Die Dilettanten
beschreibt. Wer wollte da jedes Wort auf die Goldwaage legen? Bosbach, die rheinische Frohnatur, sagt nix Böses, und wenn doch, dann meint er es nicht so, oder kann er seine eigenen Worte nicht durchschauen?
Ronald Pofalla (CDU/CSU), Rechtsanwalt, Diplomsozialpädagoge (FH), Generalsekretär
Wie Hape Kerkeling, bloß ohne Komik
Ronald Pofalla, geboren am 15. Mai 1959 in Weeze (Kreis Kleve), kann so ungefährlich, wie man ihn einschätzt, gar nicht sein. Schon 1975, mit 16 Jahren, tritt er der JU und der CDU bei und ist seit 1981 Diplom-Sozialpädagoge (FH). Von 1986 bis 1992 JU-Chef NRW, seit 1990 im Bundestag, seit 1991 Jurist, von 1991 bis 2007 CDU-Chef Kreis Kleve, seit 1999 im Landesvorstand NRW, seit 2000 Bezirkschef der CDU Niederrhein, von 2002 bis 2004 Justiziar der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, ab Oktober 2004 Fraktionsvize und Nachfolger von Friedrich Merz als wirtschaftspolitischer Fraktionssprecher, seit der Wahl 2005 Generalsekretär.
Pofalla gilt vielen als Witzfigur, ohne selbst witzig zu sein. »Will er mal einen pointierten Satz gegen die Sozen loswerden«, lästert Thorsten Denkler in der
Süddeutschen Zeitung
, »muss er den zuweilen ablesen« 142 – wie zum Beispiel seinen Brüller: »Beim Mindestlohn verhält es sich zwischen SPD und PDS wie Hase und Igel. Egal wo die SPD ankommt, die PDS ist immer schon da.« 143
Auch der
Focus
zieht genüsslich über den »Sekretär« her: Man verspotte ihn »als eine Art Hape Kerkeling, bloß ohne Komik, dafür mit einer Stimme wie Dauerschnupfen.« Pofalla sei »gut für hinter der Theke, aber nicht zum Servieren.« 144
Zeit
-Autor Kai Biemann allerdings sieht in Pofalla »so etwas wie die Summenformel der CDU: Einfache Herkunft, gebildet, durch harte Arbeit etwas geworden und stolz darauf, Christ, verheiratet, keiner der alten Granden und kein junger Wilder. In ihm kann sich fast jeder wiederfinden. Er könnte der nette Nachbar sein oder der Geschäftsführer des Getränkemarktes.« 145
Oder der nette Onkel vom Stammtisch, denn »Pofalla hat auch denen etwas zu bieten«, schreibt Denkler. »Jüngster Vorschlag: Kruzifixe in alle Schulen. Hat er zwar nicht zu bestimmen, aber die Wähler rechts der Mitte stehen auf so was. Pofalla will auch ihnen eine Heimat geben.« 146
Dabei ist Pofalla nicht immer und überall ein Harmoniker. Dass er durchaus aufmüpfig werden kann, beweist er 1989 auf dem Essener Parteitag, als er Heiner Geißler und Kurt Biedenkopf bei ihrem Putschversuch gegen den Großen Vorsitzenden Helmut Kohl assistiert. Pofallas Kampfparole: »Heiner, sonst keiner.« Doch bekanntlich kommt die Einheit dazwischen. Kohl bleibt, und Pofalla landet bei ihm »von diesem Tag an in der Schublade ›Lump‹«. 147
Aber man schlägt sich, man verträgt sich: In der Spendenaffäre vermittelt Jungjurist Pofalla seinen Chef Stephan Holthoff-Pförtner dem bedrängten Kohl als Rechtsbeistand, und heute sollen Kohl und Pofalla gute Freunde sein. 2007 diskutieren beide sogar das neue CDU-Grundsatzprogramm.
Meistens aber fungiert Pofalla – Lichtjahre entfernt vom Niveau und Kaliber früherer Generalsekretäre wie eben Biedenkopf oder Geißler – eher als der Kanzlerin persönlicher Sekretär. Seit seinem Amtsantritt »macht Pofalla, was er am besten kann: von Merkel schwärmen«. 148 Aber was bringt das? »Angela Merkel ist zwar beliebt, aber allein auf weiter Flur«, urteilt die
Welt
, denn »Merkels Müntefering heißt Ronald Pofalla.«
Hubertus Heil (SPD), Politik-Bachelor, Generalsekretär
Schwafeln auf Karriere komm raus
Hubertus Heil, geboren am 3. November 1972 in Hildesheim, ist der Inbegriff des inkompetenten, aber seilschaftsbegabten Politaufsteigers. Seit 1988 ist er bei den Jusos und der SPD, von 1991 bis 1995 Jusochef des Bezirks Braunschweig, von 1994 bis 1998 Mitarbeiter im Landtag von Brandenburg. 1998 beendet er sein Studium, rutscht in den Bundestag und glänzt dort als Mitbegründer der neoliberalen SPD-Karriereseilschaft
Netzwerk Berlin
. Von 2002 bis 2004 ist er im Fraktionsvorstand, von 2001 bis 2007 Vizechef des SPD-Unterbezirks Peine und des SPD-Bezirks Braunschweig, von 2003 bis 2005
Netzwerk
-Sprecher, seit November 2005 Generalsekretär.
Als Matthias Platzeck auf dem Parteitag bei der Wahl zum Nachfolger Münteferings als Parteichef 99,4 Prozent der Stimmen erhält, wird Ziehsohn Heil nur mit 61,7 Prozent Generalsekretär – offenbar die Quittung dafür, dass er kurz zuvor angeblich Stimmen des Netzwerks
Weitere Kostenlose Bücher