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Die Dirne vom Niederrhein

Die Dirne vom Niederrhein

Titel: Die Dirne vom Niederrhein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Thiel
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wie Elisabeth sie selten gesehen hatte. Jetzt musste auch sie lächeln, legte dabei aber den Zeigefinger auf Belas Lippen.
    »Das kannst du sein. Ich bin ebenfalls froh, dass wir dieses Scheusal heute Nacht los sind.« Elisabeth nahm sie in den Arm. Ihre Worte waren nicht mehr als ein Wispern. »Aber lass dir nichts anmerken. Jeder Fehler wäre jetzt fatal.«
    Bela blickte sie aus großen Augen an und nickte. Sie war Antonella wirklich wie aus dem Gesicht geschnitten. Ein jüngeres Ebenbild ihrer Schwester. Elisabeth konnte gar nicht anders, als sie noch einmal zu umarmen und sie so fest an sich zu drücken, als könnte sie sich von Antonella verabschieden, als wäre es nicht Bela, die sie in der Abendsonne im Arm hielt.
    »Ein wahrlich nettes Bild!«
    Die Köpfe der beiden fuhren erschreckt herum. Auf einem kleinen Hügel stand Leutnant Bayer und blickte auf die Mädchen herab. Seine Arme waren verschränkt, eine Hand ans Kinn gelegt, den rechten Mundwinkel leicht nach oben gezogen.
    »Es ist zu schade, dass die Hurenmutter heute einen Tag Ruhe angeordnet hat«, rief der Offizier. »Zu gerne würde ich bei diesen Zärtlichkeiten einen Part übernehmen.«
    »Das glaube ich Euch aufs Wort.« Es hatte nur wenige Sekunden gedauert, bis Rosi sich zu ihren Mädchen gesellt hatte. Ihre Stimme durchzog der kühle Hauch der Ablehnung, als sie die Worte sprach. »Was kann ich für Euch tun, werter Leutnant? Ihr könnt Eurem Herrn ausrichten, dass es bei meinem Entschluss bleibt. Heute werden keine Freier bedient, auch nicht von adeliger Natur.«
    »Meinem Herrn?«, zischte er voller Abscheu über diese abwertende Aussage. Der Leutnant lehnte sich nach vorn, die Stirn in Falten gezogen. Dann wurde seine Stimme sanft wie ein Band aus Seide. »Aber nein, Euer Freund, Hauptmann Falkensted, schickt mich. Anscheinend möchte er mit Euch ein paar Worte wechseln. Ihr sollt zu ihm kommen. Er befindet sich in der Lichtung des kleines Forstes, dort drüben.« Dabei nickte er in Richtung des Dickichts zu ihrer Rechten.
    Der Blick der Hurenmutter verschärfte sich, während sie sich die Hände abwischte. »Wieso kommt er nicht zu uns?«
    Der Leutnant drehte sich um, lächelte milde. »Das entzieht sich meinem Wissen, schließlich bin ich nur ein Diener, der die Anweisungen seines Herrn befolgt«, antwortete er mit einer süffisanten Spitze und entfernte sich daraufhin schnell.
    »Das gefällt mir nicht«, murmelte Rosi zu Uta und Pauline. »Ich werde alleine gehen, falls irgendetwas passiert, wisst ihr, was zu tun ist.« Ihre Ansage war unumstößlich, sodass Uta hastig nickte und ihre roten Haare auf und ab wippten.
    Rosi nahm ein kleines Messer an sich, verstaute es unter ihrem Rock und machte sich auf den Weg.
    »Warum will Falkensted sie sprechen?«, flüsterte Bela in Elisabeths Ohr und schmiegte sich dabei eng an sie heran.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Das kann ich dir nicht sagen, Bela«, antwortete Elisabeth und verfolgte die Hurenmutter mit ihrem Blick. Es war, als drücke die eiserne Hand des Unbehagens ihre Brust zusammen, sie musste sich auf ihre Atmung konzentrieren. »Allerdings gefällt mir das ganz und gar nicht. Vielleicht will er sie warnen. Unter Umständen müssen wir sofort aufbrechen.«
    Elisabeth blickte sich um. Die anderen Frauen stellten sich allem Anschein nach dieselben Fragen. In kleinen Grüppchen hatten sie alle ihre Augen auf den Forst gerichtet. Die Dämmerung war angebrochen, nur wenige der blutroten Strahlen fielen noch über die mächtigen Wipfel der Bäume.
    »Ich werde es mir ansehen«, sagte Elisabeth schließlich mit fester Stimme und machte bereits die ersten Schritte in Richtung des Waldes.
    »Dann komme ich mit«, entfuhr es Bela und das Mädchen fasste sie an der Schulter.
    »Das wirst du nicht.« Elisabeth spürte, wie ihr ganzer Körper brannte. Sie würde es sich niemals verzeihen, sollte diesem zarten Wesen etwas angetan werden.
    »Und wenn es eine Finte war? Unsere Mutter ablenken, damit Major von Rosen mich holen kann?«, fragte sie leise und Angst in der Stimme.
    Elisabeth fuhr sich durch die Haare. Damit könnte sie richtig liegen. Sie las in Belas Augen, wie viel Furcht sie vor diesem Mann hatte.
    »Außerdem fühle ich mich bei dir am sichersten, Eli«, fügte sie hinzu.
    »Gut, aber sei ganz leise, wir werden uns in den Wald schleichen und uns das Ganze aus der Entfernung anschauen. Vielleicht müssen wir uns anpirschen und schnell flüchten, also zieh die Schuhe aus und hol zwei

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