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Die Doppelgaengerin

Die Doppelgaengerin

Titel: Die Doppelgaengerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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irgendwie helfen?«, fragte ich hoffnungsvoll, weil es mir allmählich fad wurde, immer nur herumzusitzen und mich bedienen zu lassen.
    »Einhändig?«, fragte sie und lachte. »Sie können den Tisch decken, aber sonst fällt mir nichts ein. Am nettesten fände ich es, wenn Sie mit in die Küche kämen und mir Gesellschaft leisteten. Seit ich allein bin, komme ich nicht mehr oft zum Kochen, wissen Sie? Wozu auch? Abends mache ich mir ein Sandwich oder im Winter eine Dosensuppe warm, aber ohne Gesellschaft ist das Essen eine recht langweilige Geschichte.«
    Ich folgte ihr in die Küche und setzte mich an den Tisch. Natürlich gab es wie in allen viktorianischen Häusern ein Esszimmer für feierliche Anlässe, aber ich konnte spüren, dass die meisten Mahlzeiten im Haus der Bloodsworths an diesem Tisch eingenommen worden waren. »Das klingt, als würden Sie sich ein wenig langweilen. Haben Sie schon daran gedacht, wieder ins Great Bods zu kommen? Wir haben ein paar tolle neue Kurse im Programm.«
    »Ich habe darüber nachgedacht, aber Sie wissen selbst, wie das ist. Über etwas nachzudenken und etwas zu tun sind zwei Paar Schuhe. Ich fürchte, dass ich seit meinem Fahrradunfall nachlässig geworden bin.«
    »Wer hat nach dem Unfall für Sie gesorgt?«
    »Meine Tochter Lisa. Es war elend. Das gebrochene Schlüsselbein war schon schlimm genug, aber die Rippen – die reine Quälerei. Jede Bewegung tat mir weh, und weil ich beim besten Willen keine bequeme Position finden konnte, bewegte ich mich in einem fort. Mein linker Arm ist inzwischen beinahe wieder wie früher, aber immer noch geschwächt, obwohl ich so fleißig damit geübt habe. Sechs Monate! Es ist einfach lächerlich, dass ich so lange brauche, um mich zu erholen, aber das bringt wohl das Alter mit sich.«
    Ich schnaubte. Es war kein besonders vornehmes Geräusch, aber es drückte meine Meinung aus. »Ich hatte mir mal das Schlüsselbein gebrochen, als ich im Cheerleading-Team unserer High School war. Ich musste ununterbrochen üben, um für das nächste Jahr wieder in Form zu kommen. Zum Glück hat unser Team bei den Basketballspielen keine Pyramiden oder Würfe vorgeführt, sonst hätte ich die Sache vergessen können. Sechs Monate kommen mir nicht allzu lang vor.«
    Sie lächelte. »Aber ich mache keinen Handstand. Sie damals schon, oder?«
    »Damals nicht, o nein. Das ging nicht; meine Schulter hätte das nicht mitgemacht.«
    »Können Sie heute noch einen Handstand?«
    »Natürlich. Auch einen Rückwärts-Flickflack, Radschlagen, Spagat. Ich bemühe mich, mindestens zweimal wöchentlich Gymnastik zu machen.«
    »Könnten Sie mir beibringen, wie man einen Handstand macht?«
    »Warum nicht? Dazu braucht es vor allem Gleichgewicht, Kraft und Übung. Bevor Sie damit anfangen, müssten Sie allerdings ein paar leichtere Gewichtsübungen machen, um Ihren Arm und Ihre Schulter zu kräftigen. Sie wollen doch nicht umfallen und sich was anderes brechen.«
    »Allerdings«, stimmte sie mir eifrig zu.
    »Ich kann sogar einen einhändigen Handstand«, prahlte ich.
    »Wirklich?« Sie drehte sich vom Herd weg und blickte nachdenklich auf meinen verletzten Arm, der in ihrem blauen Schal lag. »Aber jetzt nicht.«
    »Wahrscheinlich schon, weil ich ihn auf dem rechten Arm mache, schließlich bin ich Rechtshänderin und mein rechter Arm ist kräftiger. Den linken Arm stecke ich immer hinter den Rücken, damit er mir nicht im Weg ist und mich nicht aus dem Gleichgewicht bringen kann.«
    Nun, das Fazit dieser Unterhaltung war, dass wir, als die Koteletts, grünen Bohnen, Stampfkartoffeln und Biskuits fertig waren, beide um jeden Preis ausprobieren wollten, ob ich einen Handstand hinbekommen würde. Mrs. Bloodsworth redete mir immer wieder zu, ich sollte kein Risiko eingehen, ich könnte mich noch mehr verletzen, die Nähte wären noch frisch, ich hätte zu viel Blut verloren und so weiter, aber ich erwiderte, dass bei einem Handstand das Blut, das ich noch im Körper hatte, in meinen Kopf fließen musste, sodass ich bestimmt nicht in Ohnmacht fallen würde.
    »Aber Sie sind noch geschwächt.«
    »Ich fühle mich aber nicht so. Gestern Abend war ich noch zittrig, heute Morgen noch leicht zittrig, und inzwischen geht es mir wunderbar.« Um das zu beweisen, musste ich natürlich einen Handstand machen.
    Sie redete auf mich ein, als wollte sie mich um jeden Preis davon abhalten, wüsste aber nicht wie, aber gleichzeitig sah ich ihr an der Nasenspitze an, dass sie es kaum erwarten

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