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Die Differenzmaschine: Roman (German Edition)

Die Differenzmaschine: Roman (German Edition)

Titel: Die Differenzmaschine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson , Bruce Sterling
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inszenieren.
    Der Heizer wischte sich das Gesicht mit einem punktierten Halstuch. »Da muss es was geben, was die Presse nicht sehen soll.«
    »Dann haben sie es in die falsche Straße getan, oder?«, versetzte der Fahrer.
    Als Oliphant aus dem Dampfwagen stieg, kam Fraser schnellen Schrittes auf ihn zu. »Wir haben sie gefunden«, sagte er.
    »Und dabei beträchtliche Publizität angelockt. Vielleicht wäre etwas weniger Infanterie angebracht?«
    »Es ist keine Sache, die leichtfertig angefasst werden kann, Mr. Oliphant. Kommen Sie am besten mit mir.«
    »Ist Betteredge da?«
    »Hab ihn nicht gesehen. Hier entlang, bitte.« Fraser führte ihn zu einem Durchlass in den Absperrungen. Ein Soldat ließ sie passieren.
    Oliphant erblickte einen schnurrbärtigen Herren in erregtem Gespräch mit zwei Polizisten. »Das ist Halliday«, sagte er. »Chef der Abteilung Kriminalanthropometrie.«
    »Ja, Sir«, sagte Fraser. »Es hat eine Menge Wirbel gegeben. Man hat einen Einbruch in das Museum für Praktische Geologie verübt. Die Royal Society ist zornig wie ein Hornissennest, und der verdammte Egremont wird morgen in allen Zeitungen die Ludditen verantwortlich machen. Unser einziger Glücksfall scheint zu sein, dass Dr. Mallory weit weg in China ist.«
    »Mallory? Wieso?«
    »Der Land-Leviathan. Mrs. Bartlett und ihre Kohorten versuchten sich mit dem Schädel davonzumachen.«
    Sie umgingen die Sichtschutzplanen, deren grobes Gewebe in Abständen mit dem breiten Pfeilzeichen der Armee-Feldzeugmeisterei gestempelt war.
    Ein Droschkenpferd lag in einer großen Lache dunklen Blutes auf der Seite. Die Droschke, ein gewöhnliches Ding mit Klappverdeck, war umgekippt, das hochgeklappte Verdeck und die schwarz lackierte Seitenwand des Wagens von Kugeleinschlägen durchsiebt.
    »Sie hatte zwei Männer bei sich«, sagte Fraser. »Drei, wenn Sie einen Toten mitzählen, den sie im Museum zurückließen. Die Droschke wurde gelenkt von einem exilierten Yankee namens Russell, einem polizeibekannten Gewalttäter, der in Seven Dials lebt. Der andere Mann war Henry Dease aus Liverpool, ein Berufseinbrecher. Zu meiner Zeit hatten wir unseren Henry schon zehnmal eingelocht. Sie liegen da drüben, Sir.« Er zeigte hin. »Russell, der Kutscher, geriet offenbar mit einem richtigen Droschkenkutscher wegen der Vorfahrt in Streit. Ein Polizist, der gerade Streife ging, versuchte einzuschreiten, worauf Russell eine Schusswaffe zog.«
    Oliphant starrte die umgeworfene Droschke an.
    »Der Polizist war unbewaffnet, aber zufällig kamen ein paar von unseren Ermittlern vorbei …«
    »Aber diese Droschke, Fraser …«
    »Das ist das Werk eines Militärdampfwagens, Sir. Die letzte der zeitweiligen Garnisonen ist drüben beim Holborn-Viadukt.« Er hielt für einen Moment inne. »Dease hatte eine russische Schrotflinte …«
    Oliphant schüttelte ungläubig den Kopf. »Acht Zivilisten wurden ins Krankenhaus gebracht«, sagte Fraser. »Ein Detektiv tot. Aber kommen Sie mit, Sir – am besten bringen wir dies gleich hinter uns.«
    »Was haben diese Sichtschutzplanen zu bedeuten?«
    »Die Kriminalanthropometrie ließ sie aufstellen.«
    Oliphant hatte das Gefühl, durch einen Traum zu gehen, mit tauben Gliedmaßen, die sich ohne seinen Willen bewegten. Er ließ sich zu einer Stelle führen, wo drei mit Planen zugedeckte Körper auf Bahren lagen.
    Florence Bartletts Gesicht war eine grässliche Ruine.
    »Vitriol«, erklärte Fraser. »Eine Kugel zerschlug die Flasche, die sie bei sich hatte.«
    Oliphant wandte sich rasch ab und würgte in sein Taschentuch.
    »Tut mir leid, Sir«, sagte Fraser. »Nicht nötig, dass Sie die anderen zwei sehen.«
    »Betteredge – haben Sie ihn gesehen, Fraser?«
    »Nein, Sir. Hier ist der Schädel, Sir, oder was davon übrig geblieben ist.«
    »Der Schädel?«
    Ungefähr ein halbes Dutzend massive Bruchstücke von versteinerten Knochen und elfenbeinfarben getöntem Gips lagen sauber geordnet auf einer über zwei Schragen gelegten Tischplatte. »Ein Mr. Reeks vom Museum ist hier, der die Stücke mitnehmen will«, sagte Fraser. »Er sagt, der Schaden sei nicht so schlimm, wie wir vielleicht denken. Möchten Sie sich setzen, Sir? Ich könnte einen Faltstuhl auftreiben …«
    »Nein, danke. Warum sind so viele von der Kriminalanthropometrie da, Fraser?«
    »Also, Sir, Sie sind in einer besseren Position, das zu bestimmen, als ich«, sagte Fraser mit halblauter Stimme. »Aber ich hörte, Mr. Egremont und Lord Galton haben vor Kurzem

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