Die Donovans 4: Der verzauberte Fremde
marschierte zum Schrank und zog unwirsch ihren Morgenmantel heraus.
„Ich muss mich entschuldigen, Rowan, aber das ist bedeutungslos, nach dem, was ich dir angetan habe. Du hattest mein Wort, dass ich dir auf gar keinen Fall wehtun würde, und ich habe mein Versprechen gebrochen.“
Verunsichert drehte sie sich zu ihm um, hielt den Morgenmantel vor die Brust, anstatt ihn anzuziehen. „Mir wehtun?“
„Ich wollte dich, an mehr habe ich nicht gedacht. Ganz bewusst. Ich habe mir rücksichtslos genommen, was ich wollte, und dich verletzt.“
Das war gar kein Zorn in seinen Augen, wurde ihr klar. Es war Schuld.
Und ein weiteres Wunder. „Aber du hast mir nicht wehgetan, Liam.“
„Du trägst überall die Male, die ich dir gemacht habe. Du hast zartes Fleisch, Rowan, die blauen Flecke stammen von meiner Achtlosigkeit. Das kann ich leicht wieder richten, aber …“
„Moment, warte mal eine Minute.“ Sie hob die Hand, als er auf sie zukommen wollte. Er hielt mitten im Schritt inne, krümmte sich innerlich, bevor er es verhindern konnte.
„Ich werde dich nicht anrühren, ich will nur die blauen Flecke heilen.“
„Lass meine Flecke genau da, wo sie sind.“ Um Zeit für sich selbst zu schinden, wandte sie sich ab und zog sich den Morgenrock über. „Du bist besorgt, weil du mich wolltest.“
„Weil ich dich so sehr wollte, dass ich mich vergessen habe.“
„Wirklich?“ Sie lächelte, als sie sich wieder zu ihm umdrehte. Dass er seine Augen irritiert zusammenkniff, begeisterte sie noch mehr. „Nun, ich bin entzückt. Niemand hat mich je so sehr gewollt. In meinem ganzen Leben nicht. Ehrlich gesagt, ich hätte nie geglaubt, dass mich jemand so sehr will. So weit reicht meine Vorstellungskraft nun doch nicht.“
Diesmal war sie es, die auf ihn zutrat. „Und jetzt muss ich es mir nicht mehr vorzustellen versuchen, denn jetzt kann ich mir sicher sein.“
Er strich ihr durchs Haar, bevor ihm bewusst wurde, was er tat. Dass er es tun musste. „Ich habe mir deine Gedanken genommen, obwohl du mich gebeten hattest, es nicht zu tun.“
„Du hast mir deine gegeben. Auf Grund der besonderen Umstände beschwere ich mich nicht.“ Sie umfasste ihre Ellbogen, weigerte sich, jetzt schüchtern zu sein. „Was da gerade zwischen uns passiert ist, war absolut traumhaft. Es war wunderbar. Ich habe mich begehrt gefühlt. Unermesslich begehrt. Das Einzige, was mich verletzen könnte, ist, wenn es dir jetzt leidtäte.“
Sie war mehr, als er verstehen konnte. Und sie war vielleicht gar nicht so … zart besaitet. „Dann tut es mir nicht im Geringsten leid.“ Er nahm ihre Hand, schob den Ärmel hoch. „Lass mich diese Flecke wegmachen, Rowan. Es ist mir wichtig, dass ich dir kein Mal aufdrücke.“
Er küsste ihre Finger, ließ ihr Herz damit einen Schlag lang aussetzen.
Dann ihre Lippen, um es wieder zu beruhigen. Und dabei fühlte sie, wie etwas Kühlendes langsam über ihre Haut glitt. Der leichte Schmerz der Druckstellen, den sie kaum wahrgenommen hatte, verschwand.
„Werde ich mich je daran gewöhnen?“
„An was?“
„An die Magie.“
Er wickelte sich eine ihrer Haarsträhnen um den Finger. „Ich weiß es nicht.“ Du würdest es wissen, wenn du nachschauen würdest, erklang eine leise Stimme in seinem Kopf.
„Ich hatte einen wahrlich magischen Tag.“ Sie lächelte. „Ich wollte gerade zu dir kommen, als du … nun, den Austragungsort gewechselt hast. Ich wollte dir erzählen, dass ich deinen Vater getroffen habe.“
Er erstarrte. „Meinen Vater?“
„Ich war im Wald, um zu zeichnen, und plötzlich tauchte er auf. Nun, erst als Eule, aber ich glaube, ich habe es sofort gewusst. Ich habe ihn schon einmal gesehen“, fuhr sie fort. „Aber als Adler. Er trägt ein goldenes Medaillon um den Hals.“
„Ja.“ Eines, das Liam akzeptieren oder ablehnen musste.
„Dann wurde er … nun, er hat sich verwandelt, und wir haben uns unterhalten. Er sieht wirklich sehr gut aus und ist sehr nett.“
Mehr als nur ein wenig argwöhnisch, wandte Liam sich ab und zog sich an. „Worüber habt ihr denn geredet?“
„Hauptsächlich über meine Skizzen. Er wollte eine davon für deine Mutter haben, die, die ich von dir gemalt habe. Ich hoffe, die Zeichnung wird ihr auch gefallen.“
„Bestimmt. Sie ist nämlich sehr parteiisch, was mich angeht.“
Seine Stimme war so liebevoll, und Rowan lächelte. „Er sagte, dass sie dich vermisst, aber ich glaube, er hat sich da mit eingeschlossen. Ich dachte
Weitere Kostenlose Bücher