Die Differenzmaschine: Roman (German Edition)
Sonderabteilung sich für die verschiedenen klassischen Zwangsmethoden ausgesprochen, doch war Oliphant mit dem Argument dagegen aufgetreten, dass die Amerikaner von unschätzbar größerem Wert sein würden, wenn man ihnen erlaubte, sich frei zu bewegen – allerdings unter der ständigen Beobachtung durch die Sonderabteilung der Polizei und den ihm selbst unterstehenden Nachrichtendienst des Außenministeriums. In der Praxis allerdings fehlte es dem Nachrichtendienst am nötigen Personal für derartige Unternehmungen, was dazu geführt hatte, dass er Betteredge mit der Aufgabe betraut hatte, und mit ihm eine Anzahl freier Mitarbeiter, allesamt unauffällige, erfahrene Beobachter, von Oliphant persönlich geprüft. Betteredge steuerte die freien Mitarbeiter und erstattete Oliphant Bericht, der das Rohmaterial prüfte und auswertete, bevor er es an seine vorgesetzte Dienststelle weitergab. Er fand die Regelung durchaus praktisch und angenehm. Das Außenministerium hatte sich bisher eines Kommentars enthalten.
Die Bewegungen der Pinkertons hatten nach und nach kleinere, doch bis dahin unvermutete Zwischenschichten heimlicher Aktivität enthüllt. Die daraus gewonnenen Informationen waren ziemlich vermischt, doch sah Oliphant darin keinen Nachteil: Es war ganz nach seinem Geschmack. Die Pinkler, hatte er Betteredge eines Tages in aufgeräumter Stimmung erklärt, würden ihnen das Äquivalent geologischer Bohrkerne liefern; sie würden die tieferen Schichten anzapfen, und Großbritannien würde den Vorteil daraus ziehen.
Betteredge hatte sehr bald und zu seinem beträchtlichen Stolz aufgedeckt, dass ein Mr. Fuller, der einzige und überarbeitete Angestellte der texanischen Gesandtschaft, im Sold der Pinkerton-Agentur stand. Darüber hinaus hatte die Makrele eine außergewöhnliche Neugierde über die Angelegenheiten des Generals Sam Houston an den Tag gelegt; dies war so weit gegangen, dass er persönlich in den Landsitz des exilierten texanischen Präsidenten eingebrochen war. Einige Monate danach hatten die Pinkertons Michael Radley beschattet, Houstons Mädchen für alles, dessen Ermordung im Grand’s Hotel unmittelbar zu einer Anzahl von Oliphants gegenwärtigen Ermittlungen geführt hatte.
»Und Sie sahen unsere Mrs. Bartlett unter den Zuschauern der Kommunardenvorstellung? Sind Sie sicher?«
»Keine Frage, Sir!«
»Makrele & Co. wussten, dass sie da war? Und umgekehrt?«
»Nein, Sir – sie verfolgten die Vorführung, pfiffen und schrien. Mrs. Bartlett schlich in der Pause hinter die Bühne! Danach hielt sie sich im rückwärtigen Teil des Parketts auf. Applaudierte fleißig.« Betteredge runzelte die Stirn.
»Die Pinkler machten keinen Versuch, Mrs. Bartlett zu folgen?«
»Nein, Sir!«
»Aber Sie taten es.«
»Ja, Sir. Nach dem Ende der Vorstellung ließ ich Boots und Becky Dean zur Beobachtung unserer Freunde zurück und ging ihr allein nach.«
»Das war sehr töricht von Ihnen, Betteredge«, sagte Oliphant in freundlichem Ton. »Sie hätten lieber Boots und Becky schicken sollen. Die beiden sind sehr viel erfahrener, und ein Paar ist unweigerlich unauffälliger als ein einzelner Beobachter. Sie hätte Ihnen leicht entgehen können.«
Betteredge zog ein Gesicht.
»Oder sie hätte Ihnen auflauern und Sie töten können, Betteredge. Sie ist eine Mörderin. Eine sehr gefährliche Person. Es ist bekannt, dass sie ein Stilett und Vitriol bei sich trägt.«
»Sir, ich übernehme die volle …«
»Nein, Betteredge, nein. Nichts davon! Sie hat bereits unseren texanischen Goliath umgebracht. Bis ins Letzte geplant und vorbereitet, ohne Zweifel. Sie war in der Lage, ihn mit Nahrung zu versorgen, ihm zu helfen und Vorschub zu leisten, genauso wie sie und ihre Freunde es in jener Schreckensnacht im Grand’s Hotel taten … Sie hatte ihm diese Bohnenkonserve gebracht, verstehen Sie? Er hing von ihr ab, er hatte hier Unterschlupf gesucht und gefunden. Es kam einfach darauf an, eine Konservendose zu öffnen und wieder zu verlöten.«
»Aber warum sollte sie ihn umbringen, Sir? Sehen Sie ein Motiv?«
»Wahrscheinlich eine Frage der Loyalitäten, Betteredge. Unser Texaner war ein nationalistischer Eiferer. Patrioten sind bereit, sich mit dem Teufel in Person zu verbünden, wenn es gilt, den Interessen ihres Landes zu dienen, aber es gibt andere Dinge wie gewöhnlichen Mord oder Raub, für die sie nicht zu haben sind. Wahrscheinlich verlangte sie von ihm, irgendeinen Mordauftrag auszuführen, und er weigerte
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