Die Diener des Boesen
Buffy schwieg einen Moment und sah Willow bedeutungsvoll an. »Wann ist Vollmond?«
»Erst am nächsten Wochenende«, erwiderte Willow. »Keine Sorge. Oz geht es gut. Ich habe heute Morgen mit ihm gesprochen, und ihm war klar, dass wir etwas unternehmen müssen. Allerdings hat er heute Nachmittag einen Termin beim Zahnarzt.«
Xander öffnete den Mund und wollte etwas sagen, aber alle drei Mädchen warfen ihm warnende Blicke zu, und er überlegte es sich anders.
»Xander, versuch du weiter, Giles telefonisch zu erreichen. Ansonsten treffen wir uns nach dem Unterricht in der Bibliothek. Wenn Giles bis dahin nicht aufgetaucht ist, warten wir, bis Mrs. Winston nach Hause geht, und brechen ein. Wir brauchen seine Bücher.«
»Wir brauchen Giles, Buffy«, sagte Xander. »Eine Menge dieser Bücher sind nicht mal auf Englisch. Ohne ihn werden wir nicht viel Glück haben.«
Buffy holte Luft und sah ihn an.
»Dann werden wir uns eben nicht auf unser Glück verlassen.«
Draußen herrschte noch immer strahlender Sonnenschein, aber die Temperatur war drastisch gefallen. Um fast fünf Grad in einer Stunde. Sie lag jetzt bei sechzehn Grad und fiel immer noch weiter.
Hinter der Route 17 reckte sich der Los Viejos Wald in die kühle Luft. Die Nationalparkverwaltung hatte ihn vor Jahrzehnten vor der Umwandlung in Bauland gerettet, und obwohl seine Randgebiete zu Gunsten des »Fortschritts« abgeholzt worden waren, war er einer der größten Wälder in der Region.
Tief im Wald gab es eine Lichtung. Im Zentrum der Lichtung schimmerte etwas. In der ganzen Umgebung war das fahle Licht, das durch die Baumwipfel gesickert war, absorbiert, wie Mark aus einem Knochen gesaugt. Nur Dunkelheit blieb zurück. Dunkelheit und Kälte, die sich von dieser Lichtung über den Wald ausbreitete.
Die Menschen, die in ihren Autos die Route 16 entlangfuhren, bemerkten nichts Ungewöhnliches. Die Dunkelheit, die jetzt durch den Wald kroch, ihn Baum für Baum eroberte, konnte von draußen nicht gesehen werden. Es war, als wäre der Wald selbst dichter geworden. Als existierte er sowohl in dieser Welt als auch in einer anderen.
Nein, den Autofahrern fiel nichts auf. Aber von den wenigen Menschen, die an diesem Nachmittag den Wald betraten - ein Junge und ein Mädchen, die die Schule schwänzten, um den Tag zusammen zu verbringen; ein älterer Professor, der einen Spaziergang machte und sorgfältig darauf achtete, dass seine Pfeifenasche nicht das Gehölz in Brand setzte; ein Umweltschützer, der sich selbst zum Wächter dieses speziellen Waldstücks ernannt hatte - von diesen Menschen wurde nie wieder etwas gehört.
Manche glaubten selbst später noch, dass sich diese vier im Wald verirrt hatten; dass man ihre Hilferufe noch immer hören konnte.
Im Zentrum der Lichtung schimmerte etwas. Auf dem Waldboden, über Wurzeln und Steine und Zweige, breitete sich die Dunkelheit aus.
Es war halb drei, als Giles seinen treuen und teuer reparierten Citroen auf den Parkplatz der Sunnydale High steuerte. Zutiefst erleichtert stellte er fest, dass Direktor Snyders Wagen nicht auf dem fast leeren Platz stand. Die Werkstatt hatte eine Ewigkeit für die Reparatur gebraucht. Als er endlich in sein Apartment zurückgekehrt war, hatte er auf seinem Anrufbeantworter eine Unmenge an Nachrichten von Buffy und ihren Freunden vorgefunden. Unglücklicherweise hatte er sie zu diesem Zeitpunkt nicht erreichen können, aber er war sehr froh gewesen, all ihre Stimmen zu hören. Er nahm an, dass Angel Buffy gefunden und Buffy die anderen vor der Jagd gewarnt hatte.
Vermutlich waren sie in der vergangenen Nacht tapfer, aber schlecht informiert losgezogen, um weitere Nachforschungen anzustellen. Aber wenn man die Probleme bedachte, die sie mit ihren Eltern zu haben schienen - eine Folge der Tatsache, so glaubte Giles, dass sie bald ihren Abschluss machen und damit der Autorität ihrer Eltern entfliehen würden -, war es durchaus möglich, dass sie doch nach Hause gegangen waren. In diesem Fall konnte er sie sicherlich unter einem Vorwand daheim anrufen.
Giles fiel ein, dass er bei Buffy keine Entschuldigung brauchte. Joyce Summers war nicht glücklich über die Rolle, die ihre Tochter spielte, aber sie wusste Bescheid.
Er zog sein Jackett enger um sich, als er sich der Schule näherte. Die Temperatur war seit dem Morgen um mindestens fünfzehn Grad gefallen, und obwohl die Meteorologen es weiter abstritten, war Giles überzeugt, dass es regnen würde. Derartige
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