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Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben

Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben

Titel: Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Peetz
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Apothekenkonsortium investiert,
noch mal grundsätzlich überdenken und hat alles auf Stopp gesetzt«, fasste Kiki
zusammen. »Ohne euren Beitrag hat die Bank einen Rückzieher gemacht. Seitdem
schwimmen wir.«
    Estelle hatte alles und
von allem zu viel. Sie gab gerne, großzügig und unbürokratisch. Von ihrer
Stiefschwiegertochter Sabine konnte man das nicht behaupten.
    Verbunden
mit dem personellen Wechsel in der Apothekenkette, hieß es in dem Schreiben, ist
eine Neustrukturierung der Stiftung Heinemann. Dazu benötigt Frau Sabine
Heinemann weitere Unterlagen. Es folgte eine Liste mit vierzehn Posten. Sobald die Informationen vorliegen, wird sie den Vorgang prüfen
und sich zeitnah bei Ihnen melden.
    »Das Schreiben ist drei
Monate alt«, wunderte sich Estelle.
    »Deine Sabine prüft
vermutlich besonders gründlich«, mutmaßte Kiki.
    Estelles Taktik, die
globalen Linien festzulegen und die Durchführung anderen zu überlassen, war mit
Sabine nicht mehr machbar. Ihre Schwiegertochter wollte alles entscheiden. Am
liebsten alleine.
    »Max und ich überleben
das schon«, verkündete Kiki mit fester Stimme. »Wir überleben alles. Aber was
ist mit den Kölner Kindern, die sich auf ihren ersten Urlaub gefreut haben?«
    Kiki hielt an dem
Gedanken fest, dass die Sandkrugschule mehr sein sollte als Obdach und
zukünftige Ernährungsgrundlage für eine dreiköpfige Familie. Sie wollte die
Kinder, die schon genug mitgemacht hatten, auf keinen Fall enttäuschen. Sie
würde sie empfangen. Auf eigene Rechnung.
    »Was glaubst du, warum
ich den Gemüsegarten fertig haben will?«, sagte sie. »Dann haben wir wenigstens
was zu essen für die Kids. Das ist dann meine eigene kleine Stiftung.«
    »Warum hast du dich
nicht sofort gemeldet?«, fragte Estelle.
    »Ich war überzeugt, du
weißt davon«, gab Kiki kleinlaut zu. »Ich dachte, du machst einen Rückzieher
und traust dich nicht, mir etwas davon zu sagen.«
    »Ich regle das«,
versprach Estelle. »Und zwar sofort.«

24
    Estelle liebte es, aus dem
Vollen zu schöpfen. Noch mehr liebte sie es, eine geheime Reserve zu haben. Und
wenn es nur ein bisschen Akkulaufzeit auf ihrem Telefon war. Für den Notfall.
Fünf Prozent mussten ausreichen, sich Sabine vorzuknöpfen.
    Drei Jahrzehnte hatte
Estelle die Charity-Aktivitäten der Stiftung Heinemann alleine geleitet. Jetzt
funkte ihr jemand dazwischen? Ohne sie zu informieren? Mit Oskar an der Leine
stapfte sie durch das Dorf und überlegte sich die richtige Taktik. Sie brauchte
keine Ohrenzeugen für ihr Telefonat. Oskar wäre lieber in der Schule liegen
geblieben. Das Landleben war voller Gefahren und wilder Tiere. Kühe zum
Beispiel. 20 Kilo unwilliger Pudel hingen an der Leine. Wenn Oskar sich weiter
so über den Asphalt schleifen ließ, würde Estelle sich den nächsten Termin beim
Hundefriseur sparen. Normalerweise hatte seine Verweigerungsstrategie Erfolg.
Heute aber hatte er keine Chance gegen Estelle. Sie wusste, was sie wollte.
Oskar kuschte vor der Entschlossenheit seines Frauchens. In ihr brodelte und
tobte es. In das Gefühl von Wut mischte sich die Ahnung, dass das kryptische
Schreiben Vorbote eines aufziehenden Orkans war, der ihr bisheriges Leben
wegfegen würde. Ihr stand der Höhepunkt des Wirbelsturms noch bevor, in Birkow
dagegen war bereits Aufräumen angesagt.
    Das Unwetter hatte eine
Schneise der Verwüstung geschlagen. Bei vielen Häusern hatten sich Dachziegel
gelöst, Bäume waren umgeknickt und Gartenmöbel vom Wind neu verteilt worden.
Überall wurden entwurzelte Bäume geräumt, Äste gesammelt, zersplitterte Fenster
abgeklebt, Scherben gefegt und zerstörtes Mobiliar entsorgt. In Birkow wurde
die alte Ordnung wiederhergestellt. Estelle sah es als gutes Omen.
    Entschieden tippte sie
auf Sabines Namen in ihrem Smartphone und erlebte eine Überraschung. Statt der
Stiefschwiegertochter nahm Gisela Pelzner ab, die seit über 20   Jahren das Büro der Stiftung leitete.
    »Haben Sie jetzt schon
am Samstag Dienst?«, wunderte sich Estelle.
    Frau Pelzner wand sich:
»Ach, Frau Heinemann. Sie wissen doch, seit die junge Frau da ist, weht ein
neuer Wind in der Firma. Ich bin froh, wenn ich in Rente gehe. Ich wollte heute
mit den Enkeln in den Zoo. Alles war vorbereitet. Die haben sich schon so
gefreut. Die Luna wollte…«
    »Was war denn so
wichtig?«, unterbrach Estelle, bevor Gisela Pelzner sich in den Details
unendlicher Omafreuden verlor.
    »Der Stiftungsrat tagt.
Ganz kurzfristig. Aber damit sollen Sie sich

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