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Die Differenzmaschine: Roman (German Edition)

Die Differenzmaschine: Roman (German Edition)

Titel: Die Differenzmaschine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson , Bruce Sterling
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Junge!«
    »Ned, du bist es wirklich!«, sagte Mallorys Bruder, und ein zärtliches Lächeln teilte seinen neuen Soldatenbart. Er nahm Mallorys Hand zwischen seine beiden und schüttelte sie herzlich, mit fester Kraft.
    Mallory bemerkte mit Überraschung und Freude, dass militärische Disziplin und Feldküchenessen den Jungen in die Länge und Breite hatte wachsen lassen. Brian Mallory, das sechste Kind der Familie, war immer ein wenig still und schüchtern gewesen, aber jetzt musste sein kleiner Bruder mindestens eins neunzig sein und überragte ihn um einiges. In seinen blauen Augen war der Blick eines Mannes, der die Welt gesehen hatte.
    »Wir haben auf dich gewartet, Ned«, sagte Brian. Seine Stimme nahm wie durch alte Gewohnheit den erinnerten Tonfall früherer Jahre an. Für Mallory war es ein klagendes Echo aus der Erinnerung: die Forderungen einer Menge kleinerer Geschwister an ihren ältesten Bruder. Dieser vertraute Ton, weit davon entfernt, ihn zu ermüden oder zu belasten, ermunterte ihn augenblicklich zu erneuerter Aufmerksamkeit und Geistesgegenwart. Verwirrung und Müdigkeit lösten sich auf wie Dunst, und er fühlte sich gekräftigt, fähiger; die bloße Gegenwart seines jüngeren Bruders hatte das alte Pflichtbewusstsein in ihm wachgerufen. »Verdammich, es ist so gut, dich zu sehen!«, platzte er heraus.
    »Und es ist gut, dass du endlich zurück bist«, sagte Brian. »Wir hörten Geschichten von einem Brand in deinem Zim mer – und du verschwandest in London, keiner wusste, wohin! Das bereitete Tom und mir Sorgen!«
    »Tom ist auch hier?«
    »Wir kamen mit Toms kleinem Dampfwagen nach London«, sagte Brian. Seine Miene wurde trübe. »Mit schrecklicher Nachricht, Ned, und keiner Möglichkeit, sie mitzuteilen, außer von Angesicht zu Angesicht.«
    Mallory holte tief Luft. »Was ist es? Ist es … betrifft es Papa?«
    »Nein, Ned, Papa ist wohlauf; so wohlauf er sein kann, in diesen Tagen. Es ist die arme Madeline!«
    Mallory ächzte. »Unsere Braut? Was ist geschehen?«
    »Nun, es hat mit meinem Kameraden und Freund Jerry Rawlings zu tun«, murmelte Brian. Ein Ausdruck von Schmerz und Verlegenheit ließ sein Gesicht gealtert erscheinen. »Jerry wollte nur das Beste für unsere Madeline, Ned, denn er redete immer von ihr und lebte um ihretwillen sehr sauber; aber zu Hause bekam er diesen Brief, Ned, einen so widerwärtigen und schrecklichen Brief! Es brach ihm fast das Herz!«
    »Was für ein Brief, um Himmels willen?«
    »Er war anonym, statt einer Unterschrift stand nur darunter ›Einer, der Bescheid weiß‹. Aber der Schreiber wusste so viel über uns, ich meine über die Familie, all unsere kleinsten Einzelheiten, und behauptete in dem Brief, dass Madeline … unkeusch gewesen sei. Bloß in gröberen Ausdrücken.«
    Mallory fühlte, wie ihm heiße Zornesröte ins Gesicht schoss. »Ich verstehe«, sagte er mit tonloser, erstickter Stimme. »Weiter.«
    »Nun, ihre Verlobung ist aufgelöst, wie du dir denken kannst. Die arme Madeline ist außer sich und imstande, sich etwas anzutun. Sie verkriecht sich, sitzt irgendwo in einem Winkel des Hauses und weint und weint.«
    Mallory schwieg, überdachte Brians schlimme Neuigkeit.
    »Du weißt, dass ich lange Zeit fort war, in Indien und auf der Krim«, sagte Brian mit leiser, stockender Stimme. »Ich kann nicht genau beurteilen, wie die Dinge stehen. Sag mir die Wahrheit, Ned – du glaubst doch nicht, dass an dieser bösen Verleumdung etwas ist? Oder?«
    »Was? Unsere Madeline? Gott, Brian, sie ist ein Mallory- Mädchen!« Mallory schlug mit der Faust auf den Tresen. »Nein, es ist böswillige Verleumdung; es ist ein niederträchtiger, vorsätzlicher Angriff auf die Ehre unserer Familie!«
    »Wie … warum sollte uns jemand so etwas antun, Ned?«, fragte Brian mit einem seltsamen Ausdruck von Klage und Erbitterung.
    »Ich weiß , warum es geschehen ist – und ich kenne den Schurken, der dahintersteckt.«
    Brian sperrte die Augen auf. »Du kennst ihn?«
    »Ja. Er ist derselbe Kerl, der meine Räume ausgebrannt hat. Und ich weiß, wo er sich verbirgt, in diesem Augenblick!«
    Brian starrte ihn in stummer Verblüffung an.
    »Ich habe ihn mir zum Feind gemacht, in einer dunklen Staatsaffäre«, fuhr Mallory fort, mit Bedacht die Worte wählend. »Ich bin jetzt ein Mann von einigem Einfluss, Brian; und ich habe ein Geheimnis aufgedeckt, heimliche Pläne durchkreuzt, die ein Mann wie du, ein ehrlicher Soldat der Krone, schwerlich glauben würde!«
    Brian

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