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Die Dirne vom Niederrhein

Die Dirne vom Niederrhein

Titel: Die Dirne vom Niederrhein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Thiel
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Krankenstube. Hier werdet ihr gepflegt, bis ihr gesund seid.«
    »Unsere armen Seelen werden das restliche Leben im Gewahrsam der Kirche verbringen. Zumindest die kurze Zeit, die wir noch auf dieser Welt verweilen werden, das sagte Major von Rosen. Es heißt nichts anderes, als das wir bis zu unserem Tod vor uns hinsiechen werden. Möchtest du das zulassen?« Nackt warf sie sich vor ihn auf den Boden. Auf Knien hielt sie seine Hand, die blonden Haare verdeckten dabei ein Auge. Sie flehte ihn an: »Ich weiß, dass ich nichts als den Tod verdient habe, aber bitte, gib mir die Gelegenheit, wenigstens einen Teil meiner Schuld zu begleichen. Wenn ich Bela aus den Fängen des Majors befreien könnte, hätte ich zumindest eine Sache in meinen Leben richtig gemacht. Danach kannst du mit mir machen, was du willst. Nur diese eine Sache, bitte.«
    Er wusste nicht mehr, was er denken sollte. Langsam befreite er sich aus ihrem Griff. Er konnte die Augen nicht von dem Mädchen nehmen, das mit schmerzend bitterlichem Ausdruck vor ihm kniete. »Es tut mir leid, ich kann es nicht. Noch nicht. Dafür brauche ich Zeit. Wir können nicht einfach die Huren aus der Krankenstube mitschleifen und in von Rosens Lager marschieren. Wo sollen wir hin? Was sollen wir essen? Dafür brauchen wir einen Plan … und Zeit.«
    Mit diesen Worten verließ er den Raum und schloss die Tür hinter sich. Er verbat sich einen letzten Blick durch die Gitter.
    »Es ist zu einfach, oder? Du hast ein gutes Leben hier, warum das aufgeben?«, ertönte die Stimme Elisabeths.
    Hastig drehte er den Schlüssel um und verließ die Krankenstube mit schnellem Schritt.

Kapitel 14
- Verlorene Wahrheiten -

    Ihre Worte ließen ihn nicht mehr los. Es war schrecklich und gleichzeitig schön zu wissen, dass Elisabeth im selben Gebäude war. Wenn auch unter furchtbaren Bedingungen. Die Dämmerung kündete bereits den nächsten Tag an, als Maximilian sich vom Bett erhob, ans Fenster trat und den Nebel beobachtete, der durch die Gärten waberte.
    Ihre Berührungen, ihre Küsse …
    Maximilian schloss die Augen und atmete tief ein. Mit den Fingern massierte er seine Schläfen. Was hatte er getan? Warum dieser Sinneswandel? Hatte er nicht noch vor wenigen Stunden dieses Mädchen umbringen wollen? Es konnte nicht nur die Wärme ihrer Haut sein, die seinen Geist verwirrt hatte und jeden Gedanken, außer den an ihre Nähe, verbat. Die früheren Gefühle, die Zuneigung, die er damals in Kempen für sie empfunden hatte, waren immer noch so stark, dass er sich außerstande sah, sie zu unterdrücken. Er wollte nicht, dass sie in einer dreckigen Zelle ihr Ende fand. Würde er sie und die Huren befreien, müsste er mit seinem Mentor brechen. Im Kopf wiederholte Maximilian ihre Worte über den Vikar. Natürlich war er dieses Abkommen mit Major von Rosen eingegangen. Alles zum Wohl der Kirche, wie jener sagte. Sie brauchten das Geld der Kurie für die Kranken, es mangelte an allen Ecken und Enden. Maximilian hatte es mit eigenen Augen gesehen. Aber war der Vikar wirklich so grausam und sperrte Menschen ein, weil sie von Rosen ein Dorn im Auge waren, weil er für jeden von ihnen Geld bekam? Dieser Gedanke war unvorstellbar.
    Es gab nur eine einzige Möglichkeit, die Wahrheit herauszufinden.
    Maximilian wusch sich in aller Ruhe in den Gärten, zog neue Kleidung an und ging direkt in die Küche. Die Nonnen waren zu den Laudes aufgebrochen. Alle, bis auf eine. Nur noch drei Mägde waren hier versammelt und bereiteten die erste Mahlzeit des Tages vor.
    »Ich soll das Essen für Schwester Agathe holen«, sagte Maximilian und versuchte, seine Stimme fest und selbstbewusst klingen zu lassen.
    Ungläubig blickten sich die jungen Frauen an.
    »Ich weiß nicht, ob das richtig sein kann«, sagte eine dicke Magd mit puterrotem Gesicht.
    »Diese Anweisung kommt direkt von Vikar Weisen«, fügte er hinzu.
    Daraufhin nickte die Magd. Endlich setzten sich die Frauen in Bewegung und stellten eine Schüssel mit Brei auf den massiven Tisch, dazu ein altes Stück Brot, welches ihn mehr an einen Stein als an etwas Essbares erinnerte. Maximilian nickte zum Abschied, schritt zur breiten Treppe, die in das Obergeschoss führte. Noch nie war er diese Stufen hinaufgegangen, er musste sich beinahe dazu zwingen. Die Schlafsäle der Nonnen waren leicht auszumachen. Er konnte einen Blick in die Zimmer werfen, da fast alle Türen offen standen. Nur eine einzige war geschlossen, die ihm sofort ins Auge fiel. Kurz sah er

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