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Die Doppelgaengerin

Die Doppelgaengerin

Titel: Die Doppelgaengerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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verlegen. »Mehr war nicht dabei, und es war auch das einzige Mal, aber danach ging ihre Ehe in die Brüche und sie haben sich scheiden lassen. Es ist alles meine Schuld, und das wollte ich wieder gutmachen.«
    »Da musst du dir was anderes einfallen lassen«, erklärte er ihr sachlich. »Nie im Leben würde ich dich oder Blair als Lockvogel einsetzen. Falls wir überhaupt zu einer solchen Maßnahme greifen sollten, würde sich eine Polizistin als Blair verkleiden. Wir würden keinesfalls eine Unbeteiligte in Gefahr bringen.«
    Jenni schaute belämmert drein, weil ihr großartiger Plan so einfach verworfen wurde, nicht nur von mir, sondern auch von Wyatt; letztendlich zählte seine Zustimmung, weil es allein in seiner Hand lag, das Vorhaben sterben zu lassen oder in die Tat umzusetzen. Er hatte es sterben lassen.
    »Ich muss doch irgendwas für dich tun können«, sagte sie, und dabei rann eine Träne über ihre Wange. Sie sah mich flehend an.
    »Na ja, mal sehen.« Inzwischen hatte ich die Sprache wiedergefunden. Ich tippte beim Nachdenken mit dem Zeigefinger gegen meine Unterlippe. »Du könntest das nächste Jahr durch jeden Sonntag mein Auto waschen – wenn ich ein neues Auto habe, meine ich. Oder du könntest die Fliesenfugen im Bad schrubben, weil ich das echt eklig finde.«
    Sie blinzelte mich an, als wollte ihr nicht recht in den Kopf, was ich da erzählte. Dann kicherte sie. Mitten unter dem Kichern schluchzte sie hicksend, und das war eine höchst befremdliche Kombination. Das Geräusch brachte auch mich zum Kichern – obwohl ich mich aus Imagegründen nach Kräften dagegen wehrte. Ich bin blond; ich sollte auf gar keinen Fall kichern.
    Jedenfalls lagen wir uns schließlich lachend in den Armen, und sie bat mich fünf- oder sechsmal um Verzeihung, während ich ihr immer wieder versicherte, dass sie schließlich meine Schwester sei und ich sie jederzeit Jason Carson vorziehen würde, der schließlich nur ein perverser Bock war und sich an seine siebzehnjährige Schwägerin rangeschmissen hatte, weshalb ich ohne ihn eindeutig besser dran war.
    Puh. Familiendramen kosten mich den letzten Nerv.
    Wyatt musste Jenni heimfahren. Sie wollten mich mitnehmen, aber ich wollte lieber in Wyatts Haus bleiben, weil mir danach war, ein wenig allein zu sein, bis ich meine Gefühle sortiert hatte. Ich hatte versucht, Jenni zu vergeben, und hatte es zum Teil auch getan, weil Jason den Löwenanteil der Schuld trug; er war erwachsen und verheiratet gewesen, während Teenager nicht dafür bekannt sind, stets mit kühlem Kopf zu entscheiden. Trotzdem hatte ich im Hinterkopf stets die Erkenntnis herumgetragen, dass meine eigene Schwester mich betrogen hatte. Ich hatte mir alle Mühe gegeben, mich normal zu verhalten, aber sie hatte wahrscheinlich gespürt, dass ich mich danach anders verhalten hatte als davor. Am meisten hatte es mich überrascht, dass sie das so getroffen hatte. Nein, am allermeisten überraschte mich, dass sie jemals eifersüchtig auf mich gewesen war; Jenni sieht umwerfend aus und hat schon vom Tag ihrer Geburt an umwerfend ausgesehen. Ich bin halbwegs helle, aber längst nicht so schlau wie Siana. Und ich bin vielleicht ganz hübsch, aber ich spiele bestimmt nicht in derselben Liga wie Jenni. Eigentlich war ich in unserer Familie eher durchschnittlich. Worauf war sie nur eifersüchtig gewesen?
    Ich war kurz davor, Siana anzurufen, um die Sache mit ihr zu besprechen, beschloss dann aber, diese Unterhaltung für mich zu behalten. Falls Jenni unsere Beziehung ernsthaft wieder beleben wollte – wirklich beleben –, wollte ich den Versuch nicht sabotieren, indem ich etwas ausplauderte, was sie vielleicht lieber geheim halten wollte.
    Nach nicht einmal einer Stunde war Wyatt wieder da. Als er ins Zimmer trat, stand eine düstere Wolke über seinen dunklen Brauen. »Warum hast du mir nicht erzählt, dass du deinen Ex-Mann bei der Scheidung erpresst hast, dir alles zu überlassen, was du verlangt hast, verflucht noch mal? Meinst du nicht, man könnte so was als Motiv betrachten?«
    »Nur dass Jason nicht auf mich geschossen hat«, wandte ich ein. »Und er glaubt, dass er das Negativ hat.«
    Er setzte seinen grünäugigen Laserblick ein. »Er glaubt es?«
    Ich blinzelte nervös und setzte meine beste Unschuldsmiene auf. »Ich wollte sagen, er weiß, dass er das Negativ hat.«
    »Heiliger Himmel. Weiß er auch, dass er alle Abzüge bekommen hat?«
    »Ähm … Er glaubt es jedenfalls, und nur darauf kommt es an,

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