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Die Dirne vom Niederrhein

Die Dirne vom Niederrhein

Titel: Die Dirne vom Niederrhein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Thiel
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es Männer hier im Lager gibt, die auf unsere Dienste angewiesen sind.«
    Einige Augenblicke verharrten die beiden und funkelten sich an, bis schließlich der Major die Hände hinter dem Rücken kreuzte und seinen Blick über die Männer schweifen ließ.
    Nachdenklich beugte sich Rosi zu Bela hinunter. »Du musst es nicht tun, wenn du nicht willst.«
    Ohne zu zögern sagte das Mädchen: »Du hast so viel für mich getan, es ist nur gerecht, wenn ich dir einen Teil davon zurückgebe.«
    Mit diesen Worten erhob Bela sich, schenkte Elisabeth einen letzten Augenaufschlag und verschwand mit dem Major in einem der Wagen. Rosi blickte den beiden hinterher und schritt mit ernstem Gesichtsausdruck zu ihrem Tisch. In ihren Augen konnte Elisabeth erkennen, dass die Gedanken der Frau sich nicht mehr um die Geschäfte drehten.
    Bela hatte recht, Rosi hatte viel für sie getan. Die Frau musste ein Engel sein, da sie fähig war, dieses Maß an Erbarmen und Mitgefühl zu zeigen. Nicht nur, dass sie Elisabeth selbstlos vor dem sicheren Tod bewahrt hatte, sie bot ihr Nahrung und Obdach in einer Zeit, in der niemand etwas zu verschenken hatte. Auch in einem weiteren Punkt lag Bela richtig: Wenn man eine Aufgabe hat, heilen Wunden schneller. Zumindest vergisst man sie für einen Moment.
    Mit einem letzten Blick auf die gaffenden Soldaten erhob Elisabeth sich, schritt an den anderen Frauen vorbei und stellte sich trotzig neben Rosi.
    »Was ist denn in dich gefahren, Kind?«
    »Ich möchte helfen«, entfuhr es ihr ein wenig zu laut.
    Mit den Fingern der einen Hand scheuchte Rosi die wartenden Soldaten fort, damit sie ungestört reden konnten. »Du musst das nicht machen, aber ich hatte es gehofft.« Ihre Worte brannten sich eindringlich in Elisabeths Verstand. In diesem Moment war Rosi wieder die sorgende Mutter und nicht die kühle Geschäftsfrau, die den Soldaten entgegentrat. Ein gut gemeinter Klaps auf Elisabeths Hinterteil folgte. »Glaub mir, wir kriegen dich auch so durch. Wenn du es allerdings möchtest …«
    »Ich will helfen! Wie lange würdest du mich noch durchfüttern, wenn ich es nicht tun würde? Ich möchte hier bleiben und es ist mir klar, dass ich früher oder später dafür arbeiten muss.« Von der Intensität in ihrer Stimme war Elisabeth selbst überrascht.
    Rosi überlegte einen Augenblick, nickte anschließend und stellte sich neben sie vor die wartenden Hessen.
    »Da hast du allerdings recht. Essen und Unterkunft sind teuer zu diesen Zeiten. Na, wenn du dir sicher bist«, seufzte sie zufrieden. »Irgendwann fangen wir alle mal an. Du erhältst den ersten Teil der Entlohnung, für den zweiten versorge ich euch mit Nahrung und ihr könnt die Wagen benutzen, der dritte wandert in meine Tasche und den vierten müssen wir an Major von Rosen abgeben.«
    Elisabeth nickte, obwohl sie nur halbherzig zuhörte. Zu schnell schlug ihr Herz gegen ihre Brust, als dass sie jetzt an etwas anderes als ihre Aufgabe denken konnte.
    Rosi ließ nicht locker, zog sie zu sich herab. »Du weißt, was du tun musst, um nicht schwanger zu werden?«
    Bei diesen Worten fuhr Elisabeths Kopf herum.
    Sie hatte die Mädchen in Kempen sich darüber unterhalten hören. Doch es waren nur Wortfetzen, Halbwahrheiten gewesen, die damals an ihre Ohren gedrungen waren.
    Elisabeths Stimme wurde so leise, dass Rosi sich vorlehnen musste.
    »Man muss sich … da unten … mit bestimmten Pflanzen ausspülen.«
    Als hätte sie gerade den größten Unfug ihres Lebens gehört, wischte Rosi diese Worte mit einer verächtlichen Handbewegung beiseite. »Vergiss das, Kind«, prustete sie und griff unter ihren Rock. »Schweinedärme. Du ziehst einen über das steife Glied des Mannes, bevor er in dich eindringt. Es ist Teil der Abmachung, dass unsere Freier sie benutzen. Sollte er das nicht tun, ist das Geschäft geplatzt und du schickst ihn raus.«
    Zaghaft nahm Elisabeth die dünne Haut in die Hand.
    »Es fühlt sich …«
    »… seltsam an, nicht wahr?«, unterbrach sie Rosi. »Aber es ist die beste Methode, um kein Kind von irgendeinem Bastard austragen zu müssen.«
    »Woher hast du diese Därme?«, fragte Elisabeth, von der Beschaffenheit der Haut gleichzeitig fasziniert und angewidert.
    Rosi zwinkerte ihr zu und drückte ihr ein Bündel Kraut in die Hand. »Ist eine Abmachung mit den Köchen des Lagers. Außerdem werden sie mehrmals benutzt. Hier hast du Petersilie. Wenn er zu sehr aus dem Mund stinkt, soll er diese kauen. Und jetzt lass uns einen schönen

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