Die Diebe von Troja - ein Abenteuer um Heinrich Schliemann
langen Zeit endlich wiedersah, hatte er nur eines im Sinn: Auch sie sollte sterben, ihre Strafe bekommen, sie, die zusammen mit Paris so viel Leid über die Menschen gebracht hatte. Er erhob sein Schwert, holte zum todbringenden Schlag aus, um ihrem Leben für immer ein Ende zu setzen. Doch er ahnte nicht, dass sich noch jemand für die ganze Geschichte verantwortlich fühlte: die Göttin Aphrodite, die die Liebe zwischen Paris und Helena ja überhaupt erst entfacht hatte. Als Aphrodite sah, dass Helena in Lebensgefahr schwebte, griff sie zu der einzigen Waffe, die sie besaß, nämlich zur Liebe. Sie ließ ihren kleinen Sohn Eros einen Pfeil auf Menelaos abfeuern. Obwohl er ihn direkt ins Herz traf, tötete er ihn nicht, sondern bewirkte, dass sich Menelaos erneut in Helena verliebte, sodass er ihr alles verzieh ...«
Für einen Moment war es still im Raum und Dimmi schaute seine Zuhörer Beifall heischend an. Jannis undNikos seufzten erleichtert: Wenn Dimmis Trojanischer Krieg ein Ende gefunden hatte, konnten sie endlich das Haus verlassen!
Eine letzte Bemerkung fügte Dimmi ganz in Gedanken versunken hinzu: »Die Liebe ist eine göttliche Macht, vielleicht die größte, die es gibt. Manchmal trifft man sie dort, wo kein Mensch sie vermuten würde, dort, wo Aphrodites Pfeil zwei Menschenherzen für immer miteinander verbindet. Das war schon früher so und daran hat sich bis heute nichts geändert.«
Im selben Moment klopfte es erneut an der Tür. Diesmal stand Elena auf und kam mit einem großen, breitschultrigen Mann zurück ins Zimmer: Yannakis, Kyrie Schliemanns Vorarbeiter. Er grüßte kurz, wünschte dem Verletzten gute Besserung und überreichte ihm ein verschnürtes Päckchen. »Das ist für dich, Jorgos.« Der Vater streckte mühsam seine Hand danach aus. »JS« war in großen, gut lesbaren Buchstaben daraufgeschrieben. Jannis erschrak und Nikos stürzte sich auf den völlig verdutzten Vater, riss ihm das Geschenk mit den Worten »Mach das nicht auf, Babà !« aus der Hand und schleuderte es mit voller Wucht von sich.
Das Paket prallte gegen die Wand. Augenblicklich ergoss sich ein Regen aus Geldscheinen auf den Boden.
»Was soll denn das?« Die Stimme der Mutter klang scharf und durchdringend.
Auch der Vater ließ einen schwachen Aufschrei hören: »Nikos, was soll das?« Dann wandte er sich voller Staunen an den Gast: »Geld? So viel Geld bringst du, Yannakis?«Der Vater verstummte und sah seiner Frau zu, wie sie die Scheine aufsammelte und zu einem dicken Stapel bündelte.
»Ja, du darfst es behalten. Von der Grabung. Damit es dir bald besser geht. Und damit du den Unfall schnell vergisst und damit du niemandem erzählst, was passiert ist ...«, stammelte Yannakis unbeholfen.
Die Brüder sahen sich erstaunt an.
Nachdem er damit seine Aufgabe erledigt hatte, drehte sich Yannakis unbeholfen um, würdigte den von Elena angebotenen Tee keines Blickes und verließ mit kurzem Gruß das Haus. Während die Mutter in Gedanken die Summe überschlug, fand sie als Erste die Worte wieder und rief freudestrahlend: » Agapi mou, das wird für mehrere Ziegen und etliche Hühner reichen ...«
»Ist der alte Kyrie Schliemann auf eine Goldader gestoßen?« Dimmi hielt seine Gedanken nicht zurück, sondern sprach sie laut aus. »Eine schöne Sache, dass er dir Geld zahlt, obwohl du in der nächsten Zeit erst einmal im Bett bleiben wirst. Aber so viel? Was hat das zu bedeuten, Jorgos? Damit du niemandem erzählst, was passiert ist? Was meint Yannakis damit? Sehr merkwürdig!«
»Ja, ein merkwürdiger Kauz, dieser Schliemann.« Beim Blick auf die vielen Geldscheine klang Stavroulas Bemerkung über den seltsamen Archäologen fast wie ein bewunderndes Kompliment.
Dimmi ergriff noch einmal das Wort: »Ja, ist dieser Schliemann nicht bemerkenswert? Kommt hierher, um Troja zu suchen. Viele Gelehrte halten Troja für die Erfindungjenes alten Dichters Homer. Und denen, die an Troja glauben, fehlt eines: der Beweis dafür, dass es die Stadt wirklich jemals gegeben hat. Kyrie Schliemann ist der Erste, der auf eine ebenso einfache wie geniale Idee gekommen ist: auf die Idee, nach Troja zu suchen, nicht in Büchern, sondern genau hier, in Hissarlik, indem er einfach danach gräbt. Viele Mauern habt ihr auf der Grabung schon gefunden, das wisst ihr selbst. Wenn er doch bloß endlich den Beweis für das finden würde, was er sucht, etwas, das der ganzen Welt zeigen könnte, dass hier einmal eine mächtige, prächtige Stadt
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