Die Donovans 4: Der verzauberte Fremde
hinlegen?“
„Uns geht es gut.“ Mel tätschelte seine Hand. „Fang nicht an zu glucken.“
Er beugte sich vor, flüsterte ihr etwas ins Ohr, und sie lächelte milde.
„Hol dir rasch dein Bier, Donovan, und dann geh wieder mit deinen kleinen Freunden spielen.“
„Du weißt doch, wie aufregend ich es finde, wenn du mich beleidigst.“ Er biss sie leicht ins Ohrläppchen und brachte sie damit zum Lachen, bevor er vier Flaschen Bier aus dem Kühlschrank holte und sich wieder davonmachte.
„Dieser Mann wird richtig sentimental, wenn es um Babys geht.“ Mel nahm sich Knabberzeug vom Teller. „Als Aiden auf die Welt kam, lief er herum, als wäre er derjenige, der die ganze Arbeit übernehmen müsste.“
Sie sah zu, wie ihr Sohn sich an Sebastians Bein festklammerte und ihr eleganter Mann dann spielerisch humpelnd zu den Männern zurückkehrte, den Kleinen im Schlepptau.
„Er ist ein wundervoller Vater.“ Ana legte sich das satte und schläfrige Baby an die Schulter und streichelte über seinen Rücken. Sie lächelte, als ihre Stieftochter zu ihr herüberhüpfte.
„Darf ich ihn jetzt halten? Ich werde mit ihm spazieren gehen, bis er eingeschlafen ist, und dann lege ich ihn in den Laufstall im Schatten. Bitte, Mama, ich bin auch ganz vorsichtig.“
„Das weiß ich doch, Jessie. Hier, nimm deinen Bruder.“
Rowan betrachtete die kleine Szene. Jessie war zehn und Anas Stieftochter. Boone war kein … das hieß, Jessie also auch nicht. Und doch hatte das Mädchen keinerlei Probleme, mit ihren Cousins und Cousinen zurechtzukommen. Ganz im Gegenteil. Rowan konnte gerade beobachten, wie Jessie mit dem typisch ungeduldigen Tonfall des ältesten Kindes die Kleineren zurechtwies und Donovan regelrecht zusammenstauchte, als er sie zum x-ten Mal mit einem harten Ball bewarf.
„Möchten Sie vielleicht einen Wein, Rowan?“ Ohne die Antwort abzuwarten, goss Morgana eine goldene Flüssigkeit in ein Glas.
„Danke. Es ist wirklich nett von Ihnen, dass Sie sich so viel Mühe machen, obwohl wir unangemeldet hereingeplatzt sind.“
„Aber es ist uns doch ein Vergnügen. Liam besucht uns viel zu selten.“
Morganas Blick war warm und freundlich. „Warum erzählen Sie uns nicht, wie Sie es geschafft haben, ihn herzulotsen?“
„Ich habe ihn nur gefragt, ob ich nicht seine Familie kennenlernen könnte.“
„Nur gefragt also.“ Morgana und Ana tauschten einen bedeutungsvollen Blick aus. „Das ist wirklich interessant.“
„Ich hoffe, Sie bleiben für ein paar Tage.“ Unter dem Tisch kniff Ana ihre Cousine warnend. „Ich habe mein altes Haus behalten, wenn Freunde und Familie zu Besuch kommen. Sie können gerne darin bleiben. Wir wohnen direkt im Haus nebenan.“
„Danke, aber ich habe überhaupt nichts mitgebracht.“ Sie sah an sich herunter, auf die sportliche Hose und die elegante Bluse, und erinnerte sich daran, dass sie Oregon mit nichts anderem als einem Morgenrock verlassen hatte und in Monterey in diesem passenden Aufzug aufgetaucht war. „Aber ich nehme an, das ist unwichtig, nicht wahr?“
„Sie werden sich schon noch daran gewöhnen.“ Mel lachte und biss in ein Stück Möhre. „An das meiste zumindest.“
Rowan war da nicht so sicher, aber eines wusste sie: Sie fühlte sich wohl hier, im Kreise dieser Menschen. Sie nippte an ihrem Wein und sah zu Liam hinüber, der mit Sebastian zusammenstand. Sicher war es auch für ihn schön, mit seiner Familie zusammen zu sein, mit Leuten reden zu können, die ihn verstanden und unterstützten.
„Du bist ein ausgemachter Idiot“, sagte Sebastian kühl.
„Es ist meine Angelegenheit.“
„Das behauptest du doch immer.“ Sebastian leerte sein Bier und musterte seinen Cousin mit amüsierten grauen Augen. „Du änderst dich nie, Liam.“
„Warum sollte ich?“ Eine kindische Antwort, das wusste er, aber bei Sebastian fühlte er sich immer in die Defensive gedrängt.
„Was willst du eigentlich erreichen? Was musst du noch beweisen? Sie ist für dich bestimmt.“
Ein Schauer rann ihm über den Rücken, aber Liam weigerte sich, es als Angst anzuerkennen. „Ich habe trotzdem die Wahl.“
Sebastian hätte gelacht, doch er erkannte das unruhige Aufleuchten in Liams Augen, erinnerte sich an sein eigenes Dilemma. „Das glaubst auch nur du“, murmelte er, aber mit wesentlich mehr Verständnis. „Und wenn du so denkst, Cousin, warum hast du es ihr noch nicht gesagt?“
„Ich habe ihr gesagt, wer ich bin.“ Liam hielt seine Stimme bewusst
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