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Die Doppelgaengerin

Die Doppelgaengerin

Titel: Die Doppelgaengerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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mich vor, um sie hinüberzuschieben, als ein scharfer Knall über die Straße hallte Erschrocken zuckte ich zur Seite, und ein scharfer Schmerz schnitt wie ein Messer durch meinen linken Arm. Dann stürzte ein tonnenschwerer Betonpfeiler auf mich herab und rammte mich in den Asphalt.

10
    Der Betonpfeiler war fest und warm und fluchte wie ein Pferdekutscher. Und wie gesagt, er war tonnenschwer. »Verfickter Hurensohn!«, zischte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und spuckte dabei jedes Wort wie eine Pistolenkugel aus. »Blair, bist du okay?«
    Wenn ich das gewusst hätte. Ich war ziemlich hart auf dem Asphalt aufgekommen und hatte mir den Kopf angeschlagen, außerdem bekam ich unter ihm keine Luft, und mein Arm tat wirklich gemein weh. Vor Schreck war ich wie gelähmt, vor allem, weil ich diesen Knall schon mal gehört hatte und mir recht gut vorstellen konnte, was mit meinem Arm passiert war. »Ich glaube schon«, antwortete ich ohne innere Überzeugung.
    Wyatt drehte den Kopf nach links und rechts, um nach heraneilenden Killern Ausschau zu halten, hievte sich dann hoch, zog mich halb in die Höhe und lehnte mich gegen einen Vorderreifen. »Du bleibst hier!«, kommandierte er, als wäre ich ein Hund. Auch egal. Ich würde bestimmt nirgendwohin gehen.
    Er zerrte das Handy aus dem Gürtel und drückte einen Knopf. Das Handy wie ein Funkgerät haltend, bellte er schnell und energisch etwas hinein, wovon ich nur »Schüsse« und unseren Aufenthaltsort verstand. Immer noch fluchend eilte er geduckt zu seinem Auto zurück und riss die hintere Tür auf. Dann krabbelte er halb in den Wagen und tauchte gleich darauf mit einer großen Pistole in der Hand wieder auf.
    »Ich kann nicht glauben, dass ich vergessen habe, die Waffe aus der Tasche zu nehmen, verfluchte Scheiße«, knurrte er und drückte sich, den Rücken mir zugewandt, gegen das Hinterrad meines Autos, wo er einen schnellen Blick über den Kofferraum hinweg wagte, um sich sofort wieder in Deckung zu gehen. »Ausgerechnet diesmal, verfluchter Dreck …«
    »Hast du ihn gesehen?«, unterbrach ich seinen Fluchschwall.
    »Nein.«
    Mein Mund war ausgetrocknet, und mein Herz hämmerte wie wild bei dem Gedanken, dass der Schütze um unser Auto herumschleichen und auf uns beide schießen könnte. Wir saßen zwischen den zwei Wagen fest, wo wir theoretisch mehr oder weniger sicher waren, aber stattdessen fühlte ich mich schrecklich bloßgestellt und verletzlich, weil wir vorn und hinten keine Deckung hatten.
    Der Schuss war von der anderen Straßenseite gekommen. Nur die wenigsten Läden an der Straße hatten sonntags geöffnet, vor allem so spät am Nachmittag, weshalb praktisch keine Autos unterwegs waren. Ich sperrte die Ohren auf, konnte aber kein abfahrendes Auto hören, was meiner Ansicht nach gar nicht gut war. Wegfahren war gut; hier bleiben war schlecht. Ich wollte, dass der Kerl verschwand. Ich wollte heulen. Und ich musste mich beherrschen, um nicht loszukotzen.
    Wyatt sah mich über die Schulter an, mit entschlossener, konzentrierter Miene, und betrachtete mich zum ersten Mal seit dem Schuss genauer. Plötzlich erstarrte er. »Ach du Scheiße, Süße«, sagte er leise. Er warf wieder einen schnellen Blick über den Kofferraum und krabbelte dann zu mir her. »Warum hast du kein Wort gesagt? Du blutest wie ein abgestochenes Schwein. Lass mal sehen, wie schlimm es ist.«
    »Nicht besonders, glaube ich. Die Kugel hat den Arm nur gestreift.« Ich hörte mich an wie ein Cowboy in einem alten Western, der der hübschen Farmerin versichert, dass seine Verletzung nicht der Rede wert ist. Vielleicht sollte ich Wyatt die Pistole abnehmen und ein paarmal auf die andere Straßenseite feuern, um die Illusion glaubhafter zu machen. Andererseits war es bestimmt auch nicht verkehrt, einfach sitzen zu bleiben; das kostete deutlich weniger Kraft.
    Seine große Hand nahm mich ganz sanft und drehte den Arm zur Seite, damit er sich die Wunde ansehen konnte. Ich persönlich wollte sie auf keinen Fall sehen. Ich sah schon aus dem Augenwinkel zu viel Blut, und das Wissen, dass es mein Blut war, machte die Sache nicht besser.
    »Nicht so schlimm«, murmelte er. Er sah sich noch einmal um und legte dann kurz die Waffe auf den Boden, um ein Taschentuch aus seiner Hosentasche zu ziehen und es zusammengefaltet auf meine Wunde zu pressen. Keine fünf Sekunden, nachdem er die Pistole weggelegt hatte, hatte er sie wieder in der Hand. »Drück das so fest du kannst auf deinen

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