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Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben

Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben

Titel: Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Peetz
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Tonfall. »Ich weiß, dass Sie mich
nicht hängen lassen.«
    »Morgen ist Sonntag«,
wehrte Schwarzer ab. Er verdrehte die Augen.
    »Der
Genossenschaftsladen ist trotzdem geöffnet. Ich mache Ihnen meinen speziellen
Weltklasse-Kaffee und dann besprechen wir, wie wir das hinbekommen.«
    Bruno Schwarzer sah sie
gequält an: »Fräulein Kiki, Sie machen mich unglücklich.« Und dann verschwand
er mit quietschenden Reifen.
    »Bis morgen.
11 Uhr!«, brüllte Kiki ihm hinterher.
    »Mich bekommt keiner
klein«, sagte sie trotzig und warf Estelle einen bösen Blick zu. »Keiner.«
    Und dann ging sie ins
Haus, um Greta für ihren Mittagsschlaf hinzulegen.
    Estelle sah Caroline
verblüfft an: »Habe ich was Verkehrtes gesagt? Also schlimmer als sonst?«,
erkundigte sie sich.
    »Am besten, du fragst
Kiki«, meinte Caroline. »Unter vier Augen.«

23
    »Wer hat die schönsten
Schäfchen, die hat der goldne Mond, der hinter unsern Bäumen am Himmel oben
wohnt«, sang Kiki. Greta war wie ihre Mutter. Sie wollte lieber etwas erleben,
als Mittagsschlaf machen. Seit Pudel Oskar zu Besuch war, wollte Greta zum
Einschlafen ein und dasselbe Schaflied hören. Immer und immer wieder.
    Estelle lauschte an der
Tür. Nervös trat sie von einem Bein auf das andere. Sie zermarterte sich den
Kopf, was sie falsch gemacht haben könnte. Eine indiskrete Nachfrage? Ein
dummer Witz? Eine zu scharfe Bemerkung? Vielleicht doch zu sehr eingemischt?
Aber was sollte sie tun? Estelle fühlte sich persönlich für das Gelingen des
Projektes verantwortlich. Sie hatte im Stiftungsrat durchgesetzt, dass Kikis
Bed & Breakfast in das Ferienprogramm »Ein Sommertag für alle« aufgenommen
worden war. Bald schon sollten die ersten Kinder aus sozial schwachen Familien
hier nach Lust und Laune herumtollen und den ersten Urlaub ihres Lebens
genießen. Die Stiftung des Apothekenimperiums hatte einen ordentlichen
Vorschuss für die Fertigstellung der Pension gewährt. Wo war das Geld
geblieben? Estelle hatte sich in den vergangenen Stunden genau umgesehen: Die
Bauarbeiten lagen offensichtlich schon länger brach. Selbst die Bretter, die so
platziert waren, als würden sie gleich morgen gebraucht, lagen unter einer
dicken Dreckschicht.
    Das Unfertige weckte
bei Estelle unangenehme Erinnerungen. In ihrer Kindheit war sie von altem Kram
umgeben gewesen, den ihr Vater als Schrottsammler zusammengetragen hatte.
Überall hatte etwas herumgelegen, was man noch gebrauchen, verwenden und
verwerten konnte. Kein Gerät, das seinen Dienst aufgab, wurde je entsorgt. Ihr
Vater sammelte, was andere nicht mehr brauchten, er sah Geld dort, wo andere
Abfall vermuteten, und wühlte im Müll der Nachbarn. Estelle machte es nervös,
dass es rund um die Sandkrugschule aussah wie in ihrem früheren Leben.
     
    Nach fünfmaligem Lobgesang
auf Gottes Schäfchen war Greta sanft entschlummert. Kiki legte den Finger auf
den Mund, bedeutete Estelle zu schweigen und eilte schon wieder von dannen:
»Ich habe so einen Kaffeedurst.«
    Estelle stellte sich
ihr in den Weg: »Was ist los, Kiki?«
    Kiki musterte Estelle.
Sie zögerte sichtbar, bevor sie herausplatzte: »Das weißt du selber doch am
besten.«
    »Ich weiß nur, dass
nach Pfingsten die ersten Kinder kommen sollen, und hier ist nichts fertig.«
    Bei der Unterzeichnung
der Verträge hatte Estelle Kiki versprochen, sich inhaltlich rauszuhalten. Und
jetzt ging sie die Freundin an. Direkt und frontal.
    »Und das wundert
dich?«, fragte Kiki. »Wenn du es genau wissen willst: Hier passiert schon seit
Wochen nichts mehr.«
    »Warum hast du nicht
eher gemeldet, dass es Probleme gibt?«, fragte Estelle.
    »Ich dachte, ich
schaffe es auch ohne dich«, gab Kiki scharf zurück.
    Estelle schüttelte
ratlos den Kopf: »Ich verstehe kein Wort.«
    »Wir hatten unsere
ganze Kalkulation darauf aufgebaut, dass wir von euch einen Vorschuss für die
Kinderunterbringung bekommen«, gab Kiki patzig zurück. »Wenn der dann wegfällt,
bricht alles zusammen.«
    »Wieso wegfallen?«,
echote Estelle. Besonders klug schien sie dabei nicht auszusehen.
    »Als ob du nicht weißt,
was bei euch in der Firma läuft«, platzte Kiki hervor.
    »Ich habe nicht mal
eine Ahnung, wovon ich keine Ahnung habe«, gab Estelle ehrlich zu.
    Kiki zog Estelle mit in
ihr Büro. Mit einem Handgriff fand sie das Schreiben. Es trug das Logo der
Stiftung »Sommertag für alle«. Die Buchstaben tanzten vor Estelles Augen.
    »Deine Schwiegertochter
will die Entscheidung, in welche Projekte das

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