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Die Doppelgaengerin

Die Doppelgaengerin

Titel: Die Doppelgaengerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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kommt.«
    Dr. MacDuff sah auf und eine der Schwestern an. »Sorgen Sie bitte dafür, dass niemand hereinkommt, bis ich fertig bin. Ich brauche nur noch ein paar Minuten.«
    Cynthia schlüpfte aus unserer Kabine und zog den Vorhang fest zu. Der Lärm schwoll an; dann hörte ich, wie sich Moms Stimme in einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldete, über alle anderen erhob: »Ich möchte zu meiner Tochter. Und zwar sofort.«
    »Machen Sie sich auf was gefasst«, warnte ich Dr. Mac-Duff. »Ich glaube nicht, dass Cynthia meiner Mom lange Widerstand leisten kann. Keine Angst, sie wird nicht laut und fällt auch nicht in Ohnmacht; sie möchte sich nur mit eigenen Augen überzeugen, dass ich noch am Leben bin. Sie kennen meine Mom nicht.«
    Er grinste, und seine blauen Augen funkelten. Er schien das Leben locker zu nehmen. »Ich kenne meine Mom, das reicht.«
    »Blair!« Das war wieder Mom, die in der panischen Suche nach ihrem verletzten Nachwuchs, also mir, die ganze Notaufnahme aufscheuchte.
    »Ich bin okay, Mom; muss nur noch vernäht werden. Wir sind gleich fertig.«
    Ob sie diese Auskunft beruhigte? Natürlich nicht. Schließlich hatte ich ihr als Vierzehnjährige versichert, dass mein gebrochenes Schlüsselbein nur ein schlimmer blauer Fleck sei. Irgendwie hatte ich damals die abwegige Idee, dass ich mit einem Kältepaket auf der Schulter weiter trainieren konnte, selbst wenn ich jedes Mal vor Schmerz aufschrie, sobald ich den Arm bewegen musste. Es war keine besonders gute Idee gewesen.
    Inzwischen kann ich meine Verletzungen deutlich besser einschätzen, aber Mom wird das nie vergessen und wollte sich deshalb Mit Eigenen Augen Überzeugen. Deshalb war ich wenig überrascht, als der Vorhang zur Seite flog – vielen Dank, dass du meine Privatsphäre so achtest, Mom – und meine ganze Familie vor mir stand. Mom, Dad, Siana und sogar Jenni. Genauso wenig überraschte es mich, Wyatt bei ihnen zu sehen, immer noch grimmig und wütend.
    Dr. MacDuff sah auf und wollte zu einem energischen »Raus hier!« ansetzen, obwohl er es wahrscheinlich als: »Wenn Sie kurz draußen warten würden, wir sind gleich so weit«, formuliert hätte, aber so weit kam er gar nicht. Er sah Mom und vergaß alles, was er sagen wollte.
    Das war nicht ungewöhnlich. Mom war vierundfünfzig und sah aus wie vierzig. Sie war in ihrer Jugend Miss North Carolina gewesen – groß und schlank, blond und schlichtweg atemberaubend. Anders lässt es sich nicht ausdrücken. Dad war absolut verrückt nach ihr, aber das ging schon in Ordnung, weil sie auch verrückt nach ihm war.
    Sie eilte an meine Pritsche, und sobald sie erkannt hatte, dass ich mehr oder weniger in einem Stück geblieben war, beruhigte sie sich und strich nur mit einer kühlen Hand über meine Stirn, als wäre ich wieder fünf Jahre alt. »Angeschossen, wie?«, fragte sie liebevoll. »Da hast du deinen Enkeln was zu erzählen.«
    Ich hab’s doch gesagt. Gespenstisch.
    Dann fixierte sie Dr. MacDuff. »Hallo, ich bin Tina Mallory, Blairs Mutter. Wird sie bleibende Schäden davontragen?«
    Er blinzelte und machte sich wieder ans Nähen. »Äh, nein. Sie wird ein, zwei Wochen lang den Arm nicht einsetzen können, aber in ein paar Monaten ist sie wieder wie neu. Ich werde Ihnen ein paar Tipps für die nächsten paar Tage mitgeben.«
    »Die kenne ich schon.« Sie lächelte müde. »Viel Ruhe, den Arm mit Eis kühlen, Antibiotika.«
    »Genau so.« Er lächelte sie an. »Ich werde ihr ein Schmerzmittel verschreiben, aber vielleicht genügen auch verschreibungsfreie Mittel. Nur kein Aspirin; ich möchte nicht, dass die Wunde wieder zu bluten beginnt.«
    Natürlich redete er inzwischen ausschließlich mit Mom und nicht mehr mit mir. Sie hat diesen Effekt auf Männer.
    Auch der Rest der Familie drängte nun in meine Kabine. Dad stellte sich an Moms Seite, legte einen Arm um ihre Taille und half ihr so durch die nächste Krise, die eines ihrer Kinder durchmachte. Jenni ließ sich auf dem einzigen Besucherstuhl nieder und schlug die Beine übereinander. Dr. MacDuff sah kurz zu ihr hinüber und begann wieder zu blinzeln. Jennifer hat Moms Aussehen geerbt, aber sie hat dunkleres Haar.
    Ich räusperte mich und holte Dr. MacDuff auf die Erde zurück. »Die Naht«, flüsterte ich.
    »Äh – ja.« Er zwinkerte mir zu. »Ich war einen Augenblick abwesend.«
    »So was kommt vor«, meinte Dad mitfühlend.
    Dad ist groß und schlaksig, hat sandbraunes Haar und blaue Augen. Er ist ruhig und gelassen und

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