang sich, so ruhig wie möglich hinzusehen. Auch wenn sie sich kaum mit der Heilkunst auskannte, entsetzte sie der Anblick einer rot geschwollenen Stelle, wo schwarze Hautränder offenes Fleisch freigaben. Fauler Geruch stieg in ihre Nase.

    »Es ist nur ein Kratzer. Der Medicus hat es bereits ausgebrannt«, stieß Jean hervor, doch tief in seinen Augen las Marie ebenjene Angst, die sie selbst quälte. Er mochte sich einreden,

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