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Die Doppelgaengerin

Die Doppelgaengerin

Titel: Die Doppelgaengerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Brust sinken. »Ein Gentleman feixt nicht.«
    »Und was sagt dir das?«
    Es sagte mir, dass ihm der Erfolg zu Kopf gestiegen war und er in die Schranken gewiesen werden musste. Nur gab es dabei ein großes Problem: Ich wollte keine weiteren Schranken aufbauen, ich wollte sie einreißen. Die Vernunft sagte mir, dass es witzlos war, noch länger darauf zu beharren, dass ich nicht mit ihm schlief, weil das vergebliche Liebesmüh war. Trotzdem ging es mir gegen den Strich, dass alles nach seinem Willen gehen sollte.
    »Es sagt mir, dass ich mich in einem Motel außerhalb der Stadt verstecken sollte«, sagte ich, nur um ihm das Grinsen zu verleiden.
    Es funktionierte.
    »Was?«, fuhr er mich an. »Wie kommst du denn auf diese idiotische Idee?«
    »Außerhalb der Stadt wäre ich doch absolut sicher, oder? Ich könnte mich unter einem falschen Namen einmieten und …«
    »Vergiss es«, fiel er mir ins Wort. »Ich werde dich um nichts in der Welt davonlaufen lassen.« Dann ging ihm auf, dass ich jetzt wieder ein Auto hatte und er nicht mehr kontrollieren konnte, was ich tagsüber trieb, während er in der Arbeit war. Dabei hatte er das nie gekonnt, denn hätte ich wirklich abhauen wollen, hätte ich nur zum Telefon greifen müssen, und jeder aus meiner Familie hätte mich sofort abgeholt. Sogar seine eigene Mutter. »Ach Scheiße«, meinte er matt.
    Er war wirklich sagenhaft wortgewandt.

25
    In dieser Nacht hatte ich einen Albtraum, was nach allem, was mir widerfahren war, nicht weiter überraschend ist. Eigentlich hätte ich jede Nacht einen Albtraum haben müssen, aber mein Unterbewusstsein ist im Verdrängen genauso gut wie mein Bewusstsein. Ich habe nur selten Albträume; normalerweise träume ich Alltagsgeschichten mit absurden Details, weil Träume vor allem für diese absurden Details gut sind, stimmt’s? Zum Beispiel, dass ich im Great Bods bin und Aktenberge wälzen muss, aber ständig von irgendwelchen Mitgliedern gestört werde, weil die Hälfte der Besucher splitternackt auf dem Heimtrainer sitzen möchte, während die andere Hälfte so was absolut ferkelig findet, was es auch wäre. Solche Sachen.
    Dass man auf mich schießt, träumte ich nicht. Der Schuss gab abgesehen von dem Knall und dem Brennen in meinem Arm wenig für einen Traum her, wohingegen der Unfall mit einer Detailfülle aufwartete, an der sich mein Unterbewusstsein lange laben konnte. Ich träumte nicht, dass ich wieder ein Stoppschild überfuhr; stattdessen saß ich in meinem roten Mercedes, den ich direkt nach der Scheidung gekauft und später gegen den weißen getauscht hatte, und ich fuhr darin über eine hohe Bogenbrücke, als das Auto plötzlich außer Kontrolle geriet und ins Schleudern kam. Immer mehr Autos prallten auf meines, und mit jedem Aufprall wurde ich näher ans Geländer geschoben, bis mir irgendwann klar war, dass mich der nächste Aufprall von der Brücke stoßen würde. Ich sah den letzten Wagen in Zeitlupe auf mich zurollen; dann gab es einen grauenvollen Ruck, mein Mercedes sprengte das Geländer, und ich kippte ins Nichts.
    Zitternd und mit klopfendem Herz schreckte ich aus dem Schlaf. Ich meine, ich zitterte, nicht mein Herz. Vielleicht zitterte mein Herz auch, aber das kann ich nicht sagen; ich konnte nur spüren, dass es wie wild pochte. Und dass sich Wyatt über mich beugte wie ein großer, schützender Schatten inmitten des dunklen Zimmers. Er strich mir über den Bauch, griff mich dann bei der Taille und drückte mich an seine Brust. »Hast du schlecht geträumt?«
    »Mein Auto wurde von einer Brücke gestoßen«, brummelte ich noch im Halbschlaf. »So ein Mist.«
    »Ja, das kann ich mir vorstellen.« Er hatte seine eigene Methode, mich zu trösten, und dazu gehörte, dass er sich über mich schob. Ich schlang die Beine um seine Hüften und zog ihn näher.
    »Fühlst du dich okay dafür?«, murmelte er, allerdings mit leichter Verspätung, weil er schon halb in mir drin war.
    »Ja«, antwortete ich trotzdem.
    Er war vorsichtig oder bemühte sich jedenfalls, vorsichtig zu sein. Er stützte sich auf den Unterarmen ab und bewegte sich langsam und gleichmäßig – bis zum Schluss, wo auch Schluss mit langsam und gleichmäßig war. Aber er tat mir nicht weh, oder wenn, dann war ich zu scharf, um es zu bemerken.
     
    Der nächste Tag war quasi eine Wiederholung des vorangegangenen, nur dass ich etwas mehr Dehnübungen und Yoga machte und mich wesentlich besser fühlte. Mein linker Arm schmerzte immer noch, wenn ich etwas

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