Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Doppelgaengerin

Die Doppelgaengerin

Titel: Die Doppelgaengerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
Vom Netzwerk:
Recht.« Dann hob sie den Kopf und rief: »Hallo! Hat jemand irgendwas Süßes in seinem Auto?«
    »Essen Sie lieber nichts«, mischte sich der Rothaarige ein. Ich fand ihn längst nicht so nett wie seine Partnerin, rote Haare hin oder her.
    »Warum nicht? Ich muss doch nicht operiert werden, oder?« Mir fiel kein anderer Grund ein, warum ich nichts essen sollte.
    »Ich weiß nicht, das müssen die Ärzte entscheiden.«
    »Aber nein, Sie werden bestimmt nicht operiert«, versicherte mir seine Kollegin und handelte sich damit einen finsteren Blick von Red Buttons ein.
    »Man kann nie wissen.«
    Ich sah ihm an, dass sie seiner Ansicht nach die Regeln viel zu großzügig auslegte, und ich konnte ihn sogar verstehen. Dafür verstand sie wiederum mich. Ich brauchte Zuspruch, und den konnte sie mir durch ein paar Kekse geben, weil sie damit meinen Blutverlust auf die gleiche Stufe stellte wie eine Blutspende. Wenn sie was Süßes hatten und mir nichts abgeben wollten, dann bedeutete das, dass ich ernsthaft gefährdet war.
    Ein Streifenbeamter kam geduckt zwischen den Autos angelaufen, obwohl kein weiterer Schuss abgegeben worden war und jeder Mörder mit einem Funken Verstand sofort das Weite gesucht hätte, sobald der erste Streifenwagen eingetroffen war. Er hielt ein kleines Paket in der Hand. »Ich habe eine Packung Feigenriegel da«, sagte er und wirkte dabei etwas unsicher, so als könne er nicht verstehen, wie die Sanitäter auf die Idee kamen, ausgerechnet jetzt ein Knabberpäuschen einzulegen.
    »Wunderbar«, sagte sie, nahm ihm die Packung ab und riss sie auf.
    »Keisha!«, warnte Red.
    »Halten Sie doch den Mund«, fuhr ich ihn an und nahm einen Riegel aus der Packung. Dann lächelte ich Keisha an. »Danke. Jetzt bin ich sicher, dass ich überleben werde.«
    Drei Feigenriegel später war mir nicht mehr schwindlig, und ich setzte mich auf, um mich wieder gegen den Reifen zu lehnen. Red war auch damit nicht einverstanden, aber er hatte nur mein Wohlergehen im Auge, deshalb verzieh ich ihm sogar, dass er mir die Feigenriegel vorenthalten wollte. Außerdem fiel mir auf, dass die zahllosen Polizisten um uns herum inzwischen wieder aufrecht gingen, was darauf schließen ließ, dass der Schütze längst verschwunden war.
    Wyatt war nirgendwo zu sehen. Er hatte sich dem Suchtrupp angeschlossen und war noch nicht wieder zurück. Vielleicht fanden sie wenigstens diesmal ein paar verwertbare Spuren, die sie geradewegs zu dem Schützen führen würden.
    Ich wurde hinten in den Krankenwagen verfrachtet. Die Lehne der Pritsche war senkrecht gestellt, sodass ich mehr oder weniger sitzen konnte. Mir war ganz und gar nicht nach Gehen zumute, aber Sitzen war kein Problem.
    Man könnte den Eindruck haben, dass es nach einem Verbrechen oder Unfall absolut lässig zugeht. Ehrlich. Überall spazierten Polizisten herum, die meisten davon in Uniform und ausschließlich damit beschäftigt, mit anderen Polizisten zu reden, die genau das Gleiche machten. Funkgeräte krächzten, ab und zu sprach jemand in eines hinein. Offenbar hatten sie die Stelle ausgemacht, von wo der Schuss abgegeben worden war, und jetzt kämmten die Leute von der Spurensicherung das Gelände durch. Red redete ebenfalls in sein Funkgerät. Keisha packte ihr Zeug zusammen. Niemand hatte es eilig, und auch das war irgendwie beruhigend.
    »Ich brauche noch meine Handtasche«, sagte ich. Keisha holte sie aus meinem Auto und stellte sie neben mir auf die Pritsche. Als Frau konnte sie verstehen, dass ich keinesfalls ohne meine Handtasche ins Krankenhaus eingeliefert werden wollte.
    Ich kramte in der Tasche nach einem Stift und meinem Terminkalender. Hastig schlug ich den Kalender ganz hinten auf, bei den leeren Seiten, und begann zu schreiben. Mann, die Liste wurde immer länger.
    Plötzlich stand Wyatt in der offenen Tür des Krankenwagens. Er hatte die Polizeimarke an den Gürtel geklemmt und die Pistole in einen Schulterholster gesteckt, den er offen über dem Polohemd trug. Grimmige Falten umklammerten seinen Mund. »Wie geht es dir?«
    »Danke, gut«, antwortete ich höflich. Das war nicht ganz wahr, weil mein Arm ganz böse pochte und ich mich nach dem Blutverlust geschwächt fühlte, aber ich war immer noch sauer auf ihn und hatte keine Lust, mich vor ihm schwach zu zeigen. O ja, die Männer wollen, dass wir schwach sind, weil das ihren nicht tot zu kriegenden Beschützerinstinkt weckt, und indem ich sein Mitleid zurückwies, zeigte ich ihm, dass er verschissen

Weitere Kostenlose Bücher