Die Diener des Boesen
Zeit war ich die Bibliothekarin hier. Ich bin vor sieben Jahren pensioniert worden, und ich danke Gott dafür. Mr. Giles ist nicht gerade ein Wunder an Organisation, nicht wahr?«
Die Frau hatte sich für einen Moment entspannt, doch jetzt richtete sie wieder diesen strengen Blick auf Buffy.
»Und du, junge Dame?«, fragte sie. »Solltest du nicht im Unterricht sein?«
Buffy blinzelte. Ihr fiel keine passende Antwort ein. Mit so etwas hatte sie nicht gerechnet. Giles hatte sich noch nie krankgemeldet, abgesehen von einigen Tagen nach ... nach dem Tod von Jenny Calendar. So vieles war in Sunnydale passiert, so viele Fragen quälten sie, und Buffy glaubte nicht, dass sie aus eigener Kraft die Antworten finden konnte. Sie brauchte Giles.
Andererseits hatte er schon häufig für sie die Patrouille übernommen. Vielleicht konnte sie erneut mit ihm die Rollen tauschen, doch dieses Mal umgekehrt.
»Ah, eigentlich arbeite ich an einem Forschungsprojekt«, erklärte Buffy, um dann leicht zu erröten. »Wie Sie schon sagten, ich sollte die Arbeit allein machen, aber ich brauche wirklich ein paar von den seltenen Büchern, die Mr. Giles in seiner Sammlung hat. Ich hatte gehofft, er könnte mir helfen, aber vielleicht könnten Sie ...«
Mrs. Winston sah sie entrüstet an. » Oh, ich fürchte, das kann ich nicht, meine Liebe«, sagte die Frau mit gedämpfter Stimme. »Mr. Giles' Sachen sind Mr. Giles' Sachen, und nur er darf sie anfassen. Ich bin sicher, wenn du morgen wiederkommst, wird er mehr als glücklich sein, dir helfen zu können. Ordentlich ist er ja nicht, aber Mr. Giles ist ein sehr freundlicher Mann, und er liebt Bücher.«
Buffy seufzte, murmelte ein Danke, machte dann kehrt und trat hinaus auf den Korridor. Sie hörte noch, wie Mrs. Winston sagte:
»... trotzdem könnte die Bibliothek etwas mehr Licht vertragen. Es ist so deprimierend hier.«
Buffy blieb ein paar Sekunden auf dem weiß getünchten Korridor stehen, ohne die schwarzen Bretter an den Wänden zu beachten, an denen bunte Plakate hingen, die von Anti-Rauchen-Kampagnen bis zu Henna-Körperbemalung fast alle Bereiche abdeckten. Die meisten Spinde waren ebenfalls bunt beklebt, mit verschiedenen Stickern oder abwaschbaren Tattoos, die vom Hausmeister nur halbherzig entfernt wurden.
Während sie dort stand und über ihre nächsten Schritte nachdachte, fiel ihr Blick auf ein Plakat zu dem großen Footballspiel am Samstag. Nur noch ein paar Wochen bis zum Saisonende, dachte sie.
Sie wünschte, sie könnte sich den Luxus erlauben, sich für so etwas zu interessieren.
Neben dem Plakat zu dem Spiel hing ein Flugblatt des Straßenkinderasyls mit einem Foto des kleinen Timmy. Es wäre schön, wenn der Schulsport eine wichtige Rolle in ihrem Leben spielen würde, aber Buffys Leben war einfach ... zu real.
Also was jetzt?, dachte sie. Sie konnte zu Angel gehen, obwohl er im Moment nicht mehr zu bieten zu haben schien als Warnungen und Furcht erregende Legenden wie in der vergangenen Nacht - er war wieder zu seinen alten Tricks zurückgekehrt, ihr Angel. Nun, nicht direkt ihr Angel.
Also war von dieser Seite keine Hilfe zu erwarten. Auch nicht von dem auf mysteriöse Weise verschwundenen Giles. Nicht von ...
Plötzlich kam Buffy der Gedanke, dass sich Giles vielleicht gar nicht krankgemeldet hatte. Dass der Direktor vielleicht nur angenommen hatte, dass er krank war, und Mrs. Winston gebeten hatte, für ihn die Vertretung zu übernehmen. Okay, in Ordnung, Angel hatte ihr befohlen, nicht hinzusehen, als die Jagd vorbeigeritten war, aber was war, wenn sich Giles entschlossen hatte, die Untersuchung der Jagd selbst in die Hand zu nehmen? Was war, wenn Xander sich ihm angeschlossen hatte?
Was war, wenn die Jagd Giles und Xander verschleppt hatte?
Die Kälte, die sie schon den ganzen Morgen erfüllt hatte, drang tief in Buffys Knochen, obwohl ein Feuer der Besorgnis in ihr hochloderte. Besorgnis, gemischt mit leichter Übelkeit.
Buffy riss sich zusammen. Sie machte sich nicht nur Sorgen um ihre Freunde, sie hatte auch Angst um sie, ohne genau zu wissen, warum. Aber Angst gehörte zu ihrem Job. Wäre sie zu dumm gewesen, um Angst zu haben, wenn die Situation es verlangte, wäre sie längst tot. Nein, sie war die Jägerin, die Auserwählte. Buffy wusste nicht genau, was vor sich ging, wie alles zusammenpasste, aber sie konnte spüren, wie das Unheil in der Luft knisterte, obwohl draußen noch die Sonne schien. Etwas Böses kam auf sie zu ... oder war
Weitere Kostenlose Bücher