Die Diener Der Eosi
Landkarte von der Ostküste des Kontinents, wobei sie sich auf Messungen stützte, mit denen Kris’ Erkundungstrupp zurückgekehrt war. »Ich werde mich niemals an die langen Tage hier gewöhnen. Geschweige denn an die langen Nächte. Ich wecke Sie, wenn Zane sich rührt. Ich sage immer, Hunde und Kinder soll mal schlafen lassen, so lange sie wollen.«
Es gab einige Etagenbetten für den Nachtdienst. Zwei untere waren bereits besetzt, daher kletterte Kris so leise wie möglich in ein Hochbett und schlief gleich darauf ein.
Ein schmatzender feuchter Kuß weckte sie. Es war eindeutig ihr geliebter Sohn, der es geschafft hatte, die Leiter am Kopfende ihres Bettes hinaufzuklettern.
»Hey, Kleiner, du weißt doch eigentlich noch gar nicht, wie man auf Leitern herumsteigt«, sagte sie und schwankte zwischen Angst wegen des Risikos, das er eingegangen war, und Stolz darauf, daß er es tatsächlich versucht hatte.
Er kicherte vor Freude über seine Leistung, während Kris eigentlich nur froh war, daß er dieses kleine Abenteuer unversehrt überstanden hatte. Wenn sie das nächste Mal hier schlafen sollte, würde sie die Leiter vorher wegnehmen.
Kris schob die Decke zurück und sprang aus dem Bett auf den Fußboden hinunter. Sie streckte ihm die Arme entgegen. Er warf sich ihr, ohne zu zögern, entgegen und kreischte vor Freude, als sie ihn auffing. Schnell verließ sie den Schlafraum, in dem immer noch zwei Betten belegt waren.
Zane war gut aufgelegt, und da es Essenszeit war, spazierten sie Hand in Hand in den Speisesaal, in dem aufgeregtes Gedränge herrschte. An so langen Tagen wurden gewöhnlich vier bis fünf Mahlzeiten angeboten: ein kräftiges Frühstück, ein Vormittags-Sandwich, ein dreigängiges Mittagessen, ein Stück Obst und ein Sandwich am Nachmittag und schließlich ein ausgiebiges Abendessen. Ein Imbiss zur Nachtzeit bestand aus Brot- und Kuchenresten und allem, was verzehrt werden mußte, weil es sich nicht länger aufbewahren ließ. Kräutertee und – da der Frühling allmählich in den Sommer überging – Fruchtsäfte wurden zu jeder Tageszeit angeboten. Der Küchendienst arbeitete in mehreren kurzen Schichten, hatte aber trotzdem einen Zwölf-Stunden-Tag. Die Essenszubereitung war schon mal eine Strafe für kleinere Verstöße gegen die Gesetze der Kolonie, trotzdem nahm jeder regelmäßig diese Aufgaben wahr. Der große Unterschied hier auf New Land war der, daß die Nahrungsmittel nicht mehr gepflückt, ausgegraben, geangelt oder ausgenommen werden mußten. Das hatten andere Gruppen bereits erledigt.
An der nördlichen Wand der Halle hingen die Listen und Zeitpläne, so daß niemand sich damit entschuldigen konnte, nicht gewußt zu haben, wo er jeweils eingesetzt wurde. Besucher der Kantine schauten gewöhnlich vor oder nach ihrer Mahlzeit nach, welches ihre Pflichten am nächsten Tag oder in der nächsten Woche waren.
Zainal arbeitete laut Liste, zusammen mit Ex-Admiral Ray Scott, Bull Fetterman, Bert Put, John Beverly, Chuck Mitford, Jim Rastancil, Salvinato, Gino Marrucci, Raisha Simonova, Boris Slavinkovin, Hassan Moussa, Laughrey, Ayckburn, Peter Easley und Worrell. Diese wochenlangen Treffen fanden im Hangar statt. Da die meisten dieser Männer Ex-Soldaten in ihren Herkunftsländern gewesen waren, konnte Kris sich sehr gut vorstellen, daß Zainal mit ihnen wahrscheinlich über seinen großen Plan sprach. Ob die anderen sich dafür aussprechen würden, ließ sich nicht voraussagen. Es gab immerhin bedeutsame Lücken in der Liste, wie zum Beispiel den abscheulichen Geoffrey Ainger, den englischen Marinekommandeur, Beggs, der Scotts Adjutant gewesen war, und Sev Balenquah, der beinahe ihre Tarnung während ihres Fluges nach Barevi hatte platzen lassen, als sie Vorräte wegschaffen wollten, die die Effizienz und Produktivität ihrer Kolonie in der Folge erheblich gesteigert hatten.
Und wenn all jene, die Erfahrung im Flug mit den Catteni-Schiffen hatten, darunter auch Raisha, zugegen waren, fragte sich Kris, welche Eskapade wohl gerade geplant würde. Und warum sie nicht dabei war.
Sie und Zane nahmen ihren Imbiß ein, ein getoastetes Sandwich mit einer Art Wurstfüllung, deren Zusammensetzung sie gar nicht wissen wollte, die jedoch sehr gut schmeckte. Zane leckte sich derart genußvoll die Finger ab, daß sie ihm noch ein zweites Sandwich besorgte.
»Wir müssen uns jetzt um unseren Garten kümmern, Liebling«, sagte sie, und er hüpfte ausgelassen um sie herum, als sie zu ihrer Hütte
Weitere Kostenlose Bücher