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Die Doppelgaengerin

Die Doppelgaengerin

Titel: Die Doppelgaengerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Arm«, befahl er, und ich hob brav die rechte Hand, um genau das zu tun.
    Ich musste mich zusammenreißen, um nicht beleidigt zu sein. Nicht so schlimm? Dass ich meine Schussverletzung tapfer als Kleinigkeit abtat, war meine Sache, aber wie konnte er es wagen? Es hätte mich wirklich interessiert, ob er die Sache genauso locker gesehen hätte, wenn sich sein Arm angefühlt hätte, als würde er in Flammen stehen, und wenn sein Blut seine Sachen durchtränkt hätte und auf den Boden getropft wäre.
    Puh. Dieses Bodentropfen kam gar nicht gut. Vielleicht war mir deshalb so schwindlig und heiß und schlecht. Vielleicht war es besser, wenn ich mich hinlegte.
    Ich ließ mich zur Seite gleiten, und Wyatt packte mich mit seiner freien Hand. »Blair!«
    »Ich muss mich nur kurz hinlegen«, meinte ich gereizt. »Mir ist schlecht.«
    Mit seiner freien Hand war er mir behilflich, mich auf den Asphalt zu legen. Der Asphalt war heiß und klebrig, aber das war mir egal. Ich konzentrierte mich darauf, tief durchzuatmen und in den blauen Spätnachmittagshimmel zu starren, bis sich die Übelkeit allmählich wieder legte. Wyatt redete wieder in sein Handy oder Funkgerät, was es auch sein mochte, und forderte zusätzlich einen Krankenwagen an. Schon jetzt hörte ich die Sirenen der Streifenwagen, die ihrem unter Beschuss liegenden Lieutenant zu Hilfe eilten. Wie viel Zeit war seit dem Schuss verstrichen? Eine Minute? Jedenfalls nicht mehr als zwei, da war ich ganz sicher.
    Ein Teil von mir erlebte alles wie in Zeitlupe, während ein anderer Teil das Gefühl hatte, dass alles gleichzeitig passierte. Das Resultat war ein Gefühl von absoluter Unwirklichkeit, in der alles zugleich kristallklar erschien. Ob das gut oder schlecht war, konnte ich noch nicht beurteilen. Wahrscheinlich war es ganz praktisch, ein bisschen benebelt zu sein, weil ich definitiv keine klare Erinnerung an dieses Erlebnis behalten wollte.
    Wyatt beugte sich über mich und legte die linke Hand an meinen Hals. Herr im Himmel, er wollte mich doch nicht anmachen? Ich sah grimmig zu ihm auf, was er aber nicht registrierte, weil er sich ununterbrochen, die Pistole in der Rechten haltend, in alle Richtungen absicherte. Erst da begriff ich, dass er meinen Puls prüfte und dass er noch viel grimmiger aussah als ich jemals zuvor.
    Ich würde doch nicht sterben, oder? An einer Schusswunde im Arm stirbt man nicht. Das war albern. Mir war nur ein wenig schwindlig, weil ich so schnell Blut verlor, genau wie beim Blutspenden beim Roten Kreuz. Es war keine große Sache. Andererseits hatte er einen Krankenwagen angefordert, was meiner Logik nach auf eine ernste Verletzung schließen ließ, weshalb ich mich insgeheim fragte, ob er vielleicht etwas sah, was ich nicht sehen konnte, zum Beispiel eine offene Arterie, aus der das Blut sprudelte wie aus einer irakischen Ölquelle. Nicht, dass ich mir die Wunde wirklich angeschaut hatte, denn ich hatte viel zu viel Angst gehabt, genau so etwas zu sehen.
    Ich nahm das zusammengefaltete Taschentuch von der Wunde und sah es mir an. Es war blutdurchtränkt.
    »Blair!«, ermahnte er mich scharf. »Drück das wieder auf die Wunde.«
    Okay, also würde ich vielleicht doch sterben. Ich setzte die einzelnen Puzzleteilchen zusammen – viel Blut, Schwindelgefühl, Krankenwagen –, und das Bild, das sich ergab, gefiel mir überhaupt nicht. »Ruf meine Mom an«, hauchte ich.
    »Mache ich«, antwortete er, und diesmal versuchte er, beruhigend zu klingen.
    »Jetzt. Ruf sie jetzt gleich an.«
    »Dir passiert schon nichts, Süße. Wir rufen sie vom Krankenhaus aus an.«
    Ich war außer mir vor Zorn. Ich war hier am Verbluten, und er weigerte sich, meine Mutter anzurufen? Wenn ich etwas mehr Kraft gehabt hätte, hätte ich ihm den Marsch geblasen, aber so wie die Dinge und ich lagen, konnte ich ihn nur wütend anglotzen, was wenig Effekt hatte, weil er mich praktisch nicht ansah.
    Zwei Streifenwagen rollten mit blitzendem Blaulicht und jaulenden Sirenen auf den Parkplatz, und aus jedem sprangen zwei Polizisten mit gezogenen Waffen. Gott sei Dank schalteten sie bei beiden Wagen die Sirenen aus, bevor sie ausstiegen, sonst hätten wir alle wahrscheinlich einen Gehörschaden davongetragen. Es waren noch mehr Streifenwagen unterwegs; ich hörte noch weitere Sirenen, die aus allen Richtungen zu kommen schienen.
    O Mann, das hier war wirklich Gift fürs Geschäft. Ich versuchte mir auszumalen, wie ich mich fühlen würde, wenn ich in einem Fitnesscenter Mitglied

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