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Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben

Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben

Titel: Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Peetz
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amüsiere mich, bis meine
Arbeitstiere wieder in den Bau zurückkehren.«
    Sie hatte gute Laune.
Zu gute Laune. Caroline kannte dieses Glimmen in Evas Augen, Eva den bösen
Blick von Caroline.
    »Du mit deinen
Verbrecherfantasien«, meinte Eva. »Ich finde ihn nett.«
    »Nett hat seine
Nachteile«, warnte Estelle aus dem Hintergrund. »Vor allem am nächsten Tag,
wenn sich das Denksystem wieder einschaltet.«
    Eva schüttelte den
Kopf: »Wer weiß, ob ich morgen überhaupt noch da bin, um etwas zu bereuen.«
    »Meine Anwaltsgehilfin
hat etwas über ihn rausgefunden«, versuchte es Caroline noch einmal.
    »Und wenn schon«,
meinte Eva und humpelte an ihnen vorbei nach drinnen. Caroline sah ihr besorgt
hinterher. Wo sollte das bloß enden?

44
    Immer diese
Schwarzseherei! Eva wollte sich den schönen Tag durch nichts und niemanden
verderben lassen. Sie wollte sich nicht rechtfertigen. Wofür auch? Sie fand es
spannend, mit Steiner zusammen zu sein. Na und? Wenn sie schon nicht in der
Sandkrugschule helfen konnte, dann wollte sie wenigstens die Zeit genießen. In
der Aula schenkte sie sich ein Glas Rotwein ein.
    Aus dem Büro hörte sie
Kiki, die vor dem Computer saß und über Skype mit Max sprach. Frido und Eva
hatten in ihrer Ehe eine Überdosis täglichen Einerleis abbekommen, Max und Kiki
eindeutig zu wenig. Wie lange hatte diese Liebe auf Entfernung eine Chance? Ab
und zu mal ein Wochenende miteinander zu verbringen, war auf Dauer nicht genug.
Max’ Junggesellenleben in Berlin hatte mit dem Landleben von Kiki und Greta
wenig zu tun. Sie brauchten jeden Tag eine Stunde, um sich gegenseitig über
Skype auf dem Laufenden zu halten. Nur hatten sie diese Stunde nie.
    »Ich habe das jetzt so
gemacht, wie ich das für richtig halte«, hörte Eva Kiki gereizt sagen. »Ich
kann nicht ewig darauf warten, dass du mal Zeit hast.«
    Eva zog sich zurück.
Sie hatte keine Lust, Zeuge dieser Auseinandersetzung zu werden. Gegen Max war
Frido ein Muster an Verlässlichkeit und Berechenbarkeit. Vielleicht fand sie
Steiner deswegen so reizvoll? Frido hatte einen genauen Fünfjahresplan, bei
Steiner wusste man nie, was als Nächstes passierte. Oder war es nur der Reiz
des Unbekannten?
    Draußen schleppten die
Freundinnen Pflanzen und Erde zu den vorgesehenen Plätzen. Nur um dort
festzustellen, dass Kiki ihre Pläne über den Haufen geworfen hatte und alles
neu verteilt werden müsste. Zum ersten Mal war Eva froh, sich nicht beteiligen
zu können. Statt im Garten zu wühlen, stellte sie sich unter die warme Dusche,
cremte sich ausgiebig ein und lackierte ihre Fußnägel. Warum gelang es ihr zu
Hause nie, Zeit für sich freizuschaufeln? Seit Jahren versuchte Eva sich der
Vereinnahmung durch ihre Familie zu entziehen. Alle Ausbruchsversuche waren auf
halber Strecke gescheitert. Nicht einmal auf der Pilgerreise, als sie den
Hotelier Jacques kennengelernt hatte, hatte sie gewagt auszuprobieren, wie ein
anderes Leben schmeckte. Warum traute sie sich nie? War das ihr Grundfehler?
    Eva beschloss, diesen
Abend zu einem Ereignis zu machen, an das sie sich erinnern konnte. Und dazu
gehörte die passende Garderobe.
    Der chaotisch gepackte
Koffer erinnerte sie unangenehm an ihre Auseinandersetzung mit Frido. Obenauf
lag das geblümte Sommerkleid, das sie für das Betriebsjubiläum von Fridos
Arbeitgeber angeschafft und dann nicht getragen hatte. Ein unentschlossenes
»Ist das nicht zu auffällig?« von Frido hatte ausgereicht, sie so zu
verunsichern, dass sie auf das dezente blaue Kostüm ausgewichen war. Judith
hatte recht. Alles, was passierte, hatte einen Sinn. Es musste einen Grund
geben, warum sie beim Streit mit Frido ausgerechnet zu dem ungetragenen Stück
gegriffen hatte. Eva schlüpfte in das Kleid.
    »Das machst du doch nur
wegen Steiner«, trötete eine Stimme in ihrem Inneren.
    »Na und«, keifte eine
andere.
    »Du bist
unverantwortlich«, meldete sich die erste Stimme wieder zu Wort.
    »Hoffentlich«, rief die
andere dazwischen. »Dann passiert wenigstens mal etwas Überraschendes.«
    Eva ertränkte beide
Stimmen in einem weiteren Schluck Rotwein, der ihr sofort zu Kopf stieg. Sie
war keinen Alkohol gewöhnt. Und das sonderbare Kribbeln im Bauch, das sie schon
den ganzen Tag spürte, auch nicht. Bloß weil sie verheiratet war, hieß das ja
nicht, dass man blind und taub sein musste. Oder sich nicht amüsieren durfte.
Auf in den Abend.

45
    »Ich bin tot. Schon
wieder. Das gilt nicht«, beschwerte sich Eva. Vergnügtes Lachen erklang

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