Die Diener Der Eosi
einen Rassi zu täuschen.
Chuck mimte den Eifrigen, dann entspannte er sich. »Ich halte Wache. Emassi Venlik ist ein strenger Kommandant.«
Kivel neigte den Kopf in Kris’ Richtung. »Die Kleine kann Wache stehen. Wir werden uns heute abend ein wenig amüsieren«, fuhr er fort, und es klang wie eine versteckte Drohung.
Chuck tat so, als dächte er darüber nach und nickte schließlich, wobei er Kris vielsagend anschaute. »Du wirst dem Emassi nichts verraten?«
»Nein, Drassi Chuck.«
»Dann komm.« Kivel winkte Chuck und deutete an, daß er ihm an der Luke den Vortritt ließ.
Chuck verneigte sich höflich und bestand darauf, daß der ranghöhere Offizier als erster ausstieg. Als Kivel ihm den Rücken zuwandte, hatte Chuck die Chance, Kris einen fragenden Blick zuzuwerfen. Sie zwinkerte ihm ermutigend zu. Sie würde die Luke schließen und nicht mehr öffnen, bis er zurückkäme. Chuck hatte keine Wahl, da es ein Drassi war, der ihm mehr oder weniger den Befehl gab, ihm Gesellschaft zu leisten.
Kris aß alleine an der Komm-Konsole und verfolgte, wie sich die Dunkelheit über den wunderschönen Wald breitete und dann der erste Mond aufging, der nicht mehr als eine große orangefarbene Sichel war. Zwei weitere, einer sehr weit entfernt und klein, gingen ebenfalls auf, als der erste Mond hoch am Himmel stand. Fast wünschte Kris sich, daß die Komm-Konsole sich mit einem Ruf meldete, damit sie etwas zu tun hätte. Sie schenkte sich eine reichliche Portion von Mayocks Spezialdrink ein und fragte sich, wie Chuck wohl das entsprechende cattenische Getränk vertrug. Mitford hatte schon oft damit geprahlt, daß er jede Art von Alkohol trinken und trotzdem seinen klaren Kopf behalten könne. Sie hoffte, daß ihm das zumindest in dieser Nacht gelänge.
Die vierte Mond ging schon auf, und der Rest in der Mayock-Flasche war nur noch fingerhoch, als sie ein Fahrzeug und lauten falschen Gesang hörte. Kurz darauf ertönte ein lautes Klopfen – von mehr als einer Faust – an der Luke, und sie beeilte sich, sie zu öffnen.
Kivel warf Chuck beinahe hinein, dann wankte er zum Fahrzeug zurück und gab dem Chauffeur das Zeichen weiterzufahren.
»Sie haben es geschafft«, sagte sie und stellte fest, daß sie erhebliche Schwierigkeiten hatte, deutlich zu sprechen.
»Aber … nur ’anz knapp«, erwiderte Mitford und hatte beim Sprechen noch größere Probleme als sie.
»Ich bringe Sie zu Bett«, sagte sie und war froh, daß sie doch um einiges nüchterner war als er.
»Was woll’e er?«
»Kooooo … orrrr … dinaten«, brachte Chuck mühsam hervor und schwankte dabei hin und her, trotz ihrer Bemühungen, ihn gerade zu halten.
»Das dachte ich mir.«
»Weiß … sie … aber nich. Nur … Drassi«, sagte Chuck und bekam einen Schluckauf. »War … das … schlimmste … Zeug, daß ich … je … getrunken habe.«
Sie hatten das Kapitänsquartier erreicht – es war das nächste –, und als Chuck an der Tür haltmachte, hatte Kris nichts dagegen. Es war viel näher als die Mannschaftsquartiere. Sie bezweifelte, daß er es in seinem Zustand auch nur in die unterste der dreistöckigen Kojen schaffen würde, ohne sich den Schädel einzuschlagen.
Das Bett des Kapitäns war außerdem breiter, und sie bugsierte ihn dorthin. Er ließ sich darauf fallen, richtete sich jedoch sofort wieder derart schnell auf, daß sie mit den Köpfen zusammenstießen.
»Ohhh«, stöhnte er. »Ich … krieg … die … Schuhe … nich’ runter.«
Sie half ihm dabei, hatte aber Schwierigkeiten, die Verschlüsse zu öffnen. Ehe sie sich versah, hatte er die Arme um sie geschlungen und ließ sich mit ihr im Bett nach hinten fallen. Kaum war sein Kopf unten, da schlief er schon. Sie wartete einige Sekunden lang, wollte sich ebenfalls ausstrecken, weil das Mayock-Gebräu, das sie seit Stunden trank, sich plötzlich bei ihr bemerkbar machte. Aber Chuck hielt sie mit festem Griff umarmt, und sie konnte sich nicht von ihm losmachen.
Nun, sie lag fast genauso horizontal wie er, obgleich sie immer noch ihre Schuhe trug. Sie suchte sich vorsichtig eine bequemere Position, bettete den Kopf auf seine Brust und schlief ebenfalls ein.
Sie erwachte am nächsten Morgen als erste. Chuck schnarchte nicht mehr. Sein Kopf ruhte auf ihrer nackten Schulter. Sie hatte die lebhaftesten, beinahe pornographischen Träume gehabt und gab einen erstickten Seufzer des Ekels von sich.
Und ich bin nackt? Chuck war es ebenfalls – seine Kleider waren in der ganzen
Weitere Kostenlose Bücher