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Die Doppelgaengerin

Die Doppelgaengerin

Titel: Die Doppelgaengerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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war immerhin flink genug, um aus der Fahrbahn zu springen, als sie mit dem Auto auf ihn los ist. Mit einem Rasenmäher hätte sie ihn nie gekriegt.«
    »Was hat er denn angestellt?« Im Geist sah ich, wie Sally ihn mit einer anderen Frau, vielleicht ihrer Erzfeindin, erwischte, was den Betrug doppelt schlimm machen würde.
    »Du kennst doch diese Shows im Fernsehen, wo ein Mann oder eine Frau einen Innenarchitekten ins Haus holt und ein Zimmer neu gestalten lässt, um damit den Partner zu überraschen? Genau das hat er letzte Woche gemacht, während Sally in Alabama war und ihre Mutter besucht hat.«
    »O. Mein. Gott.« Ich sah Mom entsetzt an. Die Vorstellung, dass jemand Fremdes in meine Wohnung kommen und meine liebevoll zusammengestellte Einrichtung umschmeißen würde, um alles neu einzurichten, ohne dass er oder sie eine Ahnung hatte, was mir gefiel oder nicht, war einfach grauenvoll. Ich schauderte. »Er hat einen von diesen Fernseh-Dekorateuren angeheuert?«
    »Nicht mal das. Er hat Monica Stevens von Sticks and Stones beauftragt.«
    Dem war nichts hinzuzufügen. Ein derart tragischer Missgriff ließ mich erschüttert verstummen. Monica Stevens hatte eine Vorliebe für Glas und Stahl, was vermutlich wunderbar ist, wenn man gern in einem Labor wohnen würde, und sie schwärmte für Schwarz. Viel schwarz. Unglücklicherweise neigt Sally geschmacklich eher zu einem kitschigen Landhausstil.
    Trotzdem war mir klar, wie Jazz auf Monica gekommen war: Sie hatte die dickste Anzeige im Branchenbuch, woraus der arme Jazz mit Sicherheit geschlossen hatte, dass sie sehr erfolgreich und beliebt sein musste, da sie andernfalls keine solche Anzeigen schalten könnte. So denkt Jazz eben. Und er hat das zusätzliche Handicap, dass er, obwohl er seit fünfunddreißig Jahren verheiratet ist, keine Ahnung hat, wie weit ein Mann bei einer Frau gehen darf. Wenn er zuvor daran gedacht hätte, Dad zu fragen, ob das mit der neuen Einrichtung eine gute Idee ist, hätte er sich einen Haufen Ärger und Geld sparen können, weil Dad nicht nur Ahnung von Frauen hat, sondern daraus eine wahre Wissenschaft gemacht hat. Mein Dad ist ein kluger Kopf.
    »Und welches Zimmer hat er Monica gestalten lassen?«, fragte ich mit schwacher Stimme.
    »Tu die Erbsen auf dein Gesicht.« Ich gehorchte und hörte Mom sagen: »Das Schlafzimmer.«
    Ich stöhnte. Sally hatte sich jahrelang abgemüht, die passende Einrichtung für ihr Schlafzimmer zu finden, und war von Auktion zu Auktion und von Flohmarkt zu Flohmarkt gezogen, um die perfekten Antiquitäten aufzutreiben. Einiges davon hatte das Zeug zum Erbstück gehabt. »Und was hat Jazz mit Sallys Möbeln gemacht?« Rein juristisch betrachtet waren es wohl auch seine Möbel gewesen, aber emotional gesehen hatte vor allem Sally investiert.
    »Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Monica hat ihn überredet, die Möbel auf Kommission in ihren Antiquitätenladen zu geben, und natürlich war alles in Windeseile verkauft.«
    »Was?« Ich ließ die Erbsen von meinem Gesicht rutschen und starrte meine Mutter mit offenem Mund an. Ich konnte nicht glauben, was ich gerade gehört hatte. Die arme Sally konnte ihr Schlafzimmer nicht einmal mehr restaurieren. »Vergiss das Auto, ich hätte einen Bulldozer geklaut und Jazz in den Boden gestampft! Warum hat sie nicht zurückgesetzt und einen zweiten Anlauf genommen?«
    »Na ja, sie war verletzt. Ich habe dir doch erzählt, dass sie sich dabei die Nase gebrochen hat. Und sehen konnte sie auch nichts mehr, weil ihre Brille kaputt war. Ich weiß nicht, was aus ihnen werden soll. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie ihm das je verzeiht – Hallo, Wyatt. Ich habe Sie gar nicht bemerkt. Blair, ich hatte keine Zeit, den Braten in den Ofen zu schieben, deshalb gibt es Hamburger.«
    Ich drehte mich zu den beiden Männern um, die schweigend in der Tür standen und lauschten. Wyatts Miene war nicht mit Gold aufzuwiegen. Dad ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
    »Wunderbar«, meinte er fröhlich. »Ich werfe schon mal den Grill an.« Er spazierte durch die Küche auf die Terrasse, wo er seinen Monstergrill stehen hat.
    Wyatt war durch und durch Polizist. Er hatte eben von einem Mordversuch erfahren, auch wenn ich wusste, dass Sally Jazz nicht wirklich umbringen, sondern ihm eher beide Beine brechen wollte. Und er sah aus, als sei er eben in ein Paralleluniversum gebeamt worden. »Sie kann ihm nicht verzeihen?«, fragte er angestrengt. »Nachdem sie ihn

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