Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Doppelgaengerin

Die Doppelgaengerin

Titel: Die Doppelgaengerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
Vom Netzwerk:
Tränen tropften ihr vom Kinn.
    Ich sah Wyatt an. »Sieht es wirklich so schlimm aus?«, fragte ich unsicher.
    »Ja«, antwortete er, was mich auf perverse Weise beruhigte, weil er mich bestimmt angeschwindelt hätte, wenn ich in wirklich übler Verfassung gewesen wäre.
    »Ist es aber nicht«, versicherte ich Siana und tätschelte sie meinerseits.
    »Was ist denn passiert«, fragte sie und tupfte sich die Augen trocken.
    »Meine Bremsen haben versagt.« Die ausführliche Erklärung konnte warten.
    »Und wogegen bist du gefahren? Gegen einen Strommasten?«
    »Ein anderes Auto hat mich gerammt. Auf der Beifahrerseite.«
    »Und wo ist dein Auto? Ist es noch zu reparieren?«
    »Nein«, mischte sich Wyatt ein. »Das ist hin.«
    Siana sah schon wieder aus, als würde sie gleich weinen.
    Ich lenkte sie ab, indem ich sagte: »Mom hat uns zum Abendessen eingeladen, und ich muss mich in Form bringen, bevor wir rüberfahren.«
    Sie nickte. »Allerdings. Sie würde ausflippen, wenn sie dich so sähe, in diesen blutverschmierten Kleidern. Hoffentlich hast du gutes Make-up. In ein paar Stunden wirst du aussehen wie ein Waschbär.«
    »Der Airbag«, erklärte ich nur.
    Mein Wohnungsschlüssel hing zwischen ihren anderen Schlüsseln am Schlüsselring. Sie suchte ihn heraus, schloss die Tür auf und trat beiseite, während ich den beiden voranging und die Alarmanlage ausschaltete. Sie folgte Wyatt und mir in die Wohnung. »Mom hat mich auch eingeladen. Ich dachte, bevor ich erst hierher und dann wieder ins Büro fahre, kann ich auch von hier aus zu ihr aufbrechen, darum habe ich für heute Schluss gemacht. Kann ich dir irgendwie helfen? Ich habe Zeit.«
    »Nein, ich glaube, ich habe alles unter Kontrolle.«
    »Zahlt deine Versicherung einen Mietwagen, bis die Sache rechtlich geklärt ist?«
    »Ja, Gott sei Dank. Meine Versicherungsmaklerin sagte, sie wird alles veranlassen, damit mir ab morgen ein Mietwagen gestellt wird.«
    Siana war Anwältin; sie dachte jetzt schon an die Zukunft. »Hast du einen Gutachter beauftragt, der sich den Wagen ansieht und eine Autopsie macht? Du wirst ein Gutachten brauchen –«
    »Nein«, sagte Wyatt. »Es war kein mechanisches Problem.«
    »Blair hat doch erzählt, ihre Bremsen hätten versagt.«
    »Schon, aber nicht von allein. Jemand hat die Bremsleitung durchgeschnitten.«
    Sie blinzelte; dann wurde sie weiß. Sie starrte mich an. »Da will dich jemand umbringen«, blökte sie. »Schon wieder.«
    Ich seufzte. »Ich weiß. Wyatt meint, ich bräuchte mich nicht zu wundern, schließlich war ich Cheerleader.« Ich warf ihm einen ›Ätsch‹-Blick zu und schleppte mich zum Duschen nach oben, nicht ohne ein leises Lächeln, weil ich unten Siana auf ihn einreden hörte. Trotzdem erlosch das Lächeln bald wieder. Zwei Anschläge auf mein Leben waren eindeutig zwei zu viel. Die ganze Situation machte mir mehr und mehr zu schaffen. Hoffentlich stießen MacInnes und Forester auf dicke Löcher in Dwayne Baileys Alibi, und ein paar fette Fingerabdrücke auf meinem armen Auto wären ebenfalls nicht zu verachten.
    Ich stieg aus den steifen, blutigen Sachen und ließ alles nacheinander zu Boden fallen. Meine Kleidung war sowieso ruiniert. Ich hätte nie geglaubt, dass ein einfaches Nasenbluten ein solches Desaster anrichten konnte. Schließlich wagte ich mich ins Bad vor und besah mich ausgiebig in meinem großen Spiegel. Auf meinen Wangen und auf der Nase bildeten sich eindeutig blaue Flecken, nein Flächen. Genau wie auf beiden Knien, auf den Schultern, auf der Innenseite meines rechten Armes und auf der rechten Hüfte. Jeder Muskel schmerzte; selbst meine Füße schmerzten. Ich schaute nach unten und entdeckte einen großen lila Fleck auf meinem rechten Spann.
    Noch während ich so stand und den Schaden begutachtete, kam Wyatt ins Bad. Ohne ein Wort zu sagen, musterte er mich von Kopf bis Fuß und schloss mich dann in die Arme, um mich sanft hin und her zu wiegen. Ausnahmsweise hatte seine Umarmung nichts Sexuelles an sich, aber er hätte auch pervers sein müssen, wenn ihn so ein Katalog von blauen Flecken angemacht hätte. »Du brauchst Eis«, bekundete er. »Jede Menge Eis.«
    »Ich brauche vor allem«, sagte ich, »Donuts. Etwa zwei Dutzend. Ich muss was backen.«
    »Was brauchst du?«
    »Donuts. Ich muss noch an einem Donutladen halten und zwei Dutzend Donuts kaufen.«
    »Ein Keks reicht dir wohl nicht mehr?«
    Ich löste mich aus seinen Armen und drehte die Dusche auf. »Heute waren alle so nett zu mir;

Weitere Kostenlose Bücher