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Die Dirne und der Bischof

Die Dirne und der Bischof

Titel: Die Dirne und der Bischof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Katzen verjagt, scheuchte sie die Frauen davon.
     

Kapitel 15
    An einem regnerischen Abend im späten August trat ein Mann ins Frauenhaus und schüttelte sich die Regentropfen von seinem Umhang. Er war unauffällig, aber gut gekleidet und verbeugte sich knapp vor der Wirtin.
    »Einen guten Abend«, wünschte sie ihm und sah ihn abschätzend an. Sie kannte ihn nicht, und es fiel ihr schwer, ihn einer der Gruppen, in die sie ihre Gäste einteilte, zuzuordnen. Er war sicher kein armer Häcker oder Tagelöhner, der sich ein Weib wünschte, mit seinem schmalen Lohn die acht Pfennige aber nicht aufbringen konnte. Aber auch kein Handwerker und keiner der reichen Bürger und Ratsherren oder Junker, die hier einen vergnüglichen Abend suchten. Neugierig starrte sie ihn an.
    »Was kann ich für Euch tun? Wollt Ihr Wein und schöne Gesellschaft, die Euch die Sorgen des Alltags vergessen lassen?«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Ich bin Schreiber und Sekretär im Hause des Domherrn... äh, nun, ich denke, das tut nichts zur Sache.« Die Wirtin horchte auf. Ein Domherr? Nun, sie hatte viele Geistliche unter ihren Kunden, was zwar verboten war, aber wie konnte sie den Pfarrern, Vikaren oder gar Stiftsherrn ihre Wünsche abschlagen? Das Domkapitel allerdings gehörte nicht zu ihrer Kundschaft. Sie gab sich nicht der Illusion hin, die hohen geistlichen Herren würden sich an ihr Gelübde der Keuschheit halten. Nein, sie hatten nur andere Quellen, aus denen ihre Begleiterinnen stammten.
    »Ein Besucher weilt bei meinem Herrn. Nun ja, und mein Herr möchte ihn gern in guter Stimmung sehen, daher sandte er mich hierher, um zu fragen, ob eine deiner Frauen in sein Haus kommen kann.«
    Else hätte zu gerne gewusst, was für ein Gast das war. Sicher ging es um eine große Sache, und so dachte sich der Dom herr wohl, er könne das Geschäft in seine Richtung lenken, wenn sein Verhandlungspartner -von einem Weib und viel Wein träge geworden - vielleicht ein wenig seiner Vorsicht eingebüßt hatte. Nun, das ging sie nichts an.
    »Hat Euer Herr bestimmte Wünsche geäußert?«, wollte sie wissen und ging im Geist ihre Frauen durch, welche für diese Aufgabe wohl den größten Erfolg versprach.
    »Sie sollte recht ansehnlich sein und...«, der Bote druckste herum.
    »Nur frei heraus«, forderte ihn die Wirtin auf, die Schlim mes zu befürchten begann. Welche seltsamen Vorlieben würde der Gast haben? Sie wollte nicht, dass ihre Frauen Schaden nahmen.
    »Der Domherr sagt, sie solle in der Lage sein, einen vernünftigen Satz zu sprechen, und ihm nicht mit ordinärem Verhalten und Geschwätz den Gast vergraulen.«
    Ein Lächeln der Erleichterung breitete sich über das Gesicht der Wirtin aus. »Damit kann ich dienen.« Laut rief sie nach Elisabeth, die sofort hinter dem Wandschirm hervortrat und vor dem Gast artig knickste. Der hagere Mann in seinem schwarzen, knielangen Rock sah sie mit zusammengekniffenen Augen von oben bis unten an.
    »Ein bisschen mager scheint sie mir«, sagte er. »Mein Geschmack wäre es nicht, aber gut, darüber hat der Herr mir nichts gesagt.« Elisabeth sah die Wirtin fragend an.
    »Du sollst mit ihm gehen und einen Gast unterhalten.«
    »Hat sie nichts anderes anzuziehen?«, quengelte der dürre Schreiber. »Es muss sich nicht die ganze Stadt das Maul darüber zerreißen, dass ich eine Hure zu Domherr... äh... also zu einem Domherrn führe.«
    »Ganz wie Ihr wünscht«, sagte die Wirtin mit betont freundlicher Stimme. »Ich kann ihr ein anderes Gewand geben. Aber wir haben noch nicht über den Preis gesprochen.«
    Der Mann wedelte ungeduldig mit der Hand. »Sag, was es üblicherweise kostet. Ich denke, der Domherr wird nicht wegen eines Pfennigs feilschen wollen.«
    Elisabeth sah es hinter der Stirn der Wirtin arbeiten. Der Mann kannte die üblichen Preise offensichtlich nicht, andererseits wollte es sich die Meisterin nicht mit seinem Herrn verscherzen.
    »Vier Schillinge«, sagte sie schließlich und sah den Schreiber gespannt an, ob er diesen unverschämten Preis schlucken würde. Auch Elisabeth wartete gespannt, ob sie ihm so viel wert sein würde.
    »Vier Schillinge? Das kommt mir teuer vor«, sagte der Schreiber prompt.
    »Nun, es ist etwas anderes, wenn der Gast ins Haus kommt, hier noch seinen Wein verzehrt und mein Mädchen nach einer Stunde wieder frei ist, den nächsten zu bedienen, oder ob Ihr sie mir aus dem Haus nehmt!«, verteidigte sich die Wirtin.
    »Nun gut«, stimmte der Schreiber zu, »wenn er

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