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Die Diktatorin der Welt

Die Diktatorin der Welt

Titel: Die Diktatorin der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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Donnerwetter, was spielt das für eine Rolle?« explodierte Ken. »Im Institut befindet sich eine Bombe, und sie kann in jeder Sekunde hochgehen. Wir wissen nicht, welche Sprengkraft sie hat. Wollen Sie wenigstens dafür sorgen, daß Ihre Leute sich vorläufig nicht in die Nähe des Instituts begeben?«
    Der Captain schien beeindruckt. Er wandte sich um und schrie einen Befehl, der von einem der Männer aufgenommen und weitergeleitet wurde.
    »Sie haben Bewußtlose bei sich?« erkundigte sich der Polizist und hielt das bisherige Thema offenbar für abgeschlossen.
    »Vier Mann«, antwortete Ken, und im selben Augenblick schoß ihm durch den Kopf, daß schwierig sein würde, Nenus Anwesenheit zu erklären. »Sie leiden an Schallschock«, schwächte er ab. »Zwei davon sind schon halbwegs wieder bei sich.«
    »Trotzdem würde ich Ihnen raten, sie zum Lazarett zu bringen«, schlug der Captain vor. »Man kann nie wissen ...«
    »Was für ein Lazarett?« fragte Ken.
    »Halbwegs zwischen hier und Orlando. Wir brauchten einen Platz, um die Tausenden von Bewußtlosen zu deponieren. Ein altes Motel, verlassen, außerhalb der Reichweite des Senders.«
    Ken nickte.
    »Ich werde mich dorthin wenden«, versprach er.
    Er dachte an Jernigan. Vielleicht konnten ihm die Ärzte helfen, seine Pfeilvergiftung schneller loszuwerden. Er brauchte Jernigan. Es gab zu viele Fragen, die er allein nicht beantworten konnte.
    Bevor er in den Wagen stieg, warf er einen Blick zurück zum Institut. Das hohe schlanke Gebäude mit den drei goldgelben Leuchtlettern P.I.N. stand noch unversehrt. Er fragte sich, wie es aussehen würde, wenn Nenus Bombe detoniert war. Zorn packte ihn. Sobald er wieder freie Hand hatte, würde er intensiver als je zuvor an der Verwirklichung der Perzeptionstheorie arbeiten, und sei es nur um der Hoffnung willen, eines Tages wieder auf Nenu zu stoßen und ihr heimzuzahlen, was sie ihm angetan hatte.
    Als er losfuhr, fiel ihm auf, daß Linth und Kori nach wie vor bewußtlos im Litton & Litton-Hochhaus lagen. Ihre Körper jedenfalls. Es war anzunehmen, daß ihre Perzeptionszentren im selben Augenblick desaktiviert worden waren wie Nenus. Da sie gleichzeitig jedoch unter der Wirkung von Pfeilgift standen, war es interessant, wenn auch rein akademisch, sich auszumalen, in welchem Zustand sie in ihr Normal-Universum zurückkehren würden.
    Ken umrundete die Reihe der Laster, fuhr mit hoher Geschwindigkeit die nunmehr leere Radialstraße in nördlicher Richtung und gewann mit einem kühnen Satz über einen Tunnelrand hinweg die Ausfallstraße in Richtung Orlando-Daytona. Er schaltete auf das Funkleitsystem um und lehnte sich in den Polstersitz zurück.
    Während die Minuten dahinstrichen, warf er mehrmals einen Blick rückwärts. Er war sicher, daß Nenu ihre Bombe so proportioniert hatte, daß die Explosion auch aus einiger Entfernung noch wahrgenommen werden konnte. Aber in der Stadt blieb alles ruhig. Ken wurde allmählich unsicher. War es möglich, daß er Felip falsch verstanden hatte? Daß es in Wirklichkeit gar keine Bombe gab?
    Er versuchte sich in Nenus Lage zu versetzen. Vielleicht ließ sich der Zeitpunkt, zu dem ihr Wahrnehmungszentrum desaktiviert wurde, nicht auf die Minute genau bestimmen. Wenn sie nicht genau wußte, zu welcher Zeit sie in die Geborgenheit ihres eigenen Universums zurückkehren würde, dann mußte sie mit der Einstellung des Zünders sorgfältig verfahren und dafür sorgen, daß ihr genügend Spielraum blieb.
    Im Fond entstand Bewegung. Ken hörte eine murmelnde Stimme:
    »Halten Sie still, Einhundert. Ich muß meinen Arm unter Ihnen hervorziehen. Mein Gott, wer hat uns nur so lieblos ...«
    Felips Kopf erschien über der Rücklehne des Fahrersitzes.
    »Beschweren Sie sich nicht, Felip«, sagte Ken. »Sie sind auf dem Weg zum Lazarett, damit jemand Ihren Kopf untersuchen kann.«
    »Meinen Kopf?« protestierte Felip. »Was ist falsch an meinem Kopf?«
    »Mehreres. Erstens ist da die Sache mit Jernigan ...«
    »Oooh ...!« stöhnte Felip und ließ sich ins Polster fallen.
    Dados Gesicht erschien im großen Rückspiegel. Ihr Haar war durcheinander, und sie hatte rote Augen, aber Ken fand sie schön.
    »Was ist los?« wollte sie wissen. »Was, in Dreiteufelsnamen, ist passiert? Und auf wem trete ich da die ganze Zeit 'rum?«
    »Das«, antwortete Ken bereitwillig, »ist entweder Jernigan oder Nenu.«
    »Nenu ...?«
    Ken warf einen Blick nach hinten. Die Umrisse der Stadt waren unter dem Horizont

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