Die Diener Der Eosi
unverschämt von dieser Frau, verlangt Diener und eine sichere Unterkunft. Vielleicht, wenn sie ein einziges Mal am eigenen Leib erfährt, wie … beruhige dich, Kris, es ist doch nicht Milistas Schuld.
Sie fertigte die restlichen unerwarteten und fast ausnahmslos unglücklichen Gäste ab. Dabei war sie so sehr damit beschäftigt gewesen, sie aus dem Schiff zu komplimentieren, daß sie nicht mitbekommen hatte, daß auf der anderen Seite der Rampe Menschen an Bord der KDL gingen. Einige trugen lediglich Werkzeuge, während andere überzähliges Baumaterial an Bord schleppten.
Die letzten trafen ein, als die letzte Cattenifamilie von insgesamt sieben Personen zu Hütte 35 gebracht wurde. Es verschlug Kris den Atem, als Sarah augenzwinkernd an ihr vorbeiging. Joe befand sich dicht hinter ihr, beladen mit Zimmermannswerkzeug. Sandy stieg als letzte die Rampe hinauf.
»Sie haben Diener verlangt«, meinte Kris mit kaum unterdrücktem Zorn leise zu Sandy, die in schallendes Gelächter ausbrach.
»Soweit kommt das noch. Habt ihr gehört, was Kris gerade erzählt hat?« Und Sandy gab die Bemerkung weiter und löste damit Gelächter und überraschte Rufe aus.
Kris war im Begriff, die Rampe wieder einzufahren, aber dann hielt sie inne und schaute hinunter auf das stille Tal.
Die Szene war irgendwie fremd, beunruhigend. Nicht eine Menschenseele war zu sehen, und die Kantine und die Wohnquartiere wirkten genauso leer und verlassen wie zu dem Zeitpunkt, als das Schiff gelandet war.
»Kris?« Sandy kam zu ihr und blieb neben ihr stehen. »Was ist los?« Sie runzelte die Stirn. »Was stimmt mit ihnen nicht? Sind sie uns böse?«
Kris lauschte aufmerksam, aber abgesehen von einem gelegentlichen seltsamen mechanischen Knarren oder Quietschen oder einem Zischen in einer Versorgungsleitung hörte sie noch nicht einmal ein Weinen oder zornige Stimmen.
»Zum Teufel, jedes normale Kind wäre längst draußen, um sich umzuschauen.«
»Vielleicht kommen sie heraus, wenn wir erst einmal weg sind«, sagte Kris. »Sie dürften einen ganz schönen Schock erlitten haben.«
»Heh! Es wird allmählich Zeit!« Sandy ergriff Kris’ Arm und zog sie ins Schiff. »Wissen Sie, wie man das schließt?«
Beinahe geistesabwesend betätigte Kris den rechten Schalter, und die Rampe schob sich zusammen und verschwand im Schiff. Die Frachtluke gab ein tiefes, gut geöltes Rumpeln von sich, als sie sich schloß. Kris schlenderte danach durch den Korridor zur Brücke.
»Sind wir soweit?« fragte Raisha und schaute von ihrem Vorflug-Check hoch.
»Kann ich auf einem Schirm einen Blick nach hinten bekommen, Raisha, und würden Sie bitte langsam aufsteigen, hm?«
»Klar, Emassi Khriss, wie Sie wünschen, Emassi Khriss.« Kris lächelte über Raishas Scherz.
»Sie spielen die Emassi einfach perfekt«, sagte Gino und tauchte aus der Kabine des Kapitäns auf. Er hatte einen Umschlag in der Hand, und sein Gesicht war ausdruckslos, als er ihn ihr reichte.
»Bitte alles auf Startposition«, verkündete Raisha in warnendem Tonfall. Allerdings war es bei einem derart langsamen Aufstieg nicht nötig, sich anzuschnallen.
Kris betrachtete den hinteren Sichtschirm so lange sie konnte, aber das Tal wirkte noch immer völlig unbewohnt, soweit sie erkennen konnte. Dann hatte die KDL die das Tal abschließende Mauer überflogen und ging auf Heimatkurs in Richtung Retreat.
»Gut gemacht, Kris«, sagte Ray und legte ihr anerkennend eine Hand auf die Schulter. Dann deutete er schweigend auf die Kapitänskabine, die Gino soeben verlassen hatte.
Kris betrachtete den Briefumschlag in ihrer Hand, als sie sich zu der Kabine begab, in der sie ungestört wäre. Sie hatte eine schreckliche Ahnung, was sie wahrscheinlich in dem Brief zu lesen bekam. Sie schloß die Schiebetür, ließ sich auf der nächstbesten Sitzgelegenheit nieder und betrachtete die Nachricht. Sie stand auf dem Kopf, und Zainals prägnante Handschrift erzeugte aus diesem Blickwinkel ein hübsches Muster aus ihrem Namen.
Sie drehte den Brief um. »Kris.« Sie las den Namen laut vor.
»Nun, auch wenn ich noch länger warte, wird sich am Inhalt sicher nichts ändern«, murmelte sie und öffnete den zugeklebten Umschlag mit einem Fingernagel. Sie holte den Brief heraus und strich den Umschlag auf der Tischplatte glatt. Dabei riß sie eine Ecke des Briefumschlags ab.
Es waren zwei Bögen Briefpapier. Nun, er neigte dazu, quer über eine ganze Seite zu schreiben, wobei die Linien absolut gerade waren … als
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