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Die Differenzmaschine: Roman (German Edition)

Die Differenzmaschine: Roman (German Edition)

Titel: Die Differenzmaschine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson , Bruce Sterling
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krochen träge vorbei, viele hatten gummibereifte, mit Gepäck und Proviant beladene Frachtanhänger im Schlepp. Es schien, dass der sommerliche Exodus der besitzenden Stände aus London den Charakter einer allgemeinen Flucht annahm. Mallory konnte den Sinn darin sehen.
    Es war ein langer Fußmarsch zur Fleet Street, wo er mit Disraeli verabredet war. So schien es das Beste zu sein, die Untergrundbahn zu nehmen und den Gestank zu ertragen.
    Aber die Britische Bruderschaft der Erd- und Bergarbeiter hatte am Eingang zur Station Gloucester Road Streikposten aufgestellt. Sie hatten den Zugang wie eine Besatzungsarmee mit Sandsäcken gesperrt und Plakate und Banner aufgepflanzt. Eine ansehnliche Menschenmenge beobachtete das Schauspiel in guter Ordnung; die Kühnheit der Streikenden schien sie nicht zu verdrießen, sondern nur neugierig zu machen oder einzuschüchtern. Vielleicht waren sie froh, dass die Unter grundbahn geschlossen war; wahrscheinlicher jedoch war, dass sie einfach die Konfrontation mit den raubeinigen Erdarbeitern scheuten. Die behelmten Streikposten waren wie verschwitzte, muskulöse Kobolde von ihren unterirdischen Arbeitsplätzen ans Licht gekommen.
    »Die Sache hier gefällt mir nicht, Mr. Fraser.«
    »Nein, Sir.«
    »Sprechen wir mit diesen Burschen.« Mallory überquerte die Straße und ging auf einen untersetzten Mann mit rot geäderter Nase zu, der Parolen in die Menschenmenge brüllte und den Leuten in den vorderen Reihen Flugblätter aufdrängte. »Was ist hier das Problem, Bruder?«
    Der Erdarbeiter musterte Mallory von oben bis unten und grinste um einen Elfenbeinzahnstocher. In seinem Ohr war ein großer vergoldeter Ring – oder vielleicht war er aus echtem Gold, da die Bruderschaft eine reiche Gewerkschaft war und viele Patente ihrer Mitglieder verwaltete. »Ich will es Ihnen sagen, Mister, weil Sie so höflich fragen. Es sind die verdammten, hirnverbrannten pneumatischen Züge! Wir sagten Lord Babbage in unserer Petition, dass die verwünschten Tunnels niemals richtig auslüften würden. Aber irgendein Bastard von einem Gelehrten hält uns einen blödsinnigen Vortrag, und jetzt sind die Dinger sauer geworden wie abgestandene Pisse.«
    »Das ist eine ernste Angelegenheit, Sir.«
    »Da haben Sie verdammt recht!«
    »Wissen Sie vielleicht den Namen des beratenden Gelehrten?«
    Der Erdarbeiter besprach die Frage mit ein paar seiner behelmten Freunde. »Lordschaft namens Jeffries.«
    »Ich kenne Jeffries!«, sagte Mallory überrascht. »Er behauptete, dass Rudwicks Pterodaktylus nicht fliegen könne. Behauptete, er habe bewiesen, dass es ein gleitendes Reptil gewesen sei, das nicht mit den Flügeln schlagen, sondern nur von Bäumen, auf die es geklettert war, habe hinabsegeln können. Der Mann ist unfähig! Er sollte wegen Betrugs belangt werden!«
    »Sind Sie selbst ein Gelehrter, Mister?«
    »Keiner von seiner Sorte«, sagte Mallory.
    »Was ist mit Ihrem Kumpel, dem Polypen da?« Der Erdarbeiter zupfte erregt an seinem Ohrring. »Will er das alles vielleicht in sein verdammtes Notizbuch schreiben?«
    »Keineswegs«, sagte Mallory mit Würde. »Wir wollten nur die ganze Wahrheit über die Angelegenheit wissen.«
    »Wenn Sie die ganze Wahrheit wissen wollen, dann kriechen Sie selbst da hinunter und kratzen sich einen Eimervoll von diesem modrigen Mist von den Ziegeln. Kanalreiniger, die zwanzig Jahre da unten gearbeitet haben, kotzen sich von dem Gestank die Gedärme aus dem Leib.«
    Der Erdarbeiter ging ein paar Schritte weiter, um eine Frau in gestreifter Krinoline aufzuhalten. »Da kannst du nicht hinunter, Liebchen, in ganz London fährt kein einziger Zug …«
    Mallory ging weiter. »Das wird noch ein Nachspiel haben!«, murmelte er halblaut, ungefähr in Frasers Richtung. »Wenn ein Gelehrter Industrieberatung macht, muss er sich seiner Fakten sicher sein!«
    »Ist das Wetter«, sagte Fraser.
    »Ganz und gar nicht! Es ist eine Frage wissenschaftlicher Ethik! Ich habe selbst solch eine Anfrage bekommen – ein Mann in Yorkshire will ein gläsernes Gewächshaus bauen, dessen tragendes Eisengerüst dem Rückgrat und den Rippen des Brontosaurus nachgebildet werden soll. Gegen das Gerüst ist nichts einzuwenden, sagte ich ihm, aber die Glasdichtungen werden mit Sicherheit lecken. Also kein Auftrag und kein Beratungshonorar – aber mein Ruf als Gelehrter ist unbeeinträchtigt!« Mallory schnaubte in die ölige Luft, räusperte sich und spuckte in den Rinnstein. »Ich kann nicht glauben, dass

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