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Die Doppelgaengerin

Die Doppelgaengerin

Titel: Die Doppelgaengerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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getroffen. Frauen benützen zwar manchmal Pistolen, aber selten ein Gewehr, weil man für einen Schuss auf große Distanz viel Training und Geschick braucht, und dafür interessieren sich Frauen im Allgemeinen nicht.«
    »Was ist mit den Bremsen?«, fragte Mom.
    »Hier sitzen vier Frauen. Wie viele von Ihnen wissen, wo die Bremsleitungen verlaufen?«
    Mom, Siana und Jenni schauten ihn nur fragend an. »Unter dem Auto«, sagte ich. »Ich habe dich beobachtet, als du nachgesehen hast.«
    »Und wusstest du es davor?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »An der Unterseite des Autos verlaufen mehrere Leitungen und Kabel. Woher wüsstest du, welches davon du durchschneiden musst?«
    »Ich würde wohl jemanden fragen müssen. Wahrscheinlich würde ich einfach alles durchschneiden.«
    »Was für meine Annahme spricht. Die wenigsten Frauen kennen sich gut genug mit Autos aus, um die Bremsleitungen durchzuschneiden.«
    »Oder ich würde mir ein Buch besorgen, in dem ich nachschlagen kann, wo die Bremsleitung verläuft«, sagte ich. »Wenn ich um jeden Preis eine Bremsleitung durchschneiden wollte, würde ich schon rauskriegen, wie man so was macht.«
    »Na gut, dann lass mich anders fragen. Würdest du diese Methode in Betracht ziehen, wenn du jemanden umbringen wolltest? Könntest du dir so was vorstellen?«
    »Wenn ich jemanden umbringen wollte«, überlegte ich, »müsste ich erst einmal sehr, sehr wütend oder sehr, sehr verängstigt sein, zum Beispiel weil ich mich oder einen geliebten Menschen schützen müsste. Wahrscheinlich würde ich die erstbeste Waffe nehmen, die mir einfällt, ganz egal, ob das ein Wagenheber, ein Stein oder meine blanken Hände wären.«
    »Damit entsprichst du den meisten Frauen, und damit entfiele jede Planung. Ich sagte den meisten Frauen, nicht allen, aber statistisch gesehen ist es wahrscheinlicher, dass wir nach einem Mann suchen. Einverstanden?«
    Alle nickten.
    »Es wäre aber was anderes, wenn ich einfach nur sauer auf jemanden wäre.«
    Wyatts Miene ließ erkennen, dass er es für einen Fehler hielt nachzufragen, aber er fragte trotzdem. »Inwiefern?«
    »Also, das würde sehr wohl einige Planung erfordern. Ich könnte zum Beispiel ihre Friseuse bestechen, damit sie irgendwas Schreckliches mit ihren Haaren anstellt. Solche Sachen.«
    Er stützte das Kinn in die Hand und sah mich versonnen und beinahe lächelnd an. »Du bist eine Furcht einflößende, skrupellose Amazone«, sagte er. Dad lachte prustend und schlug ihm auf die Schulter.
    »Aber ja«, sagte ich. »Vergiss das nur nicht.«

22
    Mom ließ mich erst wieder aus dem Haus, nachdem sie meine Prellungen versorgt hatte. Siana und Jenni halfen ihr, indem sie mich mit Eispäckchen, Vitamin-K-Salbe, Gurkenscheiben und in Eiswasser getunkten Teebeuteln zupflasterten. Bis auf die Vitaminsalbe war alles mehr oder weniger ein abgewandeltes Eispaket, aber sie fühlten sich besser, weil sie etwas unternehmen konnten, und ich fühlte mich besser, weil ich verhätschelt und umsorgt wurde. Dad und Wyatt waren schlau genug, sich zu verkrümeln, während ich bearbeitet wurde, und vertrieben sich die Zeit vor dem Fernseher.
    »Ich hatte auch mal einen Unfall«, erzählte Mom. »Mit fünfzehn. Ich saß auf einem Heuwagen, der von einem Pick-up gezogen wurde. Paul Harrison fuhr ihn; er war sechzehn und gehörte zu den wenigen Glücklichen an unserer Schule, die ein eigenes Auto hatten. Das Problem bei der Sache war, dass Carolyn Deale neben ihm saß. Ich weiß nicht genau, was sie mit ihm angestellt hat, aber Paul vergaß völlig, auf die Straße zu schauen, und fuhr in den Graben, wo der Heuwagen umkippte. Ich hatte mir nichts getan, so meinte ich wenigstens, aber am nächsten Morgen waren alle meine Muskeln so steif, dass ich mich kaum rühren konnte.«
    »Das sind meine schon jetzt«, sagte ich deprimiert. »Und ich durfte nicht mal auf einem Heuwagen fahren. Irgendwie entgeht mir was.«
    »Vor allem darfst du kein Aspirin gegen die Schmerzen nehmen, weil das die blauen Flecke noch verstärkt. Nimm lieber Ibuprofen«, riet Siana. »Oder probier’s mit einer Massage. Einem Bad im Whirlpool. Solchen Sachen.«
    »Und mit Dehnübungen«, ergänzte Jenni. Dabei knetete sie behutsam meine Schultern. Sie hatte früher Massagekurse besucht – nur zum Spaß, wie sie uns erklärt hatte – und war seither in unserer Familie für verkrampfte Muskeln zuständig. Normalerweise war Jenni eine Plaudertasche, aber heute Abend wirkte sie ungewöhnlich still. Nicht

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