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Die Diebe von Troja - ein Abenteuer um Heinrich Schliemann

Die Diebe von Troja - ein Abenteuer um Heinrich Schliemann

Titel: Die Diebe von Troja - ein Abenteuer um Heinrich Schliemann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Vry
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getaner Arbeit hier erschien.
    »Da, da bewegt sich etwas.« Jannis starrte gebannt zu dem Gebäude hinüber. Sie beobachteten eine Frau beim Versorgen einiger Hühner vor dem Haus, hörten das Geschrei eines kleinen Kindes aus einem der Fenster, sahen ein junges Mädchen das Haus betreten ... Sie warteten und warteten, sahen die Sonne ihren höchsten Stand verlassen und sich langsam dem Horizont nähern, beobachteten Dorfbewohner ihren Geschäften nachgehen und ihre Besorgungen machen, doch von Spyros fehlte jede Spur.
    Plötzlich schraken die Jungen zusammen.
    »Was macht ihr hier?«, fragte eine hohe, durchdringende Stimme.
    Jannis und Nikos sahen sich um. Vor ihnen stand Zoe. Nikos sprang auf. »Du schon wieder? Hatten wir dir nicht gesagt, dass wir dich nicht mehr in unserer Nähe sehen wollen?« Er baute sich breitbeinig und mit in die Hüften gestemmten Fäusten vor der Kleinen auf. Zoe ließ sich davon nicht beeindrucken und redete mit übertrieben lauter Stimme weiter: »Ich weiß, was ihr hier macht!«, ließ sie die Jungen wissen. »Ich wohne nämlich da drüben, neben Spyros, und beobachte euch schon seit einer ganzen Zeit.«
    »Ach ja?«, fragte Nikos spöttisch, doch sein Spott blieb ihm im Halse stecken, als er merkte, was Zoe vorhatte: Während sie mit eindringlicher Stimme auf ihn und Jannis einredete, zog sie die Aufmerksamkeit der Vorübergehenden auf sich, die neugierig zu ihnen herübersahen.
    »Was willst du, du Kröte?«, zischte Nikos ihr böse zu.
    Zoe antwortete siegessicher und ohne zu zögern, aber leiser als zuvor: »Ich will mit euch zusammen die beiden Diebe suchen!«
    Nikos stöhnte auf: »Da kommst du zu spät! Einen Dieb haben wir nämlich schon, er wohnt da drüben und heißt Spyros!«
    »Nein, das glaube ich nicht. Spyros würde nie einen Diebstahl begehen. Ich kenne ihn viel besser als ihr. Er ist mein Freund«, widersprach Zoe heftig. »Wenn ihr mich mitmachen lasst, dann verrate ich euch etwas. Etwas Interessantes. Es hat mit Gold zu tun. Wenn nicht, gehe ich morgen zu Schliemann und erzähle ihm alles, was ich über euch weiß!«
    Nikos wurde sauer: »Mit Gold, sagst du? Du hältst dich wohl für ganz schön clever, was? Willst uns drohen und von hier weglocken, ja? Damit du deinen Spyros warnen kannst, stimmt’s? Aber nicht mit mir. Ich werde mich nicht für eine Sekunde von hier entfernen. Jetzt erst recht nicht!« Er starrte Zoe wütend an, doch dann hellte sich seine Miene ein wenig auf: »Ich hab’s!« Er nahm seinen Bruder ein Stück zur Seite und flüsterte ihm etwas zu, das Zoe nicht hören sollte: »Dieses kleine Schlitzohr will Spyros warnen, wetten? Wir machen es aber anders, als sie denkt: Ich bleibe hier, warte auf Spyros und behalte ihn im Auge. In der Zwischenzeit gehst du mit Zoe los. Mal sehen, was für eine komische Geschichte sie sich ausgedacht hat. Irgendwas mit Gold? Dass ich nicht lache!«
    Jannis sah Nikos an. Was blieb ihm für eine Wahl? Wenn er seinem großen Bruder widerspräche, würde Nikos ihm wieder unterstellen, er, der Hasenfuß, würde sich nicht trauen, irgendetwas ohne ihn zu machen. Er seufzte. Nikos hätte nicht ganz unrecht, aber gleichzeitig beruhigte er sich: In welche Gefahr konnte ihn ein kleines Mädchen schon bringen?
    Also machten sich Zoe und er auf den Weg durch das Dorf, überquerten einige kleine Sandwege, bogen nach links, dann nach rechts. Immer wieder drehte sich Zoe um, als suchte sie etwas. Plötzlich blieb sie abrupt stehen und flüsterte Jannis zu: »Sieh mal, die Alte da drüben. Die wollte ich dir zeigen. Seit heute Morgen läuft sie schon so durch unser Dorf!« Mit einer leichten Kopfbewegung deutete Zoe auf eine dicke Frau, die auf der Hauptstraße an ihnen vorbeispazierte und auf deren wankendes Hinterteil sie nun grinsend blickten. Erhobenen Hauptes und mit einem langen dunkelblauen Gewand bekleidet, stolzierte sie durch den Ort, langsam und majestätisch, so weit ihre ausladenden Hüften dies zuließen. Aus ihren Augenwinkeln beobachtete sie aufmerksam, ob man sie beachtete und ob ihr Auftritt die erhoffte Wirkung hatte. Ja, offenbar: Ihre in die Breite gezogenen Mundwinkel, überhaupt ihr ganzer Gesichtsausdruck zeigten, dass sie zufrieden war, mehr Aufmerksamkeit konnte man kaum erregen: Einige der Dorfbewohner steckten ihre Köpfe zusammen und begannen zu tuscheln. Kinder hörten auf zu spielen und starrten der Alten neugierig und mit offenen Mündern hinterher.
    »Was ist denn mit der los?« Jannis tippte

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