Die Doppelgaengerin
wollen.«
»Nein, das lässt sich einrichten. Falls ich zufällig nicht zu Hause sein sollte, kannst du mich auf dem Handy erreichen.«
»Okay. Ich rufe später wieder an.«
»Das klingt ja viel versprechend«, sagte Mrs. Bloodsworth, deren grüne Augen neugierig leuchteten. Sie gab sich keine Mühe, so zu tun, als hätte sie nicht zugehört. Immerhin saßen wir im selben Zimmer.
»Ich hoffe, es bringt uns weiter. Jetzt muss ich nur noch Wyatt dazu bringen, nicht wieder einfach aufzulegen …«
»Er hat einfach aufgelegt?« Jetzt sprühten Funken aus den grünen Augen. »Ich habe ihm bessere Manieren beigebracht. Lassen Sie mich kurz mit ihm reden …«
»O nein, das brauchen Sie nicht. Wenn ich es recht überlege, ist es sowieso besser, wenn ich ihn gar nicht erst anrufe. Ich wende mich lieber an Detective MacInnes.« Ich stöberte die Visitenkarte des Detectives in meiner Handtasche auf und wählte die angegebene Nummer.
Als er ans Telefon ging, sagte ich fröhlich: »Hallo, hier ist Blair Mallory …«
»Äh – einen Moment, Ms. Mallory, ich hole den Lieutenant …«
»Das brauchen Sie nicht. Ich wollte Sie sprechen. Die Sache ist so, dass ich eben mit meiner stellvertretenden Geschäftsführerin Lynn Hill gesprochen habe, die mich vertreten soll, wenn morgen das Great Bods wieder öffnet – es wird doch wieder öffnen können, oder? Sie haben Ihre grässlichen gelben Bänder doch wieder weggemacht?«
»Äh – ich kann Sie gleich deswegen zurückrufen …«
»Nicht so wichtig. Das hat Zeit bis später. Jedenfalls hat Lynn mir gegenüber erwähnt, dass sie glaubt, Nicole hätte Spaß daran gehabt, sich mit verheirateten Männern einzulassen. Sie wissen schon – die Herausforderung, einer anderen Frau etwas wegzunehmen. Lynn sagte, sie hätte das bei ihrer Vernehmung nicht erwähnt, weil es ihr erst später eingefallen ist, als sie die ganze Sache noch mal überdachte, aber so wie sich Nicole benommen hatte, hält sie das für sehr wahrscheinlich.«
»Äh …«, versuchte er mich zu unterbrechen, aber ich redete ihn in Grund und Boden.
»Als Lynn und ich über mögliche Kandidaten sprachen, erwähnte sie, dass sie Nicole vor ein paar Monaten mit einem Mann zusammen auf der Toilette erwischt hätte. An den Namen des Mannes kann sie sich nicht erinnern, weil er nur ein paarmal im Great Bods war und danach seinen Vertrag auslaufen ließ, aber sie ist ziemlich sicher, dass sie den Namen wiedererkennen würde, und wenn Sie möchten, würde Sie mit Ihnen ins Great Bods fahren und die Datei der Mitglieder, die ihren Vertrag nicht verlängert haben, durchgehen. Wäre das für Sie von Interesse?«
»Ja.« Inzwischen hörte er sich wesentlich aufgeschlossener und neugieriger an.
»Gut. Ich denke, das könnte ein Ausgangspunkt sein. Vielleicht hat dieser eine Mann nichts mit der Sache zu tun, aber dass sie eine Schwäche für verheiratete Männer hatte, rückt den Fall in ein neues Licht, nicht wahr?«
»Allerdings.« Jetzt klang er fast fröhlich.
»Ich gebe Ihnen Lynns Nummer, damit Sie nicht danach suchen müssen. Haben Sie was zu schreiben?« Dann ratterte ich die Nummer herunter. »Sie wartet auf Ihren Anruf. Und das ist ihre Handynummer, falls sie nicht zu Hause sein sollte.« Ich ratterte die nächste Nummer herunter. Dann flötete ich: »Einen schönen Tag noch, Detective«, und legte auf, noch während er sich gedankenverloren verabschiedete.
»Ich bin beeindruckt.« Mrs. Bloodsworth grinste von einem Ohr zum anderen. »Sie verstehen es ausgezeichnet, die beschränkte Blondine zu spielen, aber dann haben sie die Nummern so schnell herausgesprudelt, dass er wahrscheinlich kaum mit dem Schreiben nachkam.«
»Dann wird er zurückrufen«, antwortete ich cool. »Er oder jemand anderes.«
Natürlich rief jemand anderes an, und zwar keine fünf Minuten später. Er war bis zum Anschlag geladen. »Wenn du Informationen über den Fall hast, dann rufst du mich an, nicht einen meiner Männer«, knurrte er gepresst.
»Sagt das derselbe Mann, der mich schon zweimal aus der Leitung geschmissen hat? Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich dich jemals wieder anrufen werde. Punktum.«
Ein Schweigen, so tief wie der Grand Canyon, senkte sich über die Leitung. Dann brummte er: »Ach du Scheiße«, in dem Tonfall eines Mannes, dem eben aufgegangen ist, dass er zu Kreuze kriechen und um Verzeihung bitten muss, weil er sich eindeutig wie ein Idiot benommen hat. Und damit nicht genug, er wusste, dass ich bei
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