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Die Doppelgaengerin

Die Doppelgaengerin

Titel: Die Doppelgaengerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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kalt.
    Am liebsten wäre ich auf der Stelle über ihn gestiegen und hätte die Sache selbst in die Hand genommen, aber ich hatte ihm erklärt, dass wir keinen Sex haben würden, und konnte folglich schlecht gegen die von mir selbst verhängten Prinzipien verstoßen. Trotzdem hätte ich wohl besser einen Slip angezogen, bevor ich mit ihm ins Bett ging, weil das Hemd natürlich bis zur Taille hochgerutscht war. So was passiert jeder Frau, die ein Hemd als Nachthemd trägt. Er hatte sich wie ein echter Gentleman benommen und mich nicht begrabscht oder so, aber das hatte ich nur meiner Verletzung zu verdanken. Ich rechnete fest damit, dass sich das bald ändern würde, weil es ihn bestimmt stresste, ein Gentleman zu sein. Nicht, dass er schlechte Manieren gehabt hätte, ganz im Gegenteil, aber seinen Instinkten nach war er aggressiv und ehrgeizig. Sonst wäre er kein so guter Sportler gewesen. Er besaß nicht nur die körperlichen Voraussetzungen, sondern auch einen unbedingten Siegeswillen. Wie lange würde er wohl auf meinen Arm Rücksicht nehmen?
    Über diesem Gedanken schlief ich ein und erfuhr die Antwort am nächsten Morgen um sechs Uhr früh, als er mich sanft auf den Rücken drehte und sich zwischen meine Beine schob. Ich war noch im Halbschlaf, als er damit anfing, aber hellwach, als er fertig war. Meinen Arm ließ er zwar in Ruhe, dafür fiel er umso enthusiastischer über meinen Hals her.
    Als er mich endlich aufstehen ließ, stürmte ich sofort ins Bad. »Das war total unfair!« Todgeil, aber unfair. »Mich im Schlaf zu überwältigen!«
    Ich knallte die Tür zu, um sein Feixen nicht sehen zu müssen. Um ganz sicherzugehen, schloss ich zusätzlich ab. Er konnte ja ein anderes von seinen tausend Bädern benützen.
    An diesem Morgen ging es mir eindeutig besser, ich war nicht mehr so zittrig, und die Schmerzen in meinem Arm waren zu einem dumpfen Klopfen abgesunken. Ein Blick in den Spiegel zeigte mir, dass ich nicht mal mehr blass war. Wie denn auch, nachdem Wyatt mich gerade durchgevögelt hatte? Meine Wangen waren hektisch gerötet, und es war keine Fieberröte, so viel stand fest.
    Nachdem ich meine Sachen wieder zusammengeräumt hatte, kramte ich einhändig in der Reisetasche herum, die immer noch mitten auf dem Badezimmerboden stand. Schließlich fand ich eine saubere Unterhose, die ich tatsächlich über meine Beine brachte, putzte mir dann die Zähne und kämmte meine Haare. Mehr schaffte ich nicht ohne fremde Hilfe. Meine sauberen Sachen waren verknittert und mussten kurz in den Wäschetrockner, aber selbst wenn sie frisch gebügelt gewesen wären, hätte ich sie unmöglich anziehen können. Einen BH zu schließen war ein Ding der Unmöglichkeit. Ein bisschen konnte ich meinen Arm inzwischen zwar wieder bewegen, aber es reichte bei weitem nicht, um mich anzuziehen.
    Ich schloss die Tür auf und stürmte wieder hinaus. Er war nirgendwo zu sehen. Konnte dieser Nichtsnutz denn nicht irgendwo bleiben, wo er mich hörte, damit ich ihm ordentlich den Marsch blasen konnte?
    Qualmend vor Wut klemmte ich die sauberen Sachen unter den rechten Arm und stampfte nach unten. Die Treppe führte mich direkt in einen riesigen Raum mit einer drei Meter hohen Decke, Ledermobiliar und dem unausweichlichen Großbildfernseher. Nur eine Pflanze war nirgendwo zu sehen.
    Kaffeeduft lockte mich nach links, wo ich durch das Esszimmer in die Küche gelangte. Wyatt stand barfuß und mit nacktem Oberkörper an der Kochinsel. Ich gönnte mir einen genüsslichen Blick auf seinen muskulösen Rücken und die sehnigen Arme, auf die tiefe Furche über dem Rückgrat und die etwas schmälere Taille über dem Jeansbund, und mein Herz machte schon wieder einen Satz. Ich steckte bis zum Hals im Schlamassel, und das nicht nur, weil mir ein Mörderdepp auf den Fersen war.
    »Wo ist der Waschraum?«, fragte ich.
    Er zeigte auf eine Tür in dem kurzen Durchgang zur Garage. »Brauchst du Hilfe?«
    »Ich komme schon zurecht. Ich muss nur kurz meine Sachen durchlüften.« Ich verschwand im Waschraum, wo ich meine Sachen in den Trockner legte und ihn anschaltete. Dann kehrte ich in die Küche zurück und stellte mich dem Feind. Na schön, erst schenkte ich Kaffee in die Tasse, die er mir hingestellt hatte. Eine Frau sollte hellwach sein, wenn sie sich mit einem Mann anlegt, der so hinterhältig und gemein ist wie Wyatt Bloodsworth.
    »Das muss aufhören.«
    »Was denn?«, fragte er und wendete einen Pfannkuchen.
    »Diese heimtückischen Überfälle.

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