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Die Dichterin von Aquitanien

Titel: Die Dichterin von Aquitanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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angebracht war, doch David ben Jehuda antwortete ohne Zögern.
    »Nicht zu Gunsten der Aufständischen. Der englische König ist ein kluger Mann. Niemand kann sich mit ihm messen, auch seine schöne, eitle Gemahlin nicht.«
    Marie stellte ihr Glas Sherbet empört auf den Tisch. Hatte der Arzt vergessen, wie Henri mit seinem Sohn umgesprungen war?
    »Der König terrorisiert seine Untertanen durch hohe Steuern und harte Strafen. Er ist unbarmherzig gegenüber allen, die sich ihm nicht völlig unterwerfen wollen«, rief sie. Sosehr sie manchmal an Aliénor gezweifelt hatte, wollte sie ihre Königin nicht von anderen Menschen geschmäht wissen. Sie hörte den jüdischen Arzt murren. Plötzlich ertönte die Stimme seiner Frau Hadessa. Ein fremder Akzent schwang in ihren Worten, doch das Französisch war fehlerfrei.
    »Wir wissen, dass Ihr eine Dame der Königin seid, und verstehen, weshalb Ihr sie verteidigt. Doch hat der englische König unserem Volk stets Schutz gewährt.«
    Marie wandte sich zu ihr um. Das Gesicht unter dem Kopftuch war schmal und fein geschnitten. Sie erkannte die großen, leidenschaftlichen Augen Meirs.
    »Auch die Königin würde euren Leuten nicht schaden, wenn sie alle Macht besäße«, entgegnete sie.
    »Sie selbst vielleicht nicht, aber was ist mit den Söhnen?«, mischte David ben Jehuda sich wieder ins Gespräch. »Der bärbeißige Henri mag manchmal unleidlich sein, doch rief er niemals zum Kreuzzug und zum damit zum straffreien
Schlachten aller Menschen, die nicht christlichen Glaubens sind.«
    Marie fand den Verlauf des Gesprächs nicht unbedingt erfreulich. Sie überlegte angestrengt, wie sie es in weniger stürmische Bahnen lenken konnte, da hörte sie Jean Luft holen.
    »Es gibt viele Gründe für einen Kreuzzug, mein Herr. Nicht alle Kreuzritter hassen Menschen anderen Glaubens. Manche suchen einfach das Abenteuer oder hoffen, in Outremer Land zu gewinnen«, erklärte er. David ben Jehuda verzog das Gesicht, denn offenbar hielt er nicht viel von abenteuerlustigen Männern ohne Land, aber mit Waffen in den Händen. Meir räusperte sich verlegen, als sei er ebenso wenig begeistert über den Verlauf der Unterhaltung wie Marie.
    »Als der letzte Kreuzzug begann, wurde meine ganze Verwandtschaft in Ham von einem rasenden Mob erschlagen«, warf Hadessa plötzlich ein, ohne auf den mahnenden Blick ihres Sohnes zu achten. Ihr blasses Gesicht hatte Farbe bekommen, als glühe sie innerlich, obwohl ihre Stimme gefasst klang.
    »Menschen, die jahrelang friedliche Nachbarn gewesen waren, redeten plötzlich von Christusmördern, die gestraft werden mussten.«
    »Zu solchen Ausschreitungen würde die Königin es niemals kommen lassen, wenn sie allein zu entscheiden hat. Es war damals sicher die Schuld ihres ersten Gemahls Louis, dem es an Durchsetzungsvermögen mangelt«, entgegnete Marie sogleich. Sie sah erstaunte und zweifelnde Augenpaare auf sich ruhen. Dann fiel ihr Richards verbissen entschlossenes Gesicht wieder ein. Er wollte nach Outremer, um sich von seinen Sünden reinzuwaschen und ein edler Ritter zu werden.
    »Die Königin wird auch ihre Söhne unter Kontrolle halten«,
fügte sie mit Nachdruck hinzu. Doch tief in ihr nagte leise die Unsicherheit.
    Osman brachte ein weiteres Gericht herein. Falls ihm das betretene Schweigen auffiel, so war er zu sehr Diener, um es sich anmerken zu lassen. Mit Pfeffer gewürzter Rinderbraten wurde auf den Tisch gestellt. Mit kleinen Messern und Händen begannen die Anwesenden, Stücke davon abzutrennen. Marie griff ebenfalls zu, um sich irgendwie abzulenken, obwohl die Aufregung ihren Appetit gedämpft hatte. Ihre Gedanken kreisten wieder um den Hof von Poitiers, den sie während Jeans Krankheit aus ihrem Bewusstsein verdrängt hatte. Jean lobte höflich das Essen und zauberte dadurch endlich ein Lächeln auf Hadessas Gesicht. Marie stellte erleichtert fest, dass man ihnen beiden zumindest keine Schuld an der Ermordung der Verwandtschaft in Ham gab. Sie nippte an ihrem Becher und fragte, ob der Wein aus der Gegend um Bordeaux stamme, denn er erinnerte sie ein wenig an jenen schweren, satten Roten, den Jeans Eltern verkauften. Schließlich sorgte die Erwähnung, dass der Ritter am Tisch Winzer in der Familie hatte, für weitere Entspannung. Hadessa erkundigte sich, wie viel sie für ein Fass verlangten und ob es bei ihnen auch gewürzten Claret zu beziehen gäbe. Offenbar konnte sie sich weitaus mehr für Weinbauern erwärmen denn für Ritter.
    »Stimmt es,

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