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Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft

Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft

Titel: Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Falk;Beckedahl Lüke
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Freie-Software-Stiftung. Gemeinsam entwickelten sie eine Lizenz auf Basis des Copyrights, unter der zukünftig Software veröffentlicht werden sollte: die GNU Public License (GPL). GNU steht dabei für »GNU is Not Unix«   – GNU ist nicht Unix. Unix war das damals wichtigste Betriebssystem, das für Großrechner eingesetzt wurde. Und es war nicht so frei, wie Stallman und Moglin dies gern gesehen hätten: Bis 1979 wurde es mit seinem Quellcode ausgeliefert, danach hielt der Rechteinhaber, das U S-Telefonunternehmen AT&T, die Quellen unter Verschluss und bot nur noch die Maschinenversion an. Das stieß Stallman und Kollegen übel auf, weshalb sie ein eigenes Betriebssystemprojekt und darauf aufbauend eine komplette Benutzerumwelt nach ihren Maßstäben zu entwickeln anfingen   – eben das sogenannte GN U-Projekt , das auf vier Freiheiten aufbaut, die jede Software, die offizieller Bestandteil des Projektes sein will, erfüllen muss.
    Zentraler Punkt der GPL ist die sogenannte »nullte Freiheit«: die Freiheit, »ein Programm für jeden Zweck einsetzen zu dürfen«. Darauf baut die zweite oder eigentlich die erste, die wissenschaftlicheFreiheit auf, »die Freiheit, untersuchen zu dürfen, wie ein Programm funktioniert, und es den eigenen Bedürfnissen anzupassen«. Die nächste Freiheit ist die soziale Freiheit, »Kopien für andere machen zu dürfen«. Und zum Schluss kommt die konstruktive Freiheit, »das Programm verbessern zu dürfen und diese Verbesserungen zum allgemeinen Wohl zugänglich zu machen«.
    Diese vier Freiheiten waren keine Revolution, sondern lediglich die Festschreibung langjähriger Hackertradition in einem Copyright-kompatiblen juristischen »Code«, auf der zukünftige Software-Entwickler aufbauen und sich auf das konzentrieren konnten, was ihnen Spaß machte: Software zu programmieren und die Ergebnisse mit anderen zu teilen. Sie haben es sicherlich schon bemerkt: Im Englischen ist die Unterteilung in Code und Code schwierig. Wer von Code redet, kann gleichermaßen Programmiercode meinen wie juristische Kodizes. Tatsächlich besteht bei der Logik der Anfertigung von Gesetzen und Programmen eine gewisse Ähnlichkeit.
    Stallman konzentrierte sich auf die Entwicklung seines GN U-Projektes . Es war schon ziemlich weit gediehen, aber der entscheidende Teil fehlte noch: der Kern des Betriebssystems, der sogenannte Kernel. Anfang 1991 sollte ein solcher in Finnland entwickelt werden. Der junge Informatikstudent Linus Thorvalds wollte das Betriebssystem Minix, ebenfalls ein Abkömmling der älteren Unix-Varianten, das an der Universität von Amsterdam geschrieben worden war, nachdem Unix unter Verschluss geraten war, auf seinem 386er-Computer zum Laufen bringen. Das war aber so nicht möglich. Also setzte Thorvalds sich an seinen Computer und entwickelte einen neuen Kern für das Betriebssystem. Da die übrigen notwendigen Komponenten des GN U-Systems schon unter der GPL (Sie erinnern sich: die Vier-Freiheiten-Lizenz, die eine freie Veränderung, Nutzung und Weitergabe erlaubt) veröffentlicht waren, nahm er diese und setzte seinen Kernel ebenfalls unter die GPL.   Die erste Version von Linux war geboren.
    Die Unterschiede zwischen proprietärer Software, Open-Source-Software und freier Software lassen sich gut mit einem Auto vergleichen. Bei proprietärer Software können Sie im Schadensfall nichts machen. Das Auto ist kaputt, Sie sehen höchstensnoch eine blinkende Lampe, Sie müssen zur Werkstatt   – und zwar auch, wenn Sie Automechaniker sind. Sie können nämlich nicht einmal die Motorhaube öffnen. Bei Open-Source-Software, die lediglich einen Einblick erlaubt, können Sie die Motorhaube öffnen und den Fehler auch finden, aber Sie müssen trotzdem zur Werkstatt, wenn Sie das Auto vertragsgemäß reparieren lassen und die Garantie erhalten wollen. Freie Software gibt hingegen alle Freiheiten: Sie öffnen die Motorhaube, finden einen kaputten Keilriemen und können diesen auch ohne fremde Hilfe austauschen. Falls Sie nicht genau wissen, wie: Im Netz finden Sie unzählige Quellen, die Ihnen die richtigen Tipps geben. Die Lösung könnte der berühmte Nylonstrumpf als Provisorium sein, oder das Einbauen eines neuen Keilriemens.
    Linux wurde unter Entwicklern immer beliebter, weil man das System individuell anpassen konnte. Aber lange Zeit war das System nicht nutzerfreundlich genug. Wer niemanden im Freundes- oder Bekanntenkreis hatte, der einem bei der Wartung und unerwarteten Problemen

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