Die Diener des Boesen
und heulten, während sie vorbeihetzten, und die Pferdehufe donnerten wie ein brutales Trommelsolo auf die Straße. Sie reiten gerade vorbei, dachte Cordelia. Noch ein paar Sekunden und sie konnte sogar wieder anfangen zu atmen. Vielleicht würde auch ihr Herzschlag wieder einsetzen. Vielleicht konnte sie ihre Augen öffnen.
Im Moment hielt sie sie fest geschlossen. Es hatte keinen Sinn, ein Risiko einzugehen.
Erst als sie ein Poltern und Jamie Andersens gepressten Fluch hörte, nachdem er sich das Schienbein am Kaffeetisch gestoßen hatte, erkannte sie, dass er aufgestanden war. Er näherte sich dem Fenster.
Er wollte nach draußen sehen.
»Nein!«, schrie Cordelia.
Sie flog förmlich aus dem Sessel und stürzte sich auf ihn. Er war ein kräftiger Mann, viel stärker als Cordy, und ein trainierter Kämpfer. Aber gleichzeitig war jeder Funke Kampfgeist in dem Mann schon lange erloschen. Der Wind hätte ihn ohne weiteres aus dem Fenster wehen können. Als Cordelia ihm nachsetzte, griff er nach den schmuddeligen Gardinen, die das Fenster vor den Blicken von der Straße ab schirmten. Er kam nicht dazu, sie zu berühren. Cordelia hatte noch nie zuvor jemanden gerammt, aber jetzt leistete sie gute Arbeit, als sie ihre Arme von hinten um seine Brust schlang und die Wucht ihres Aufpralls nutzte, um den Mann von den Beinen zu reißen.
»Was machst du?«, brüllte Jamie. »Wenn ich sie ansehe, werden sie mich mitnehmen! Ich werde weiterleben und Brian sehen können! Vielleicht kann ich ihn retten!«
»Sie werden sich nur selbst umbringen«, brüllte Cordelia zurück. »Vertrauen Sie mir, wenn ich Ihnen sage, dass das nicht der beste Plan ist, um Ihren Sohn wieder zusehen. Wir werden einen anderen Weg finden, in Ordnung? Wenn es eine Möglichkeit gibt, werden Buffy und Giles sie nutzen. Sie müssen ihnen nur etwas Zeit geben. Nur diese Nacht!«
Jamie sah sie an, die Augen rot und geschwollen, und er schüttelte benommen den Kopf. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, vielleicht um sich zu entschuldigen, dachte Cordelia. Aber diese Worte kamen nie über seine Lippen. Von draußen drang lautes Jammern, als würden Dutzende von Menschen weinen und vor Schmerz aufschreien und um Hilfe rufen. Das Donnern der Pferde verklang allmählich, aber die Schreie der Gefangenen hallten noch immer durch die Straße.
»Hörst du das?«, fragte Mr. Anderson leise, als hätte er Angst, dass Cordelia den Chor der Qualen und der Angst am Ende doch nicht gehört hatte.
Aber sie hörte alles nur zu deutlich und wünschte, es wäre nicht so. Denn aus dem Schreien und Rufen und Weinen glaubte Cordelia eine Stimme herauszuhören, die sie kannte.
»Xander?«, flüsterte sie in die Dunkelheit vor dem offenen Fenster.
Das Donnern der Hufe war verklungen. Cordelia barg ihr Gesicht in den Händen und wischte Tränen von ihren Wangen.
»Oh Gott, Xander.«
»Löwen und Tiger und Bären«, sagte Buffy mit leiser Stimme.
» Oh je.« Angel lächelte dünn. Er liebte es, sie zu überraschen, und er war überzeugt, dass seine Vorliebe für Der Zauberer von Oz nicht auf der Liste der Dinge stand, die sie mit Sicherheit über ihn wusste.
Sie rannten so schnell sie konnten und verfolgten die dunklen Elfen, die ihnen auf dem Fest Roland buchstäblich vor der Nase weggeschnappt hatten. Das ergab für Buffy einen Sinn. Er war ein Ausreißer, also war die Jagd hinter ihm her. Aber wo steckten die Jäger? Und wo die Elfen, die ihn verschleppt hatten?
Vom Festgelände waren es nur knapp zwei Kilometer bis zur Route 17. Trotz ihrer Verletzungen und Erschöpfung legten Buffy und Angel die Strecke in Rekordzeit zurück.
Zu dieser Nachtstunde waren keine Autos auf dem Highway unterwegs. Buffy glaubte, dass sie sich nach Osten wenden mussten, aber Angel hatte Rolands Spur aufgenommen, und statt die Richtung zu wechseln, überquerte er einfach den Highway und sprang auf der anderen Seite die Böschung hinab in einen Abflussgraben.
»Es ist jetzt nicht mehr weit«, sagte Angel leise.
Sie standen am Rand eines dichten Waldes, in dem es so dunkel war, dass Buffy hinter der ersten Baumreihe kaum noch etwas erkennen konnte. Nach wenigen Metern schien der Wald in einer Finsternis zu verschwinden, die mehr war als bloße Nacht. Es war fast so, als würde sie atmen.
»Als Nächstes bekommen wir es noch mit sprechenden Bäumen und fliegenden Affen zu tun«, sagte Buffy deprimiert und wünschte, sie könnten den unheimlichen, finsteren Wald einfach umgehen.
»Wie
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