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Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben

Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben

Titel: Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Peetz
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die
Runde, um seine tödliche Mission zu vollenden.«
    Während die harmlosen
Bürger die Augen mit den Händen bedeckten, zeigte der designierte Werwolf der
Spielleiterin mit verstohlenen Gesten, wer als Nächstes ausscheiden sollte.
    Ingrid ließ sich Zeit.
Es war nichts zu hören, außer dem knackenden Geräusch aus Kikis Babyfon. Greta
schlief ruhig und ahnte nichts von den Gestalten, die im Garten ihr Unwesen
trieben.
    Caroline hörte die
Schritte von Ingrid in ihrem Rücken und ihren schweren Raucheratem. Sie legte
ihre eisigen Hände auf Carolines Schulter. Sobald man sich auch nur einen Meter
vom Feuer entfernte, kroch die abendliche Kälte in alle Glieder.
    »Wieder ist es dem
Werwolf gelungen, einen Unschuldigen in den Tod zu reißen. Ihr dürft die Augen
aufmachen«, verkündete Ingrid. »Und trauern. Denn unsere Freundin Estelle ist
heute Nacht einem grausamen Attentat zum Opfer gefallen.«
    Estelle war verblüfft:
»Ich bin draußen? Schon wieder?«, empörte sie sich.
    Ingrid war gnadenlos:
»Estelle ist tot. Mausetot. Doch wer ist für die Bluttat verantwortlich?«
    Estellte stöhnte auf.
Sie war ausgeschieden und für den Rest der Spielrunde dazu verurteilt, tatenlos
zuzusehen, was die verbliebenen Mitspieler taten. Sie durfte nicht einmal mehr
einen Verdacht äußern, wer sie auf dem Gewissen hatte. Jeder von ihnen konnte
der Meuchelmörder sein. Als Werwolf ging es in dem Spiel vor allem darum,
besonders glaubhaft zu lügen, andere zu beeinflussen und den Verdacht auf
Unschuldige zu lenken. Caroline ließ Steiner nicht aus den Augen. Das Spiel bot
ihr eine willkommene Entschuldigung, ihn unverhohlen zu mustern. An seinem Pokerface
war nichts abzulesen. Scheinbar unbefangen grinste er sie an. Im Spiel war es
wie im Leben. Sie wusste einfach nicht, was sie von Steiner halten sollte.
Plötzlich bemerkte sie, dass Eva sie belauerte.
    »Was schaust du mich so
komisch an?«, fragte Caroline. Sie konnte nicht umhin, sich ertappt zu fühlen.
    »Du siehst aus wie ein
Werwolf, der so tut, als wäre er kein Werwolf«, stellte Eva fest.
    »Unsinn«, setzte
Caroline sich zur Wehr. »Ich bin ein Bürger. Ihr müsst euch mal Herrn Steiner
anschauen, wie verdächtig der sich verhält.« Sie versuchte, Judith für ihre
Theorie zu begeistern. »Ich habe genau gesehen, wie er sich freute, als er
seine Karte bekam.«
    »Caroline lenkt nur
davon ab, dass sie selbst die Täterin ist«, behauptete Eva weiter.
    »Steiner tut die ganze
Zeit so harmlos nett. Aber in Wirklichkeit will er uns allen an den Kragen«,
ereiferte sich Caroline. »Erst war Eva dran und dann Estelle. Wer weiß, wer die
Nächste ist.«
    »Wenn ich der Werwolf
wäre, ich hätte Caroline als Erste ermordet«, gab Steiner unumwunden zu.
»Jemanden, der so eloquent ist, will man nicht als Gegner haben.«
    Estelle rollte mit den
Augen: »Ich könnte euch unter der Hand ein paar Insiderinformationen zukommen
lassen. In meiner momentanen finanziellen Situation bin ich korrupt und
bestechlich.«
    Eva blieb dabei,
Caroline zu beschuldigen: »Du bist der Werwolf, Caroline. Ich seh dir das doch
an«, sagte sie.
    Judith pflichtete
Caroline bei: »Ich finde auch, Herr Steiner verhält sich verdächtig.«
    »Er will einen Keil
zwischen uns treiben«, betonte Caroline noch einmal.
    Die Grenze zwischen
Spiel und Ernst verschwamm. Caroline und Eva verdächtigten sich gegenseitig,
falsche Einschätzungen vorzunehmen.
    »Sie ist klug«,
kommentierte Steiner und deutete auf Caroline. »Sie sieht die richtigen Dinge
und zieht permanent die falschen Schlüsse.«
    »Ich glaube auch, er war’s«,
meinte Judith. »Keine von uns würde Estelle ermorden. Die hat’s ohnehin schon
so schwer.«
    Estelle nickte dankbar.
Steiner amüsierte sich sichtlich. Er versuchte, ein Bündnis zu schmieden, und
rutschte näher an Eva heran.
    »Wenn wir beide
zusammen auf Caroline tippen«, säuselte er, »dann können wir sie eliminieren.«
    »Tu’s nicht, Eva«,
warnte Caroline. »Lass dich nicht einwickeln. Er benutzt dich nur, um mich zu
Fall zu bringen.«
    »Du versuchst nur davon
abzulenken, dass du selber Dreck am Stecken hast«, bemerkte Eva und schenkte
sich schon wieder Wein nach.
    Kiki wandte sich direkt
an Steiner: »Wen halten Sie für den Täter?«
    »Ja, was denken Sie
eigentlich?«, echote Caroline.
    »Ich beobachte erst
einmal, bevor ich rede«, meinte Steiner. »Beim Zuhören erfährt man mehr als
beim Reden.«
    So leicht kam er
Caroline nicht davon: »Und was haben Sie

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