Die Differenzmaschine: Roman (German Edition)
schüttelte den Kopf. »Ich habe in Indien niederträchtige Schlechtigkeiten gesehen, die verübt wurden, um kräftige Männer krank zu machen«, sagte er. »Aber erleben zu müssen, dass es hier in England gemacht wird, ist mehr, als ich ertragen kann!« Brian zerrte an seinem Schnurrbart, eine Geste, die Mallory seltsam vertraut vorkam. »Ich wusste, dass es richtig war, zu dir zu kommen, Ned. Du scheinst die Dinge immer zu durchschauen, wie keiner von uns anderen es kann. Also sag mir, was sollen wir in dieser schrecklichen Sache unternehmen? Was können wir unternehmen?«
»Deine Pistole da – ist sie funktionstüchtig?«
Brians Miene hellte sich auf. »Um die Wahrheit zu sagen, Ned, das Ding ist nicht vorschriftsmäßig! Eine Kriegstrophäe, einem toten zaristischen Offizier abgenommen …« Er öffnete den Schnallenverschluss der Pistolentasche.
Mallory schüttelte schnell den Kopf, blickte im Foyer umher. »Du fürchtest nicht, von der Pistole Gebrauch zu machen, wenn es sein muss?«
»Fürchten?«, fragte Brian. »Wenn du nicht Zivilist wärst, Ned, könnte ich diese Frage übel nehmen.«
Mallory starrte ihn an.
Brian begegnete dem Blick mit kühner Offenheit. »Es ist für die Familie, nicht wahr? Dafür haben wir die Russen bekämpft – für unsere Leute zu Hause.«
»Wo ist Thomas?«
»Er sitzt beim Essen im … nun, ich zeige es dir.«
Brian führte ihn in den Salon. Die Bereiche der Gelehrsamkeit waren angefüllt mit lauten, raubeinigen Tischgästen, hauptsächlich Arbeitsmännern, die vom teuren Porzellan Kartoffeln und Fleischstücke aufgabelten, als hätten sie seit Tagen nichts bekommen. Der junge Tom Mallory, ziemlich elegant in einem kurzen leinenen Überrock und karierten Hosen, saß mit einem Gefährten an einem Tisch, vor sich die Reste von gebratenem Fisch und eine Limonade.
Der andere Mann war Ebenezer Fraser.
»Ned!«, rief Tom. »Ich wusste, dass du kommen würdest!« Er stand auf und ergriff einen anderen Stuhl. »Setz dich zu uns, setz dich! Dein Freund Mr. Fraser hier war so freundlich, unser Essen zu bezahlen.«
»Und wie geht es Ihnen, Dr. Mallory?«, fragte Fraser in verdrießlichem Ton.
»Ein bisschen müde bin ich«, sagte Mallory, als er sich setzte, »aber nichts, was eine Mahlzeit und ein Huckle-buff nicht in Ordnung bringen würden. Und wie geht es Ihnen, Fraser? Wieder ganz erholt, hoffe ich?« Er beugte sich zu Frasers Ohr. »Und was für eine schlaue Geschichte haben Sie meinen armen Brüdern aufgebunden?«
Fraser sagte nichts.
»Mr. Fraser ist ein Londoner Polizeibeamter«, sagte Mallory. »Von der Sonderabteilung.«
»Wirklich?«, platzte Tom heraus. Er schien alarmiert.
Ein Kellner arbeitete sich zum Tisch durch, einer vom Stammpersonal. Er sah abgehärmt und geplagt aus. »Dr. Mallory – die Vorräte sind geschrumpft, Sir. Ich kann Ihnen nur Fisch und Kartoffeln empfehlen, Sir, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
»Das geht in Ordnung. Und wenn Sie mir einen Huckle-buff mischen könnten – na, macht nichts. Bringen Sie mir Kaffee. Stark und schwarz.«
Fraser sah dem Kellner mit melancholischer Geduld nach. »Sie müssen eine aufregende Nacht gehabt haben«, bemerkte Fraser, als der Mann außer Hörweite war. Tom und Brian musterten den Beamten jetzt halb respektvoll, halb argwöhnisch.
»Ich habe festgestellt, dass Kapitän Swing sich in den Westindiendocks aufhält«, sagte Mallory. »Er versucht, einen allgemeinen Aufstand anzuzetteln!«
Fraser presste die Lippen zusammen.
»Er hat eine maschinengesteuerte Druckpresse und muss eine Menge Gesindel um sich geschart haben. Er druckt aufrührerische Plakate zu Hunderten. Ich habe heute Morgen ein paar Exemplare konfisziert – obszön, verleumderisch, schmutzige Ludditenpropaganda!«
»Sie sind fleißig gewesen.«
Mallory schnaubte. »Ich werde bald noch viel geschäftiger sein, Fraser. Ich habe die Absicht, den nichtswürdigen Schurken direkt zur Strecke zu bringen und dieser Sache ein Ende zu machen!«
Brian beugte sich näher. »Dann war es dieser ›Kapitän Swing‹, der die lügenhafte Verleumdung gegen unsere Madeline ausstreute, richtig?«
»Ja.« Tom richtete sich auf, blickte erregt von einem zum anderen. »Die Westindiendocks. Wo ist das?«
»Drüben in Limehouse, am anderen Ende der Stadt«, sagte Fraser.
»Das spielt keine Rolle«, erklärte Tom. »Ich habe meinen Zephyr .«
Mallory erschrak. »Du hast den Rennwagen der Bruderschaft mitgebracht?«
Tom schüttelte den Kopf. »Nein,
Weitere Kostenlose Bücher