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Die Doppelgaengerin

Die Doppelgaengerin

Titel: Die Doppelgaengerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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hat einen wirklich absurden Sinn für Humor, den er während unserer Kindheit gut brauchen konnte. Im College spielte er Baseball, bevor er einen Abschluss in Elektronik machte, und er kam immer hervorragend damit zurecht, dass er als einziger Mann mit vier Frauen zusammenleben musste. Ich weiß genau, dass er während der Fahrt zum Krankenhaus Blut und Wasser geschwitzt hatte, aber nachdem er wusste, dass ich nicht schlimm verletzt war, fiel er zurück in seine gewohnte lockere Art.
    Ich grinste Siana an, die neben meiner Pritsche stand. Sie grinste zurück und blickte kurz nach rechts. Dann sah sie mich mit hochgezogenen Brauen wieder an, was in Schwesternsteno bedeutet: Was ist mit dem Sahneschnittchen da drüben?
    Das fragliche Sahneschnittchen namens Wyatt stand am Fußende der Pritsche und durchbohrte mich mit seinem Blick. Nein, er durchbohrte mich nicht, er starrte nicht mal. Aber er war ganz auf mich konzentriert, hatte die Augen zusammengekniffen und das Kinn vorgeschoben. Leicht vorgebeugt, die Hände um das Gitter am Fußende gekrallt, stand er da, und die kräftigen Muskeln in seinem Unterarm waren angespannt. Er trug immer noch den Schulterholster, und die fette schwarze Waffe hing dicht unter seiner linken Achsel.
    Meine Familie mochte sich entspannt haben, aber Wyatt war es nicht. Er war übelst gelaunt.
    Dr. MacDuff verknotete den Faden nach dem letzten Stich und rollte dann auf seinem Schemel an einen kleinen Tisch, wo er etwas auf einen Rezeptblock kritzelte und das oberste Blatt abriss. »Das war’s dann«, sagte er. »Bis auf den Papierkram. Ich habe Ihnen ein Rezept für ein Antibiotikum und ein Schmerzmittel ausgestellt. Das Antibiotikum nehmen Sie bitte bis zur letzten Dosis, selbst wenn Sie sich wieder gut fühlen. Das wäre alles. Wir werden Sie noch verbinden, dann können Sie heimgehen.«
    Das Verbinden übernahmen die Schwestern, wobei sie ganze Gaze- und Mullberge um meinen Oberarm und meine Schulter wickelten, bis es ausgeschlossen war, dass ich in irgendeines meiner Kleidungsstücke kommen würde. Ich verzog das Gesicht und sagte: »So geht das nicht.«
    »Wann können wir die Wunde neu verbinden?«, fragte Mom Cynthia.
    »Frühestens nach vierundzwanzig Stunden. Morgen Abend können Sie wieder duschen«, tröstete sie mich. »Ich gebe Ihnen noch ein paar Anweisungen mit. Und wenn Sie nicht warten möchten, bis Ihnen jemand etwas Neues zum Anziehen gebracht hat, dürfen Sie auch in diesem bezaubernden Nachthemd heimfahren.«
    »Das Nachthemd«, antwortete ich wie aus der Pistole geschossen.
    »Das sagen sie alle. Ich persönlich kann das nicht nachvollziehen, aber über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten.« Sie verschwand, um den erforderlichen Papierkram zu erledigen, wobei sie mit einem lang geübten Ruck den Vorhang zuzog.
    Das fragliche Nachthemd hing mir halb am Leib, der rechte Arm steckte in einem der Armlöcher, der linke war nackt. Ich hatte den Anstand mühsam gewahrt, indem ich das Nachthemd über meinen Brüsten festgehalten hatte, aber ich würde das Ding unmöglich anziehen können, ohne mich vor aller Augen zu entblößen.
    »Wenn die Männer mal rausgehen könnten«, setzte ich an, wurde aber unterbrochen, weil Mom meinen Terminkalender entdeckt hatte, der immer noch neben meinem Bein lag, wo Keisha ihn hingelegt hatte.
    »Was ist das?« Sie las stirnrunzelnd darin. »›Unrechtmäßige‹ Festnahme. Entführung. Körperliche Nötigung gegenüber einer Zeugin. Pampiges Benehmen …«
    »Das ist meine Liste von Wyatts Verfehlungen. Mom, Dad, darf ich euch Lieutenant J.W. Bloodsworth vorstellen. Das J steht für Jefferson, das W für Wyatt. Wyatt, meine Eltern – Blair und Tina Mallory – und meine Schwestern – Siana und Jennifer.«
    Er nickte meinen Eltern zu, während Siana nach der Liste griff. »Lass mal sehen.«
    Sie und Mom steckten die Köpfe zusammen. »Ein paar der Punkte auf deiner Liste sind vor Gericht verwertbar«, sagte Siana und nagelte Wyatt mit ihrem Anwaltsblick fest, ohne dass man auch nur das kleinste Grübchen auf ihren Wangen gesehen hätte.
    »›Durfte meine Mom nicht anrufen‹«, las Mom vor und schoss einen flammenden Blick auf ihn ab. »Das ist unverzeihlich.«
    »›Lachte, während ich blutend auf dem Boden lag‹«, fuhr Siana fort.
    »Das ist nicht wahr!«, beschwerte sich Wyatt entrüstet.
    »Du hast gelächelt. Das reicht.«
    »Mal sehen, Nötigung, Belästigung, Stalking …«
    »Stalking?« , wiederholte er, wobei er

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