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Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft

Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft

Titel: Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Falk;Beckedahl Lüke
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zwingt zum einen die Politiker etablierter Parteien zum Nachdenken über digitale Themen. Zum anderen gibt sie den progressiveren, nachdenklicheren und netzaffineren Politikern in den Altparteien Auftrieb. Doch das allein wird nicht reichen.
    Das Netz ist inzwischen gesellschaftlich zu wichtig geworden, um es der Willkürpolitik planloser Parlamentarier zu überlassen.Die Nutzer müssen sich des Netzes annehmen, ihre Wünsche äußern und ihre Rechte aktiv einfordern. Denn die Baustellen sind enorm, und die Politik der Zukunft, die auch und immer auch Netzpolitik sein wird, unterscheidet sich strukturell von der traditionellen nationalstaatlichen Entscheidungsfindung.
    Manchmal kommt es vor, dass Staaten keinen demokratischen Spielregeln folgen. Das sind Diktaturen, Militärregime oder oligarchische Kleptokratien, bei denen wenige sich den Staat zur Beute machen und die Interessen der vielen unterdrückt werden. Manchmal existiert gar kein Staat mehr, und stattdessen übernehmen bewaffnete Banden faktisch die Macht. Dann sprechen Politikwissenschaftler von Failed oder Failing States, also scheiternden oder gescheiterten Staaten. Das bekannteste Beispiel hierfür ist wohl Somalia, das Land an der afrikanischen Ostküste, das seit Jahrzehnten in einem Sumpf aus nachbarschaftlicher Intervention, bewaffneten Banden, lokalen Gewaltherrschern, organisierter Kriminalität und Terrorismus versunken ist.
    Um die Grenzen der Staatlichkeit zu entdecken, muss man aber nicht bis ans Horn von Afrika reisen: Gehen Sie doch einfach mal ins Internet. Nein, es ist nicht voller Banditen und Mörder und es sind auch nur wenige der Internetnutzer Piraten. Aber wenn Sie eine Adresse in Ihrem Browser aufrufen, können Sie vielleicht gelegentlich erahnen oder glauben zumindest, dass Sie wissen, wo diese Seite betrieben wird. Doch ob die Seite hinter digitalegesellschaft.de nun aus den USA, China, Afrika oder Berlin ausgeliefert wird, das ist für den Nutzer nicht direkt ersichtlich und für den Durchschnittsbürger kaum ermittelbar. Technisch gibt es im Internet keine Staaten, das Netz hat eine relativ flache Hierarchie: Rechner sind miteinander verbunden, die je nach Leistungsfähigkeit und Geschwindigkeit ihres Internetzugangs Dinge tun können. Jeder ist Sender und Empfänger zugleich.
    So könnte man rein theoretisch eine Suchmaschine wie Google auch auf dem heimischen Computer oder Mobiltelefon betreiben. Praktisch würde man damit natürlich an Grenzen stoßen, wenn man die hierfür benötigten immensen Datenmengen und die notwendige Rechenleistung unter dem eigenen Schreibtisch horten und die Ergebnisse an Abermillionen Nutzerausliefern will. Aber grundsätzlich ist genau diese im Prinzip flache Hierarchie eine der großen Stärken des Netzes. Allerdings ist sie in den Augen mancher Politiker vor allem ein Risiko, aus Sicht mancher Wirtschaftsunternehmen nicht wünschenswert und vielen Nutzern schlicht nicht bewusst.
    Natürlich ist es nicht so, dass es im Internet keine Regeln gibt. Zum einen sind da die technischen Regeln   – sogenannte Standards. Das sind Vereinbarungen darüber, wie Computer miteinander reden, wie Computer und Inhalte auffindbar sind und wann welche Aktion ausgelöst wird. So ist zum Beispiel die Frage, wie ein Browser wie Firefox oder Internet Explorer Webseiten darstellt, über die standardisierte Seitenbeschreibungssprache HTML weitgehend gelöst: Die Software lädt die Inhalte und einige Angaben, wie das Ergebnis aussehen soll, aus dem Netz. Wie ein Kuchenrezept. Wenn der Bäcker oder die Bäckerin ihr Handwerk beherrschen, dann haben Sie am Ende auch das Ergebnis, das nach dem Rezept zu erwarten ist: einen Kuchen und nicht etwa eine Suppe.
    Im Netz ist Vertrauen anders organisiert als in einer staatlichen Struktur. Es gibt eine Vielzahl von Mechanismen, die für Vertrauen sorgen und auch gegebenenfalls Vertrauen wieder entziehen. Meistens ist das informell organisiert. Einer der wichtigsten Mechanismen ist das sogenannte »Web of Trust«, das Netz des Vertrauens. Es begegnet uns in vielfältiger Gestalt, vor allem dort, wo Menschen miteinander im Netz interagieren und es ist zweifelsohne ein Kernelement der digitalen Gesellschaft. Unter »Web of Trust« verstehen Verschlüsselungsforscher, die sogenannten Kryptografen, dass einzelne Einheiten   – Menschen, Geräte, Software   – von anderen als vertrauenswürdig eingeschätzt werden, ohne dass es dafür einer zentralen Instanz bedarf. Es ist in

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