Die Dirne vom Niederrhein
Vorgesetzten. »Und wie geht die Sache aus?«
Von Rosen lächelte. »So mag ich meine Soldaten, immer geradeheraus, dem Feind direkt ins Auge blickend.« Er kam einen Schritt vor, nur mehr wenige Zoll trennten die Männer. »Auf diese Weise habe ich übrigens auch dieses kleine Kuhdorf … wie hieß es gleich …?« Der Major legte einen Finger an die Nase und tat, als überlege er.
»Kempen, werter Major«, half Bayer und gesellte sich zu der Gruppe.
Während die Worte der anderen laut ausgesprochen wurden und Elisabeth sie gut verstehen konnte, musste sie sich konzentrieren, um den Leutnant zu vernehmen.
»Richtig, vielen Dank«, spie von Rosen spöttisch aus. »So habe ich auch Kempen ausgelöscht. Nun ja, ein paar seiner Bewohner scheinen überlebt zu haben.« Er musterte Hauptmann Falkensted von oben bis unten und zückte seinen Säbel. »Diesen Fehler werde ich nun korrigieren.«
Hauptmann Falkensted tat es ihm gleich. Die Klingen funkelten im feurigen Schein der Fackeln.
»Das wird leider nicht so einfach, wie Ihr Euch das vorstellt. Ich weiß nicht, ob es Euch bereits aufgefallen ist, aber die Männer vertrauen mir.«
Elisabeth konnte ein Nicken des Majors erkennen.
»Oh, das ist mir durchaus bewusst. Deshalb hattet Ihr einen nicht zu kittenden Disput mit der Frauenwirtin Roswitha.« Mit seiner Klinge deutete er auf die Frau. »Diese hat Euch daraufhin auf gemeinste Weise niedergestreckt und wollte aus Habgier all Eure Ersparnisse rauben. Leutnant Bayer hat alles beobachtet, wollte Euch zu Hilfe eilen, doch leider war seine Mühe vergebens.« Er drehte sich um und wies seine Männer an, näher zu kommen und ebenfalls ihre Waffen zu zücken.
Es waren mehr als zwei Dutzend. Elisabeth stockte der Atem. Sie hatten nicht die geringste Chance gegen diese Übermacht.
Mit einem breiten Grinsen drehte der Major sich zu der kleinen Gruppe. »Natürlich müssen die übrigen Huren für diese Missetat bestraft werden. Leutnant Bayer erhält aufgrund seines heldenhaften Eingreifens Euren Posten und darf sich mit meiner Erlaubnis in den umliegenden Ortschaften Frauen besorgen. Das dürfte das Gemüt der Männer beruhigen.« Die Hände hinter dem Rücken verschränkt lehnte er sich ein Stück nach vorn. Diese Worte waren an Rosi gerichtet. »Natürlich ohne zu löhnen, versteht sich.«
Die Frau schüttelte angewidert den Kopf. »Ihr seid ein Scheusal. Und selbst auf Euren monatlichen Anteil möchtet Ihr verzichten.« Ihr Lachen triefte vor Verachtung. »Das hätte ich Euch gar nicht zugetraut.«
»Macht Euch deswegen keine Sorgen, Hurenmutter. Ich denke, dass Ihr und Eure Mädchen in den letzten Tagen und Wochen ein hübsches Sümmchen angehäuft habt. Die Taler gehen natürlich an mich. Da man das unflätige Verhalten der Frauen bestrafen muss, werden diese von mir in eine nahe gelegene Krankenstube eingewiesen.« Der massige Körper des Mannes schüttelte sich vor Stolz ob seines Plans. »Der hiesige Vikar hat mir versichert, dass er sich der armen Seelen annimmt und diese den letzten Teil ihres Lebens sicher im Gewahrsam der Kirche verbringen werden. Er hat sogar um ein paar kräftige Frauen gebeten, damit sein Arzt seine Studien weiterführen kann. Es wird den Huren also an nichts mangeln.« Er lächelte finster. »Zumindest in der kurzen Zeit, wo sie noch auf dieser Welt verweilen …«
Elisabeths Kehle war staubtrocken. Doch was sollte sie tun? Von Rosens Männern waren allgegenwärtig, in diesem Moment hörte sie lärmende Geräusche, die der Wind an ihre Ohren herantrug. Die Männer mussten bereits mit dem Sturm auf das Lager der Huren begonnen haben.
Von Rosen kam noch einen Schritt näher an Rosi heran. Elisabeth musste sich konzentrieren, um die Worte des Majors zu verstehen.
»In all meiner Güte werde ich mich sogar dazu bereit erklären, einem ganz besonderen Mädchen Schutz zu bieten. Um die kleine Bela werde ich mich … persönlich kümmern.«
Kalter Schweiß legte sich auf ihren Rücken, in ihrer Hilflosigkeit drehte sie sich zu Bela. Das Mädchen starrte mit offenem Mund auf die Lichtung herab. Egal, was in den nächsten Minuten geschah, von Rosen würde Bela nicht bekommen. Sie zog das Mädchen näher an sich.
Elisabeth beobachtete, wie Rosis Lippen zitterten. »Dafür ist Euch die Hölle gewiss.«
Der Major lachte auf. Ein dunkles, schallendes Lachen.
»Nun, das kann sein. Aber bis dahin werde ich viel Freude mit dem Mädchen haben.«
Dies war genug. In einer Bewegung zog Rosi die
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