Die Donovans 4: Der verzauberte Fremde
müsste eigentlich genug sehen können, um ein Feuer zu machen. Und dann setze ich mich aufs Sofa und warte, bis es vorbei ist. Es wird alles in Ordnung kommen.“
Doch als sie vor der Feuerstelle hockte und Reisig aufschichtete, heulte der Wind gespenstisch durch den gemauerten Kamin. Hinter ihr flog die Haustür mit einem lauten Knall auf. Mindestens die Hälfte der Kerzen erlosch.
Liam stand im Türrahmen, der Wind zerrte an seinen Haaren, in seinen Augen spiegelten sich die verbliebenen Kerzenflammen. Rowan ließ vor Schreck brennenden Reisig auf ihren Fuß fallen, schrie leise auf und setzte sich auf einen Stuhl.
„Ich scheine Sie schon wieder erschreckt zu haben“, sagte er mit der ihm eigenen, sanften Stimme. „Tut mir leid.“
„Ich … Sie sind es! Himmel! Die Tür …“
„Sie war offen.“ Er drehte sich um und schob sie zu, schloss Wind und Regen aus.
Rowan war sicher, die Tür abgeschlossen zu haben, als sie vor dem Gewitter von der Veranda geflohen war. Offensichtlich nicht, dachte sie jetzt und bemühte sich, wieder etwas ruhiger zu werden.
„Ich dachte, Sie könnten vielleicht Probleme bei dem Gewitter haben.“ Er trat vor. Mit der geschmeidigen Eleganz eines Tänzers. Oder eines lauernden Wolfs. „Sieht aus, als hätte ich recht gehabt.“
„Kein Strom mehr“, brachte sie nur heraus.
„Ja, das ist mir schon aufgefallen. Und Sie frieren.“ Er hob die verstreuten Reisigzweige auf und begann ein Feuer im Kamin zu machen.
Mit Streichhölzern. Er war sicher, dass Rowan für heute genügend Überraschungen erlebt hatte, auch wenn es so etwas länger dauerte.
„Ich wollte erst für Licht sorgen, bevor ich den Kamin entzünde. Belinda hat Unmengen an Kerzen, in jedem Raum sind welche.“
„Sicher.“ Die ersten Flammen leckten bereits an den Holzscheiten, die er aufgestapelt hatte. „Gleich wird es warm. Hinter dem Haus steht ein kleiner Generator. Ich kann ihn in Gang setzen, wenn Sie möchten. Aber das Gewitter ist bald vorbei, und der Strom wird wieder eingeschaltet.“
Liam blieb, wo er war, die Flammen warfen Schatten auf sein Gesicht.
Und während Rowan ihn anschaute, verschwanden alle Ängste, sie vergaß den Sturm und das Gewitter. Stattdessen fragte sie sich, ob dieses wunderbare Haar, das ihm fast bis auf die Schultern reichte, wirklich so weich sein mochte, wie es aussah. Fragte sich, warum sie meinte, es bereits zwischen ihren Fingern fühlen zu können. Warum sie seine Nähe zu spüren glaubte, wie er sich zu ihr beugte und seine Lippen ganz nah an die ihren heranbrachte, nur einen Hauch entfernt.
„Sie träumen schon wieder, Rowan.“
„Oh.“ Sie blinzelte verlegen und schüttelte sich leicht, um einen klaren Kopf zu bekommen. „Tut mir leid. Das Gewitter … es setzt mir etwas zu.
Möchten Sie vielleicht ein Glas Wein?“ Sie rappelte sich auf und trat den Rückzug in die Küche an. „Gerade gestern habe ich eine Flasche italienischen Weißweins geöffnet. Er ist sehr gut. Ich schenke Ihnen ein Glas ein. Es dauert keine Minute.“
Herrgott noch mal. Herrgott noch mal! Sie verfluchte sich, als sie in die Küche hastete, wo ein halbes Dutzend Kerzen auf der Anrichte brannte.
Wieso war sie in seiner Gegenwart so nervös und unbeholfen? Sie war schon vorher mit attraktiven Männern allein gewesen. Sie war doch eine erwachsene Frau!
Sie holte die Weinflasche aus dem Kühlschrank, fand zwei Gläser und füllte sie. Als sie sich umdrehte, die beiden Gläser in der Hand, stand Liam direkt hinter ihr. Rowan zuckte zusammen, Wein schwappte über den Rand der Gläser, benetzte ihre Finger.
„Müssen Sie das unbedingt tun!“, fauchte sie, bevor sie sich zurückhalten konnte. Und sah dann dieses umwerfende Lächeln auf seinem Gesicht aufleuchten, so strahlend und blendend hell wie der Blitz in der Nacht.
„Nein, müssen muss ich nicht.“ Ach, zum Teufel damit, dachte er.
Warum sollte ihm nicht auch ein wenig Abwechslung und Spaß zustehen?
Ohne den Blick von ihren Augen zu wenden, beugte er den Kopf und leckte den Wein von ihren Fingern.
Alles, was sie über die Lippen brachte, war ein kleines Stöhnen.
„Sie haben recht, ein sehr guter Wein.“ Er nahm ihr das Glas aus der Hand, und als diese freie Hand schlaff an ihre Seite fiel, lächelte er und nippte. „Sie haben ein unglaublich hübsches Gesicht, Rowan Murray. Ich habe ständig an dieses Gesicht denken müssen, seit ich Sie zuletzt gesehen habe.“
„Wirklich?“
„Ja. Hatten Sie geglaubt,
Weitere Kostenlose Bücher