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Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben

Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben

Titel: Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Peetz
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Fertig.«
    War das Zufall, dass er
den Arztberuf nannte? Steiner schien gut über die Freundinnen informiert zu
sein. Nach der Abfuhr traute sich Eva nicht mehr weiterzufragen.
    »Serienbetrüger«,
schlug Caroline vor.
    Caroline und Steiner
rangen um jeden Zentimeter. Judith konnte sich den Eindruck nicht verkneifen,
dass es Steiner Spaß machte, seine verbalen Kräfte an Caroline zu messen.
Hoffentlich ließ sie sich nicht von ihm einwickeln. So wie Eva.
    Steiner blickte
Caroline in die Augen: »Suchen Sie sich was aus: Pizzabäcker, Fahrradkurier,
Langzeitstudent, Zahlenfetischist, Hobbypedant, Ehemann, Vater, Onkel, Sohn. Im
Leben spielt man mehr als eine Rolle.«
    Caroline ließ nicht
locker: »Und jetzt?«
    »Bin ich
freischaffend«, erklärte er. »Leider unterliege ich der Schweigepflicht. Genau
wie Sie.«
    Und dann stand er auf
und zog sich in seine Fischerhütte zurück. Judith war die Einzige, die darüber
erfreut war.
    »Ich finde, er hat
was«, verkündete Eva.

26
    Der Abend kam schnell.
Nachdem sich alle damit abgefunden hatten, von der Außenwelt abgeschnitten zu
sein, wurde es gemütlich. Niemand musste weg, niemand ging mal eben seine Mails
checken, einen Anruf tätigen, im Internet was nachsehen, eine Waschmaschine
kaufen oder die Welt retten. Selbst die Arbeit am Garten musste warten. Mit
primitiven Mitteln eine Mahlzeit zuzubereiten, kostete Zeit und Mühe.
    Caroline kümmerte sich
um das Feuer, Judith schleppte Brennholz heran, Eva schnippelte Gemüse, Kiki
Kräuter, und Greta führte stolz wie Oskar selbigen an der Leine herum. Der
Königspudel machte seiner Zweitidentität als Schaf alle Ehre. Ein winziger Ruck
an der Leine hätte genügt, Greta aus dem Gleichgewicht zu bringen und
umzuwerfen. Stattdessen blieb er lammfromm an ihrer Seite. Wenn Greta an einer
verlockenden Pfütze oder vergessenen Sandform vorbeikam, wartete er stoisch,
bis Greta ausgehüpft oder den Kuchen fertig gebacken hatte. Oskar war
vielleicht ein Feigling, aber er war eine treue Seele.
    Irgendwann saßen sie
alle ums Feuer herum. Die dicken Holzscheite sorgten für Hitze, und den
Freundinnen wurde es warm ums Herz. Unter freiem Himmel am offenen Feuer zu
grillen, garantierte romantische Naturgefühle.
    »Es fehlt nur noch
jemand, der zur Gitarre greift und ›House of the rising sun‹ singt«, schlug
Judith vor.
    »Besser ein Banjo«,
meinte Caroline.
    Estelle hatte ähnliche
Assoziationen: »Schade, dass ich nicht rauche. Als Teenie wollte ich so cool
sein wie der Marlboro-Mann: Kaffee aus dem Blechgeschirr und dann am brennenden
Ast die Zigarette anzünden.«
    Eva fand, dass man für
den Hauch von Abenteuer und Freiheit mehr leisten müsse: »Vorher musst du aber
einen Büffel oder mindestens ein verirrtes Fohlen einfangen.«
    Estelle hielt dagegen:
»Ich finde, sieben Hühner reichen fürs ultimative Cowboyfeeling. Für mich sind
die wild genug.«
    Es gab nicht Huhn,
sondern Ente am Strick, so wie sich das für ein echtes Naturcamp gehörte.
Steiner hatte ihnen den Trick gezeigt. Das Biest war sorgsam verschnürt, mit
zwei Schaschlikspießen durchbohrt, und baumelte an einem Strick am Dreibein.
Seit zwei Stunden drehte sich ihr Abendessen nicht über, sondern neben der
heißen Glut langsam um die eigene Achse. Alle Viertelstunde musste man den
Strick neu eindrehen, dann lief der Garprozess von alleine. Unten im Feuer
schmorten in Aluminium verpackte Gemüsepakete.
    Es war die perfekte
Entschleunigung: essen, trinken, ins Feuer schauen. Sie hingen alle fünf ihren
eigenen Gedanken nach. Eva beschäftigte noch immer ihre ominöse Liste. Als Kind
hatte sie sich oft ausgemalt, wie das Leben sein würde, wenn sie später einmal
groß war. Das Problem war: Sie war längst groß und »später« die Gegenwart.
Selbst ihre Kinder waren auf dem besten Weg, erwachsen zu werden.
    »Habt ihr das auch?
Eine Liste mit Dingen, die ihr im Leben noch unbedingt erledigen wollt?«,
fragte Eva in die andächtige Stille hinein.
    »Meine guten Vorsätze
sind bereits am zweiten Januar dahingegangen«, gab Estelle zu. »Es war ein
schneller Tod. Sie mussten nicht lange leiden.«
    »Ich meine nicht die
guten Vorsätze«, korrigierte Eva. »Nicht so was wie ›Ab morgen trenne ich den
Müll, fahre nur noch mit dem Fahrrad zur Arbeit und esse nie wieder
Fertiggerichte.‹ Ich meine Dinge, um die es wirklich geht im Leben.«
    »Es sind nie Dinge, die
zählen«, gab Judith zu bedenken.
    Caroline verstand,
worauf Eva hinauswollte: »Ein Haus

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