Die Dilettanten
der
Nürnberger Versicherung
, und ein Job bei der
Hamburg-Mannheimer
laufe sowieso aus.« 181
Man braucht kein großer Prophet zu sein, um Scheel eine große Karriere in der schwarz-grünen Zukunft vorherzusagen.
»Ich persönlich fände Schwarz-Grün gut«, verrät sie im März 2008 dem
Focus.
»Bei uns finden viele eine Annäherung an die CDU spannend.« 182
Guido Westerwelle (FDP), Rechtsanwalt, Partei- und Fraktionschef
Der vielbeschäftigte Dampfplauderer
Guido Westerwelle, geboren am 27. Dezember 1961 in Bad Honnef, verbittet sich staatliche Einmischung in die Wirtschaft, es sei denn in Form von 700-Milliarden-Geschenken für die Banken.
Seit 1980 ist er in der FDP, 1983 Mitgründer und bis 1988 Bundesvorsitzender der Jungen Liberalen, seit 1988 im Bundesvorstand, seit 1991 Volljurist und selbständiger Rechtsanwalt, seit 1996 im Bundestag, von 1994 bis 2001 Generalsekretär und seit Mai 2001 Parteichef, seit Mai 2006 außerdem Fraktionschef. Bis heute kämpft Westerwelle gegen das Image des Politkaspers an, das er sich 2001 kurz vor seiner Wahl zum Parteichef mit seinem legendären Auftritt im Big-Brother-Haus erworben hat. Und amüsanter als das Gastspiel selbst war die Begründung: »Es ist meine Aufgabe als Politiker, junge, politikverdrossene Menschen zu begeistern.«
Nun dürften durchschnittliche Gaffer des RTL2-Menschen-zoos kaum die Zielgruppe der Besserverdienerpartei sein – oder vielleicht doch? Vielleicht wählen ja Hauptschulabbrecher, Analphabeten oder Alkoholgeschädigte gerade aus Unkenntnis über die erklärten und wahren Ziele einer Partei.
Allerdings dürfte auch dem kritischen Wähler nicht unbedingt bekannt sein, dass Westerwelle als eifriger Verfechter nach Privatisierung der Krankenkassen Mitglied des Beirats der
Hamburg-Mannheimer Versicherungs-AG
, also eine Art »Herr Kaiser im Bundestag« ist.
Aber auch sonst ist Westerwelles exorbitanter Sachverstand gefragt, wie ein Blick auf seine veröffentlichungspflichtigen Nebeneinkünfte verrät. Aufgeführt sind nicht nur seine Nebenjobs als Aufsichtsrat der
ARAG
sowie als Beirat
Hamburg-Mannheimer
und der
TellSell Consulting GmbH
, sondern vor allem seine zahllosen Vorträge der Vergütungsklasse über 7000 Euro: 183
Agentur Schenck
, Berlin, August 2008
Aspecta HDI Gerling Lebensversicherung AG
, Mainz, Februar 2007
AXA-Krankenversicherung AG
, Köln, Januar 2006
Close Brothers Seydler AG
, Frankfurt/Main, Juni 2008
Congress Hotel Seepark
, Thun/Schweiz, September 2007
DS Marketing GmbH
, Brühl, März 2006
econ Referenten-Agentur
, Straubing, Mai 2006, Juli 2007
EDEKA Handelsgesellschaft Nordbayern-Sachsen-Thürin gen mbH
, Rottendorf, Juli 2006
EUTOP Speaker Agency GmbH
, München, Juli 2007
Fertighaus WEISS GmbH
, Oberrot, September 2006
Flossbach & von Storch Vermögensmanagement AG
, Köln, Mai 2007
Gemini Executive Search
, Homburg, Oktober 2007
Genossenschaftsverband Frankfurt
, Frankfurt, Oktober 2005
Hannover Leasing GmbH & Co. KG,
Pullach, Juni 2006
Lazard Asset Management Deutschland GmbH
, Hamburg, Januar 2007
LGT Bank AG,
Zürich, April 2007
MACCS GmbH,
Berlin, November 2007
Maritim Hotelgesellschaft mbH
, Bad Salzuflen, November 2005
Rednerdienst & Persönlichkeitsmanagement Matthias Er hard
, München, Oktober 2006
Serviceplan Agenturgruppe für innovative Kommunikation GmbH & Co. KG
, München, Februar 2007
Solarhybrid AG, Brilon, Team Event Marketing GmbH
, Rosbach, Mai 2007
Vincero Holding GmbH & Co. KG
, Aachen, September 2007
Wolfsberg – The Platform for Executive & Business Development
, Ermatingen/Schweiz, September 2008
Nichts gegen Vorträge, aber die Korruptionstheorie wertet sie neben »Beraterverträgen« als beliebteste Möglichkeit zur Tarnung von »kleinen Aufmerksamkeiten«. Bequemer als die Bargeldübergabe auf dem Bahnhofs-WC ist ein gutbezahltes Referat allemal.
Derlei Schmu aber kommt für einen global bekannten Ehren-mann wie Westerwelle nicht in Frage, bekennt er sich doch auf seiner Internetseite zu hehren politischen Zielen: »Mein politisches Anliegen ist eine liberale, weltoffene, tolerante und erfolgreiche Gesellschaft, die jeder Bürgerin und jedem Bürger den größtmöglichen Freiraum zur persönlichen Entfaltung bietet und dabei gleichzeitig die wirklich Schwachen schützt.« Wie er das meint, erklärt er am Beispiel des Post-Mindestlohns: »Wenn der Staat die Löhne festsetzt, könnte er bald auch die Preise festsetzen. Dann sind wir bei der Planwirtschaft wie in der DDR,
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