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Die Doppelgängerin

Die Doppelgängerin

Titel: Die Doppelgängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Zauns. Hämisches (schadenfrohes) Grinsen lag auf den Gesichtern: auf Ehrlichs
Fuchsgesicht und Paulsens Hackfleischvisage.
    Im nächsten Moment verging ihnen das
Grinsen. Sie sahen den Kommissar und Röbbeck. Dazu kamen Gabys Worte. Und die
anklagende Geste...
    Bei Toni Ehrlich brannten die
Sicherungen durch.
    Plötzlich benahm er sich wie der Fuchs
in der Falle. Sein Gesicht verzerrte sich. Der Blick hetzte umher.
    „Mensch, hau ab!“ schrie er seinem
Kumpan zu. Dabei warf er sich herum. Stolpernd gab er Fersengeld, daß der Sand
auf stob.
    Paulsen, der bessere Nerven hatte,
stand wie vom Donner gerührt und wußte nicht, was er tun sollte.
    Aber das wußte Tarzan. Er schoß los wie
von der Sehne geschnellt, raste durch den Vorgarten, übersprang den Jägerzaun
wie ein Hürdenläufer und spurtete Ehrlich nach, der den Irrtum beging, sein
Heil in der Flucht zu suchen.
    Bei der Hecke, wo Paulsens Maschine
abgestellt war, hatte Tarzan ihn eingeholt.
    Ehrlich wurde im Genick gepackt und zu
Boden gerissen. Tarzan drückte ihm ein Knie zwischen die Schulterblätter.
Ehrlichs verschwitztes Gesicht puderte sich im Sand. Er brüllte wie am Spieß.
    „Ottmar, hilf mir!“

    Und tatsächlich! Ottmar trabte heran,
wobei er sein Taschenmesser zog. Aufgeklappt wurde es allerdings nicht. In
Ottmars Faust sollte es als Schlagwaffe dienen.
    Alles ging rasend schnell.
    Hinter Paulsen stürmten der Kommissar
und Röbbeck herbei. Doch der Zuchthäuslersohn traf als erster ein, und Tarzan
ließ kurzfristig von Ehrlich ab — nur solange freilich, um Paulsen mit einem
Judowurf in die Hecke zu schmettern.
    Der Kerl brüllte. Zweige brachen. Das
Motorrad, von seinem Fuß gestreift, fiel um. Paulsen schien sich in die Hecke
zu bohren. Nur seine Beine ragten heraus. Sie führten seltsame Bewegungen aus —
wie die Grätsche eines Brustschwimmers, der kurz vor dem Absaufen ist.
    Tarzan riß Ehrlich hoch.
    „Wo ist unsere Strickleiter, du
Mistkerl?“
    „Was... Das... ist eure?“ stotterte der
Überrumpelte.
    „Ja, unsere! Wo habt ihr sie?“
    „Die ist... Der...“, eine bebende Hand
deutete auf Paulsens Beine, „hat sie auf den Müllplatz geworfen.“
    Kommissar Glockner und Röbbeck näherten
sich im Schritt. Tarzan begriff. Offenbar wollten sie ihr Eingreifen
hinauszögern.
    „Du gibst zu“, sagte Tarzan, „daß ihr
unsere Strickleiter gestohlen und uns erpreßt habt. Also seid ihr beide XY. Und
XY hat die Schurkerei bei Fräulein Dettl begangen — denn der Zettel im
Fensterkitt wurde eben gefunden. Dort kommt Kommissar Glockner, Gabys Vater.
Ihr seid dran, ihr Lumpenpack. Wer hat gestern abend bei Herrn Zonker angerufen?“
    „Er...“, stammelte Ehrlich. „Paulsen!“
    „Der Alte?“
    „Nein, Ottmar.“
    „Weiß der Alte davon?“
    Ehrlich zögerte. Als er antwortete, war
es offensichtlich Lüge. Doch ihm das Gegenteil nachzuweisen, fiel im Augenblick
schwer.
    Er schüttelte heftig den Kopf. „Nichts.
Nur Ottmar und ich haben das... Es sollte ein Spaß sein. Wir wollten nur mal
ausprobieren, wie so was geht. Das Geld hätten wir zurückgegeben. Und allen
Schaden wieder gutgemacht.“
    „Natürlich!“ sagte Tarzan ironisch. „Ihr
wolltet nur ein bißchen Erpressung studieren. Rein wissenschaftlich habt ihr
gehandelt. Ich fürchte nur, auf ein Lob werdet ihr vergebens warten.“
    Herr Glockner und Röbbeck hatten das
meiste gehört. „Jetzt werden wir uns mit den beiden beschäftigen“, sagte
Gabys Vater.
    Paulsen wurde aus der Hecke gezogen.
Sein Gesicht war zerkratzt und dunkelrot vor Wut.
    „Ich sage nichts!“ schrie er. „Kein
Wort sage ich aus. Ich leugne alles. Ehrlich spinnt. Der ist übergeschnappt.“
    „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“,
sagte Herr Glockner leise zu Tarzan. „Leider. Aber der Bursche kann leugnen,
soviel er will. Ehrlichs Geständnis genügt. Außerdem haben wir die
Fingerabdrücke. Bestimmt sind auch die von Paulsen dabei.“
    Fräulein Dettl und die Mädchen hatten
sich in respektvoller Entfernung gehalten. Nur Karl und Klößchen waren zum
Schauplatz der Festnahme gestoßen.
    „So“, sagte Klößchen zu Paulsen, „du
hast also meine Strickleiter auf den Müll geworfen und denkst nicht daran, sie
zurückzugeben — trotz des Lösegeldes.“
    Dann tat er etwas, wozu er sich noch
nie hatte hinreißen lassen. Mit voller Wucht trat er Paulsen vors Schienbein.
    Der brüllte auf, hüpfte auf einem Fuß
und hielt sich den mißhandelten Knochen.
    „Aber quitt sind wir deshalb

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